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Schichtsystem

Das Schichtsystem: Hardshell (links), Isolationsjacke (Mitte), UV-Shirt
Das Schichtsystem: Hardshell (links), Isolationsjacke (Mitte), UV-Shirt © gipfelwelt.net

Wer sich auf Wanderschaft begibt, braucht Kleidung im Schichtsystem, die sich schnell an wechselnde Wetterbedingungen anpasst.

Warm und trocken im Schichtsystem

Outdoor-Hersteller wollen uns mit Unmengen an Funktionskleidung für jeden erdenklichen Einsatzzweck bedenken. Damit haben sich unter den Anwendern verschiedenste Fraktionen herausgebildet. Die Glaubenskriege toben schon mal bezüglich der unendlichen Palette an Funktionsmaterialien. In der Regel setzen Sportler auf Kunststoff-Fasern, weil sie schnell trocknen und sich so kein Schweiß in der Kleidung sammelt. Doch es gibt verstärkt aus Umweltschutzgründen eine “Rückbesinnung” auf Wolle und insbesondere die kratzfreie Merinowolle, Seide und andere Fasern natürlichen Ursprungs wie Tencel, die viel leichter recycelbar und biologisch abbaubar sind. Nur in einem Punkt dürften sich alle einig sein, die schon mal ernsthaft Bergsport betrieben haben: Baumwolle ist ein absolut ungeeignetes Material, schwer, fängt schnell an zu müffeln und saugt Nässe auf wie ein Schwamm.

Auch was die Membrane angeht, die Kleidung wasserdicht machen, schwört ein jeder auf einen anderen Hersteller. Die Umweltfraktion setzt derweil auf Wachsbeschichtungen. Und das Ganze setzt sich fort bei Isolationsmaterialen, die es neben der guten alten, aber sehr nässeanfälligen Gänsedaune in mittlerweile fast gleichwertiger synthetischer Form gibt.

All das eint zunächst einmal das Schichtsystem, für das auch der Begriff Zwiebelprinzip verwendet wird. Denn beim Sport solltest du die Möglichkeit haben, die Kleidung spontant an sich verändernde Wetterbedingungen anpassen zu können. Die Stärke der Wärmeisolierung sollte sich also flexibel abstufen lassen, wenn es einen plötzlichen Wetterumschwung gibt. Feuchtigkeit soll schnell von innen nach außen abgegeben werden und möglichst keine Feuchtigkeit von außen eindringen. Das erreichst du, indem du die entsprechende Schicht wie im Folgenden aufgeführt einfach und schnell anziehen oder ablegen kannst. Das Schichtsystem der Kleidung besteht im Wesentlichen aus drei Schichten.

1. Bekleidungsschicht (Baselayer): Feuchtigkeitstransport

Feuchtigkeitstransport ist Aufgabe der 1. Bekleidungsschicht im Schichtsystem, die direkt auf der Haut liegt. Sich bildender Schweiß muss von der Baselayser-Schickt abgegeben werden, die Kleidung darf nicht nass bleiben. Das wäre nicht nur ein sehr unangenehmes Tragegefühl, sondern kühlt auch den Körper aus.

Es gilt auszutesten, was für dich hier am besten passt. Boxer, oder besser nur Slips? Was stört nicht beim bewegungsintensiven Tragen und was erzeugt keine Reibung/Druckstellen?

Wo man besonders zur Schweißbildung neigt, ist Baumwolle ungeeignet. Auch der Geruchsbildung kann man mit speziellen Materialien mit Silberionen entgegen wirken. Es wird nicht immer möglich sein, jeden Tag frische Unterwäsche anzuziehen.

Beim Shirt ist es extrem sinnvoll, ein Modell mit nachgewiesenem UV-Schutz zu wählen, um vor der Gebirgssonne geschützt zu sein.

Die Socken gehören im Schichtsystem auch zu den Baselayern. Sie sollten an Zehen und Fersen gepolstert sein, um Druckstellen und Blasenbildung durch die Wanderschuhe zu vermeiden.

Wenn das Material schnelltrocknend ist, hat das nicht nur den Vorteil, dass der Baselayer nicht schweißnass am Körper klatscht. Du kannst die Kleidung so außerdem gut zwischendurch mit Reiseseife waschen, und so kommst du einen unbegrenzten Zeitraum mit zwei, drei Wechelunterhosen und -shirts aus.

2. Bekleidungsschicht (Midlayer): Isolation

Feuchtigkeitstransport und Isolation sind die Zuständigkeiten der mittleren Bekleidungsschicht im Schichtsystem, die ganz nach deinen Präferenzen mehrere Zwischenschichten umfassen kann.

Über das Shirt kommt bei frischen Temperaturen eine Isolationsjacke. Hier haben sich die leichten, bequem zu tragenden und schnell trocknenden Kunstdaunen wie Primaloft etabliert. Moderne Isolationsfasern schlagen Fleece in punkto Gewicht und Funktionalität, da sie zusätzlich auch winddicht ausgestattet sind. So vermeidest du den Windchill-Effekt.

Bei großer Kälte – auf jeder Bergtour morgens und abends – braucht man unter Umständen noch eine zweite isolierende (gefütterte) Jacke, auch hier greifen viele auf Fleece zurück. Daunen und Kunstfasern als Fütterung sind aber viel leichter und angenehmer zu tragen.

Manche bevorzugen statt der Jacke eine Weste, um mehr Bewegungsfreiheit an den Armen zu haben. Verfrorene werden aber wohl die Wärme an den Armen vermissen.

Viele greifen hier auf sogenannte ‘Softshell’-Produkte zurück, die eigentlich als Außenschicht konzipiert wurden, aber sich aufgrund ihrer weichen Beschaffenheit oft auch prima drunter tragen lassen. Sie sind immer auch winddicht und verhindern das Auskühlen bei kaltem Wind.

Bei zu erwartender extremer Kälte braucht es eine isolierende lange Unterhose und Handschuhe im Gepäck für das Bergwandern. Sollte deine Isolationsjacke keine Kapuze haben, dann brauchst du außerdem auch eine Mütze.

3. Bekleidungsschicht (Shell): Wind- und Wetterschutz

Winddicht und wasserdicht muss die dritte Schicht im Schichtsystem sein. Diese wird außen getragen. Wärmeisolation ist hingegen nicht Aufgabe der Außenschicht. Sonst bräuchte man für jeden Temperaturumschwung ein extra Kleidungsstück. Wenn es kalt ist, ziehst du hingegen einfach die 2. Schicht des Schichtsystems unter die Außenschicht.

Wasserdichte Produkte werden als ‘Hardshell’ bezeichnet. Die Wassersäule und die Atmungsaktivität – also der Feuchtigkeitstransport nach außen – spielt hier eine entscheidende Rolle. Denn wenn deine Jacke von außen Wasser abhält, aber den Schweiß nicht nach außen abgeben kann, wirst du bald durch deine natürliche Schweißbildung von innen nass.

Die dritte Schicht stellt dementsprechend die große Herausforderung für die Outdoorhersteller dar und ist in der Regel am kostspieligsten. Denn ein Material, das von außen komplett dicht ist, aber trotzdem noch Feuchtigkeit von innen weiter gibt, gleichzeitig nicht total knistert und Plastik-Look-and-feel hat und den Bewegungsabläufen nicht im Weg steht, muss gefunden werden. In jeder Saison gibt es neue Bieterschlachten der Hersteller.

Möglichst leicht und platzsparend zusammenfaltbar sollte zumindest die Jacke auch noch sein, da sie ja die meste Zeit im Rucksack herumgetragen wird.

Zu beachten ist auch, dass sie eine sog. Dreikordelzug-Kapuze haben sollte. Hier lässt sich die Größe der Kapuze und die Größe des Gesichtsausschnitts einstellen – sehr nützlich bei Wind.

Bei einer Hose ist das Nasswerden nicht ganz so kritisch. Viele frieren an den Beinen nicht so schnell, so dass eine angenehmer auf der Haut zu tragende wasserabweisende und schnell trocknende Softshell oft reicht. Wichtig bei der Hose ist, dass sie für den Wärmehaushalt abzippbare Beine hat und sich so unkompliziert zur kurzen Hose umwandeln lässt. Am besten ein sog. T-Reißverschluss, der längs und quer über das Hosenbein läuft, so dass man die Schuhe beim Abtrennen anlassen kann. Wenn es jedoch in regenreiche Regionen geht, sollte eine überziehbare Hardshell Hose auf die Packliste, um das Schichtsystem auch an den Beinen zu vervollständigen.

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