Meine Trekkingtour auf dem Albsteig HW1 Teil 1 führte mich von Tuttlingen nach Jungingen. Die Wanderrroute geht aussichtsreich meist auf dem Albtrauf entlang.
Ich mache immer gern jedes Jahr eine Trekkingtour im Ausland und eine in Deutschland. Für die Inlandstour ist dieses Jahr die Wahl auf den Albsteig HW1, auch bekannt als Schwäbische Alb Nordrand-Weg. Nicht zu verwechseln ist er mit dem Albsteig im Schwarzwald. Vielmehr handelt es sich dabei um die Durchqerung des Nachbargebirges. Die Schwäbische Alb zählt zu den deutschen Mittelgebirgen und ist flächenmäßig fast genauso groß wie der Schwarzwald.
Was mich am Albsteig HW1 gereizt hat, ist die ganz besondere Charakteristik der Schwäbischen Alb: Sie hat mit dem sogenannten Albtrauf einen durchgängigen Steilhang auf der nordwestlichen Seite aller ihrer Erhebungen, und alle Berggipfel haben fast die gleiche Höhe mit etwa 1.000 Metern. Auf dem Nordrand-Weg gehst du dabei fast die ganze Zeit auf dem Trauf und nimmst viele Berge mit weiten Rundumblicken mit. Da du unterwegs durch die gleichbleibende Höhe nicht arg viele Höhenmeter bewältigen musst, eignet sich die Tour bestens für Trekking-Einsteiger, und es sind problemlos sehr lange Etappen möglich. Die sind allerdings teilweise auch erforderlich, da die Unterkunftsmöglichkeiten direkt am Weg eher rar gesäht sind ungeachtet der umfangreichen touristischen Infrastruktur auf der Schwäbischen Alb.
Meine Zeitwahl fiel auf den Monat April. Dass ich hier mit gewissen klimatischen Unwägsamkeiten rechnen musste, war klar. Doch wie heftig es dann wurde, und dass ich direkt am zweiten Tag quasi drei Jahreszeiten auf einer Etappe durchwandere, das war schon ein krasses Erlebnis. Es hatte aber auch einen großen Reiz, die Schwäbische Alb in ihrer ganzen Bandbreite von tief eigeschneit winterlich bis drückend heiß sommerlich erleben zu können. Dabei wählte ich als Startpunkt das Südende in Tuttlingen, um so von dem tendenziellen Gefälle im Etappenverlauf zu profitieren.
Inhalt
Tag 1: Tuttlingen – Wehingen (29 km, 6 h)
Der Albsteig HW1 Teil 1 begann also in Tuttlingen mit der ersten Etappe. Hier wurde ich mit frühlingshaft-sonnigem Wetter begrüßt. Es gibt den Bahnhof Tuttlingen und den Bahnhof Tuttlingen Zentrum, was sprachlich natürlich sehr viel Sinn macht. Als Anreisender via Stuttgart erreichte ich die Stadt am Bahnhof ohne “Zentrum” im Namen. Hier konnte ich durch die Unterführung direkt an die Donau gelangen und folgte dem Ufer in die Stadt. Leider sind beide Ufer geteert, ich ging über die Fußgängerbrückeund entschied mich für das orographisch linke Ufer. Das ist zumindet etwas mehr von Auen geprägt.
- In Tuttlingen gibt es zahlreiche Unterkünfte*.
Nach dem Donaupark führte der Uferweg auf die Stuttgarter Straße. Hier kannst du über die Brücke ins Zentrum gehen, ich würde Tuttlingen jetzt aber nicht gerade als Perle Baden-Württembergs bezeichnen. Der Albsteig HW1 führt vielmehr nach Überquerung der Straße steil nach Nordwesten den Hügel hinauf, über eine Brücke und zügig aus der Stadt hinaus.
Das Wetter schlug um und es setzte Schneeregen ein. Ich erreichte alsbald den Albtrauf und konnte trotz grauen Himmels erstmals den Blick über die umliegenden Täler genießen. Dann stapfte ich über Waldpfad noch etwas höher hinauf bis über Wurmlingen. Eine Panoramatafel verkündete mir den theoretischen Alpenblick, der heute aber nicht mal annähernd gegeben war.
Kurz darauf erreichte ich auf dem Albsteig HW1 Teil 1 die ehemalige Burg Fürstenstein, an die aber nur noch ein Kreuz an einem schönen Aussichtspunkt erinnert. Dann musste ich wieder ein kurzes Stück auf Teerstraße durch ein kleines Dorf gehen und danach eher aussichtsarm über Waldpfade stapfen bis zu einer kleinen Senke, in der sich der Landgasthof Waldeck* als erste Unterkunftsmöglichkeit befindet, und natürlich kannst du hier einkehren. Ich fand die Option aber wenig attraktiv und machte mich an den nächsten Anstieg an einer kleinen Kapelle vorbei und wieder durch Wald.
Über Dürbheim folgte ein nicht so attraktiver Abschnitt neben der Straße, an einer Loipenhütte vorbei über die Hochebene, die auf der gesamten Schwäbischen Alb an den Albtrauf anschließt. Jetzt ging es endlich wieder direkt am Trauf entlang, wenngleich wetterbedingt aussichtsarm, auf einem schönen Pfad direkt auf dem Klippenvorsprung. Leider musste ich dann aber noch das Areal am Klippeneck hinter mich bringen mit Teerstraßen, Fereinheimanlage und einem Segelflugplatz, was die Idylle doch recht abrupt unterbrach.
Danach folgten mehrere tolle Aussichtspunkte, erst an einer neu errichteten Kapelle und dann am Hummelsberg (1.002 m), den ich ohne merklichen Anstieg als ersten wirklichen Gipfel auf dem Albsteig HW1 Teil 1 erreichte. Nicht, dass ich bei dem tristen Wetter wirklich ein tolles Panorama hatte, aber der Eindruck zählt.
Bei anhaltendem Schneeregen und einem kontinuierlichen Temperaturabfall verließ ich den Albsteig HW1, um nach Wehingen abzusteigen, denn im benachbarten Gosheim direkt am Weg gibt es keine Unterkünfte. Ziemlich durchfroren erreichte ich mein Hotel und gönnte mir erst mal eine lange, heiße Dusche. Hier gibt es ein paar Unterkünfte* und Einkehrmöglichkeiten sowie einen Supermarkt. Tatsächlich entschied ich mich heute für die Selbstverpflegung und beendete den ersten Tag auf dem Albsteig HW1 Teil 1 gemütlich im Hotelzimmer.
Tag 2: Wehingen – Laufen an der Eyach (29 km, 7 h)
Die nächste Etappe auf dem Albsteig HW1 Teil 1 bescherte mir nun gleich drei Jahreszeiten. Der Schneeregen hatte sich in der Kälte der Nacht noch in richtigen Schnee verwandelt, sodass ich morgens über die eingepuderte Schwäbische Alb blickte. Zunächst marschierte ich von Wehingen wieder bergan und passierte eine hübsche Kapelle. Dann stracks durch den leicht eingeschneiten Wald wieder in Richtung Albtrauf, den ich beim Lembergsattel erreichte. Der Lemberg ist mit 1.015 m die höchste Erhebung auf dem Albsteig HW1, den verpasste ich durch den übernachtungsbedingt erforderlichen Umweg über Wehingen. Da es aber entlang des Albtraufs eh nur geringfügige Höhenunterschiede gibt, hatte ich da nicht allzu viel verpasst.
Gen Norden ging es wieder auf dem sehr schönen Pfad direkt über der Steilwand weiter. Es kam eine wacklige, aber recht neue Hängebrücke und ich erreichte die Kuhle am Oberhohenberg (1.011 m), was jetzt für mich der höchste Punkt auf der Strecke war. Er ist allerdings stark bewaldet und bietet gar nicht so eine spannende Aussicht.
Beim teilweise etwas steilen Abstieg machte sich schon langsam Tauwetter bemerkbar und nach dem Mini-Winter folgte der Mini-Frühling. An einem Rastplatz erreichte ich den Waldsaum und folgte diesem über die Felder im leichten Abstieg nach Deilingen, das letzte Stück dann querfeldein bis zum kleinen Hummelsee. Im Ort gibt es Einkehrmöglichkeiten.
Der Weg durch den unattraktiven Ort war dann wieder so mäßig. Dahinter ging es durch eine Senke im Wald hinab weiter bis nach Ratshausen (Gasthof) und dann leider auch wieder die Dorfstraße entlang und danach einen guten Kilometer eine Straße stramm den Berg hinauf, an einem Wanderparkplatz vorbei. Das Wetter verbesserte sich derweil kontinuierlich, und die heraustretende Sonne hatte richtig Kraft.
Nachdem ich die Teerstraße endlich hinter mich gelassen hatte, kam ein schöner Kraxelabschnitt mit Stahlgeländer. Das war jetzt der finale Aufstieg zum Plettenberg (1.002 m), der noch ein viel größeres Hochplateau hat als die bisherigen Berge der Schwäbischen Alb. Ein erster schöner Aussichtspunkt ist bei der ehemaligen Burg Plettenberg.
Dann ging es wieder ein ganzes Stück den Albtrauf entlang, bis ich nach einem weiteren Aussichtspunkt die Plettenberghütte an einer Fahrstraße erreichte. Die Hütte hat willkürliche Öffnungszeiten mit einfacher Verpflegung. Nach einem kurzen etwas eintönigen Abschnitt ging es wieder zum Trauf, und ein weiterer schöner Abschnitt brachte mich schließlich zum tollen Rastplatz auf dem Gipfel.
Die Naturlandschaft ist allerdings stark beinträchtig von einem riesigen Steinbruch für den begehrten Kalkstein, der aber zumindest interessant zu sehen ist. Damit du als Wanderer davon auch das Bestmögliche hast, wurde eine Aussichtsplattform hoch über dem Steinbruch errichtet. Erst einmal ging es aber durch das Gebäude der Seilbahnstation hindurch, von der das Gestein verladen und ins Tal transportiert wird, und weiter das abgezäunte Gelände des Steinbruchs entlang.
Auf der Plattform konnte ich dann die fragwürdige Kunstwelt bewundern, die zur Ausbeutung des Kalksteins errichtet wurde, bevor ich mich am Plettenbergturm vorbei an den Abstieg machte. Dieser dauerte jedoch nur kurz, denn nach einer kleinen Senke hieß es nun, direkt die nächste Erhebung der Schwäbischen Alb zu erklimmen, nämlich den Wenzelstein. Dieser liegt knapp unter der 1.000er-Marke und liegt auch nicht direkt auf der Wanderroute. Interessanter sind sowie so die schroffen Formationen Hoher Fels und Gespaltener Fels, wo sich der Wanderweg halsbrecherisch direkt an der Abbruchkante entlang windet.
Mittlerweile war der Himmel fast wolkenfrei und die Sonne schien mit voller Wucht, sodass auch von dem morgendlichen Winterwald überhaupt nichts mehr übrig geblieben war. Ich hatte mich bereits meiner Isolationsjacke entledigt und folgte dem schönen Weg weiter, bis ich einen Fahrweg erreichte. Dieser führte mich jetzt in die nächste Senke hinunter und öffnete den Blick auf den Lochenstein, der als schroffe Erhebung plötzlich hervorragt. Eigentlich führt der Albsteig nun in einer Schleife über den Gipfel, da war ich aber nicht sonderlich motiviert, da ich ja auch schon um die 20 Kilometer marschier war. Also folgte ich einfach dem gemütlichen Weg unten am Lochenstein entlang und konnte so auch den Lochenpass mit einer stark befahrenen Straße zügig hinter mich bringen.
Nun ging es im gemütlichen Anstieg auf den letzten Gipfel des Tages, das Hörnle (956 m). Hier und schon davor, etwas unterhalb des Gipfels, befinden sich zwei tolle Aussichtspunkte. Danach folgte dann nur noch der stetige Abstieg durch den Wald vorbei an zwei weiteren Klippen, dem Felsenmeer und dem Hakenfels, bis ich schließlich ziemlich platt das nette Örtchen Laufen an der Eyach erreichte. Hier gibt es derzeit für die Unterkunft nur das sehr einfache Hotel-Landgasthof Schalksburg, und ansonsten noch das sehr gute Ristorante-Pizzeria Sardegna.
Tag 3: Laufen an der Eyach – Jungingen (26 km, 5:30 h)
Der nächste Tag auf dem Albsteig HW1 Teil 1 fiel erst mal ins Wasser, oder besser gesagt in den Schneesturm. Nachdem ja am Vorabend noch die Sonne sehr intensiv geschienen hatte, schneite es die ganze Nacht durch und am Morgen war kein Ende des heftigen Schneefalls in Sicht. Daher entschied ich mich, zugegebenermaßen etwas verfrüht, für einen Pausentag in Laufen an der Eyach. Gegen Abend hatte sich die Welt dann komplett in ein Winterwunderland verwandelt und es kam noch kurz die Sonne raus.
Für den folgenden Tag wollte ich dann aber schon gern die dritte Etappe auf dem Albsteig HW1 Teil 1 angehen. Es war zwar sehr kaltes und diesiges Wetter vorhergesagt, aber immerhin fiel kein Schnee mehr. Der Straße aus dem Ort nach Nordosten folgend, stieg ich in den Wald auf und konnte die Straße dann für den finalen Aufstieg nach Albstadt-Burgfelden verlassen. Auf Waldpfad passierte ich dabei die Ruine Schalksburg, sparte mir in Anbetracht der nicht vorhandenen Aussicht aber den Abstecher zur Aussichtsplattform. Danach ging es ein kurzes Stück auf dem Albtrauf weiter und über ein paar Felder in den Ort. Hier warten das Landhotel Post und ein Café auf Gäste und der kleine Ort ist sehr hübsch.
Nach dem Ort ging es weiter auf dem Trauf einen Waldsaum entlang, wobei ich den Pföffinger Böllat (912 m) erreichte. Die vermutlich sehr tolle Aussicht war heute aber nicht vorhanden. Nach einer scharfen Kehre folgte der Abstieg ins Wünschtal, wo ich eine Autostraße überqueren musste. Danach war die Ausschilderung etwas verwirrend, sodass ich etwas brauchte, um den richtigen Weg zunächst parallel zur Autostraße, dann rechts hinansteigend das Wünschtal hinauf zu finden. Auf der Hochebene des Wünschbergs sah ich kaum noch die Hand vor Augen und war zum ersten Mal sehr froh über meine GPS-Navigation. Über Felder gelange ich zu einem Wanderparkplatz, wonach der Albsteig mich auf Pfaden den Wald hinab in die Senke bei der Siedlung Stich führte.
Nun ging es hinauf zum nächsten Trauf, der langgezogen in gemächlichem Anstieg auf den Heiligenkopf (893 m) führte und von dort direkt weiter zum nächsten Aussichtspunkt mit einer großen Freifläche am Blasenberg (886 m). Tatsächlich begann die Dunstglocke sich von unten her etwas zu lockern, sodass ich sogar eine Ahnung von der hier ebenfalls sehr guten Aussicht bekam.
Weiter führte mich der schöne Weg auf dem Albtrauf in die Hochebene des Roschberg, wo ich nach etwas Steigung das Hotel-Restaurant Zollersteighof* erreichte. Der Übergang zum Raichberg (956 m) mit dem Raichbergturm war recht entspannt. Das hier gelegene Nägelehaus des Schwäbischen Wandervereins ist eine schöne und günstige Übernachtungsoption, hat allerdings Montag und Dienstag Ruhetag. In Anbetracht des diesigen Wetters verzichtete ich auch auf eine Turmbesteigung, von wo du im Normalfall das Schloss Hohenzollern sehen kannst.
Ich stieg neben einer Autostraße zum Kohlwinkel ab, wo es wieder auf dem Albtrauf sehr schön zu wandern weiter ging. Während der nun folgenden Passage bis zum Hohen Berg (854 m) hatte ich doch noch ein bisschen Glück und die Sicht klarte ziemlich plötzlich auf. So konnte ich das Schloss Hohenzollern immerhin noch von etwas größerer Entfernung bewundern.
Nun folgte noch der finale Abstieg in den kleinen Ort Jungingen, wo es derzeit das Hotel Restaurant Post* als Unterkunfts- und Verpflegungsoption gibt. Hier ließ ich den Albsteig HW1 Teil 1 geruhsam ausklingen.
GPS-Route Albsteig HW1
Alle Tourenberichte und Infos Albsteig HW1
- Albsteig HW1 Teil 1: Tuttlingen – Jungingen
- Albsteig HW1 Teil 2: Jungingen – Bad Urach
- Albsteig HW1 Vorbereitung
Last Updated on Oktober 26, 2024 by Raffaele