Zum Inhalt springen

Berliner Pracht Radtour

Berliner Pracht Radtour: am Großen Wannsee
Berliner Pracht Radtour: am Großen Wannsee © gipfelwelt.net

Meine Berliner Pracht Radtour verbindet viel Prächtiges an Natur und Stadt, das Berlin bietet, mit einem Stück Potsdam: Havel, Schlösser, Seen, Häfen, Inseln.

Den zweiten Lockdown in diesem Jahr und ganz gutes Novemberwetter habe ich dazu genutzt, mir eine Radtour zu überlegen, die vieles an Berliner Pracht miteinander verbindet. Besondere Orte, an die ich immer wieder gern gehe, weil sie entweder aufgrund der schönen Natur oder aufgrund des schönen Stadtbildes einen besonderen Reiz ausüben. Ein Abstecher nach Postdam darf auch dazu zählen, finde ich, schließlich gehen die Städte ineinander über und liegen im S-Bahn-Netz Berlin. Insgesamt ein wunderbares Mikroabenteuer, das buchstäblich vor meiner eigenen Haustüre losgeht.

Outdooractive-App 10 € Rabatt
Outdooractive-App
Mit dem Gutscheincode erhältst du 10 € Rabatt für die Outdooractive-App zur...Mehr anzeigen
Mit dem Gutscheincode erhältst du 10 € Rabatt für die Outdooractive-App zur Tourenplanung und -navigation. Jetzt 30 Tage kostenlos testen! Weniger anzeigen
GIPFELWELT104

Natürlich gibt es auch noch viel mehr Berliner Pracht Orte, als auf dieser Strecke. Damit ich das Ganze zu einer Rundtour verbinden konnte, habe ich mich für Orte entschieden, die rechts und links der Havel liegen. Denn hier wird zumindest verschwenderisch Vieles an Berliner Pracht geboten. Die breite, hügelige Flusslandschaft mit ihren Inseln und Buchten gefielt auch schon den Kaisern, sodass sich immer wieder Zeugnisse vergangener Jahrhunderte in Form von Schlössern, Parks und anderen Bauten finden. Mit Ausdehnung der Stadt Berlin kamen nah und doch fern der lauten Großstadt schöne Viertel mit Villen und Yachthäfen hinzu. Da weite Strecken am Wasser für die Öffentlichkeit zugänglich geblieben sind, bieten sich hier unzählige Möglichkeiten für die Naherholung des naturbedürftigen Großstädters.

Dauer und Schwierigkeitsgrad

Der Havelradweg und der Mauerweg entlang der Havel bilden die gute Grundlage für diese Rundtour, sie lassen sich prima verbinden und mit weiteren schönen Orten verknüpfen. Herausgekommen ist eine knapp 80 Kilometer lange Strecke, die sich bei Bewegungsdrang in etwa sechs Stunden einfach abradeln lässt. Wer mehr Zeit mitbringt, kann zudem fantastische Museen und Kulturdenkmäler entlang der Route besichtigen. Zahlreiche Badestellen machen die Tour auch im Sommer interessant. Wer die Berliner Pracht Tour deutlich kürzer gestalten möchte, kann in Kladow die BVG-Fähre nach Wannsee nehmen. Das spart etwa 30 Kilometer.

Die Berliner Pracht Tour kann an zahlreichen Stellen unterbrochen werden, da wir uns die meiste Zeit im S- und U-Bahn-Netz Berlin bewegen. Der Fahrbelag ist nicht durchgehend für das Radfahren optimiert, es gibt zum Beispiel ein paar kurze Kopfsteinpflaster-Abschnitte, ein paar verkehrslastige Straßen und ein paar Waldwege. Auf ein paar Wegen sind viele Spaziergänger unterwegs. Aber größtenteils ist die Strecke gut, besonders auf den Abschnitten auf dem Havelradweg und auf dem Mauerweg. Aufgrund der kleinen Herausforderungen würde ich die Tour insgesamt als mittelschwer bezeichnen.

Natürlich sind wir immer noch in Berlin, sodass viel der Berliner Pracht unweit von nicht so Prächtigem liegt. Das bringt eine Großstadt eben so mit sich und wenn man die Punkte miteinander verbinden möchte, kommt man natürlich auch damit in Berührung.

Unbedingt solltest du die Runde gegen den Uhrzeigersinn machen. So ist die Dramaturgie perfekt wie beispielsweise die Zufahrt aufs Schloss Charlottenburg oder die Abfahrt nach Sacrow. Auch lässt du so den nicht so attraktiven Abschnitt Siemensstadt relativ am Anfang hinter dir.

Start und Ziel der Berliner Pracht Tour: Rathaus Schöneberg

Ententeich und Rathaus Schöneberg
Ententeich, U-Bahnhof und Rathaus Schöneberg © gipfelwelt.net

Das Rathaus Schöneberg bot schon gleich das erste historische Highlight und ist als früherer Regierungssitz mit dem Kennedy-Balkon in die Geschichte eingegangen. Heuer darbt das eigentlich prunkvolle Gebäude ein wenig vor sich hin. Durch das Bayerische Viertel, dem gutbürgerlichen Teil Schönebergs, ging es auf gutem Weg bis zum Viktoria-Luise-Platz, der im Sommer mit Springbrunnen ein absolutes Träumchen ist.

Durch Charlottenburg

Hinüber nach Charlottenburg, das sich sicher als prachtvollstes Berliner Viertel bezeichen darf, wie man sich hier entlang der Pariser Straße, dem wunderschönen Ludwigkirchplatz, bei Überquerung des Ku’damm, weiter Giesebrecht- und Mommsenstraße sehr eindrucksvoll selbst ein Bild machen kann.

Lietzensee
Lietzensee © gipfelwelt.net

Nach der Unterführung am Bahnhof Charlottenburg ging es kurz über Kopfsteinpflaster zum zweigeteilten Lietzensee. Entweder gehst du jetzt ein paar Stufen hinunter und kannst direkt am See entlang radeln. Oder du nimmst den einzigen Weg ohne Treppen am Kopfende des Südteils, so habe ich es gemacht. Nach einer Unterführung erreichte ich den Nordteil, der vor allem wegen seines Bootshauses und der schönen Liegewiese der bekanntere Teil ist.

Schloßstraße und Schloss Charlottenburg
Schloßstraße und Schloss Charlottenburg © gipfelwelt.net

Kurzes Stück auf dem stark befahrenen Kaiserdamm, dann in die prächtige Schloßstraße (nicht die Einkaufsstraße in Steglitz!) hinein. Die Allee wird von mehreren bedeutenden Gebäuden wie dem Museum Berggruen gesäumt, bevor sie am Schloss Charlottenburg mündet.

Nun in den Schlosspark hinein, der mit seiner Fontäne und den kunstvollen Gärten im Sommer eine wahre Berliner Pracht darstellt. Nach dem Panoramablick auf das Schloss Charlottenburg wartete noch die Replik des ehemaligen Belvedere, ehe es den Schleichweg unter dem S-Bahn-Ring über Brücken und Wege immer an der Spree entlang mit weitem Blick über das Wasser durch eine Gartenkolonie ging.

Wegbrücke am Spreeufer hinter dem Schloss Charlottenburg
Wegbrücke am Spreeufer hinter dem Schloss Charlottenburg © gipfelwelt.net

Durch Siemensstadt

Gegen Ende der Kolonie nahm ich einen Weg vom Ufer weg, um auf die Rohrdammbrücke zu gelangen. Nun begann der radfahrtechnisch am wenigsten attraktive Abschnitt durch Siemensstadt über relativ stark befahrene Straßen. Aber die Stadt in der Stadt, bestehend aus Großindustrieanlagen und Wohnsiedlungen, ist schon auch sehenswert und gehört sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auch lohnend ist das Erkunden des zugehörigen Volkspark Jungfernheide. Er ist etwas heruntergekommen, dürfte jetzt aber mit Stillegung des direkt nördlichen Flughafens Tegel allein durch seine schiere Größe und den Badesee enorm an Naherholungs-Attraktivität gewinnen.

Saatwinkler Damm im Herbstkleid
Saatwinkler Damm im Herbstkleid © gipfelwelt.net

Weiter auf dem Saatwinkler Damm entlang des Schiffahrtskanals. Das letzte Stück ist autofrei und recht nett. Dann galt es noch etwas nicht so schöne Industrie und Wohngegend hinter mir zu lassen, bis mit der Zufahrt auf Eiswerder der Weg wieder deutlich schöner wurde.

Zur Havel über Eiswerder nach Spandau

Blick auf Spandau von der Großen Eiswerderbrücke
Blick auf Spandau von der Großen Eiswerderbrücke © gipfelwelt.net

Nun erreichte ich die Havel, der ich für den größten Teil meiner Berliner Pracht Runde nun folgte. Die Insel Eiswerder erwacht gerade aus dem Dornröschenschlaf und wird ordentlich aufgehübscht. Sie ist über Brücken mit Siemensstadt und Spandau verbunden. Ich führ auf dem schon fertigen Uferweg an der Südseite entlang mit toller Weitsicht über die Havel.

Nach der Eiswerderbrücke traf ich auf den Havelradweg. Weiter ging es zunächst nur teilweise am Wasser, nach der Spandauer Altstadt dann ein langes Stück auf der schönen Uferpromenade entlang.

Nach einem weiteren Stück weg vom Wasser und Passieren der start frequentierten Heerstraße erreichte ich die Scharfe Lanke, wo das Bild ganz im Sinne der Berliner Pracht Tour mondän wurde: In der großen Bucht liegt ein Segel- und Yachtclub neben dem nächsten. Die Promenade am öffentlich zugänglichen Nordufer gibt einen weiten Blick über die Havel und die Bootshäfen der Vereine frei. Dann ging es leider wieder etwas weg vom Wasser an den teilweise recht luxuriösen Clubhäusern vorbei, die hier auch im Besitz des gesamten Ufers sind.

Dörflicher Charakter in Gatow und Kladow

Die Gemeinden Gatow und Kladow gehören noch zu Spandau und damit zu Berlin, haben jedoch nicht mehr viel mit der Großstadt gemein, sondern sind eher dörflich und ländlich geprägt. In Gatow führt der Havelradweg über die Landstraße nicht am Wasser entlang und man blickt dafür über die Felder. Dann folgte endlich der Abwzeig zurück zum Havelufer. Sodann ging es durch das Gelände des schönen Gutspark Neukladow. Ein kurzer Zwischenstopp und Anstieg zum Haus lohnt, um den Blick vom Plateau zu genießen.

Kladower Promenadenhafen
Kladower Promenadenhafen © gipfelwelt.net

Danach erreichte ich den großen Kladower Promenadenhafen, der allerlei Gastronomie bietet, vor allem aber einen tollen Blick über die Havel. Hier fährt die BVG-Fähre F10 zum Wannsee hinüber, sodass man die Berliner Pracht Tour etwa 30 Kilometer abkürzen kann.

Ich hingegen machte mich nun entlang des Mauerwegs auf nach Potsdam, um auch noch ein bisschen Brandenburger Pracht sowie den südlichsten Zipfel Berlins mit Glienicker Brücke auf meiner Berliner Pracht Tour mitzunehmen.

Kurz vor dem Kladower Ortsende lässt sich kostenfrei der Landhausgarten Fraenkel besichtigen in fantastischer Hanglage direkt am Havelufer.

Mauerweg und Jungfernsee durch Potsdam

Havelblick von der Sacrower Heilandskirche
Havelblick von der Sacrower Heilandskirche © gipfelwelt.net

Erst mal ging es leicht abschüssig durch den Wald bis zum Park des Schlosses Sacrow, in dem sich die unfassbar schöne Heilandskirche Sacrow befindet. Sie wurde auf einem Platow gebaut, das in die Havel hineinragt, und ist sicherlich einer der besondersten Orte der gesamten Region.

Weiter auf dem Mauerweg ein großes Stück einsam durch Wald und am Wasser. Nach Potsdam hinein verläuft der Mauerweg ein kleines Stück auf der stark befahrenen Landstraße. Nach der Brücke des Friedens hatte ich es aber geschafft.

Jetzt fuhr ich auf gutem Weg am neu gestalteten Nordufer des Jungfernsees, der sich entlang ganz Potsdams bis zur Glienicker Brücke zieht. Dementsprechend folgte ich einmal dem kompletten Uferverlauf, der fast durchgängig eine schöne Promenaden- und Parklandschaft ist. Der fantastischste Teil des Jungfernsees ist der Neue Garten, wo ich am geschichtsträchtigen Schloss Cecilienhof vorbeiradelte, in dem die Potsdamer Konferenz nach dem Zweiten Weltkrieg stattfand. Ein besonderes Highlight finde ich auch die Liegewiese und Badestelle Heiliger See.

Wannsee und Pfaueninsel

Über die lange Glienicker Brücke, die im Kalten Krieg für den Agentenaustausch genutzt wurde, gelangte ich wieder in das Berliner Stadtgebiet und den extrem langen Wannsee. Hier lässt sich gut ein Abstecher in den Park des Schlosses Glienicke machen, an dem ich vorbei radelte.

Havel mit Pfaueninsel
Havel mit Pfaueninsel © gipfelwelt.net

Direkt nach der Brücke gelangte ich wieder ans Wasser. Auch auf der Berliner Seite ist der Radweg ganz wunderbarst und führt bis zum Flensburger Löwen über die Uferpromenade – allerdings auch mit vielen Spaziergängern. Wer möchte, kann vor der Pfaueninsel noch an der schönen Kirche St. Peter und Paul haltmachen, die auf einer Anhöhe liegt. Größtes Highlight auf diesem Abschnitt ist neben mehreren tollen Badestellen aber dann natürlich die Pfaueninsel. Für vier Euro kannst du kurz mit der Fähre übersetzen und sowohl frei lebende, als auch Volièren lebende Pfauen bewundern. Auch ohne diesen Abstecher findet sich entlang des gesamten Wannsees eine wunderschöne Flusslandschaft, die auf meine Berliner Pracht Tour gehört.

Nach der Pfaueninsel verließ ich den Mauerweg und fuhr stattdessen weiter am Ufer entlang. Am Beginn des Großen Wannsees, gegenüber des vor einigen Jahren grundsanierten und umgestalteten Strandbads Wannsee, wacht der Flensburger Löwe über die Bucht. Aufgrund von Einbahnstraßen darf man in diese Richtung nicht am Wasser weiterradeln, sondern etwas oberhalb. Das Ufer ist jedoch ohnehin auch hier komplett in der Hand von Yacht- und Segelclubs und somit nicht zugänglich.

Direkt auf der Berliner Pracht Route liegt das Haus der Wannsee-Konferenz, das für ein abscheuliches Stück deutscher Geschichte steht. Es liegt perfiderweise in einem herrlichen Garten am Seeufer und beherbergt eine lohnende Gedenkstätte. Eintritt frei. In derselben Straße findest du auch die Liebermann-Villa, ehemaliger Sommersitz des Malers und heute Museum. Die Villa und der Garten sind so unfassbar schön, dass das Haus der Wannseekonferenz fast schon banal wirkt dagegen. Also wenn du Zeit hast: Unbedingt besuchen! Da es eine Einbahnstraße ist, geht das allerdings nur zu Fuß oder von der anderen Seite her.

Nun wieder ein Stück stärker befahrene Autostraße und links den Abzweig am S-Bahnhof Wannsee vorbei. Dann der Beschilderung Richtung Schlachtensee folgend einen Schleichweg über die Autobahn entlang.

Schlachtensee, Krumme Lange, Jagdschloss Grunewald

Schlachtensee
Schlachtensee © gipfelwelt.net

In Zehlendorf warteten noch ein paar Highlights der Berliner Pracht Tour auf mich, bevor diese langsam zu Ende ging. Auf Waldweg fuhr ich an den Nordufern von Schlachtensee und Krumme Lanke vorbei, den wohl bekanntesten Badeseen für die Berliner, weil sehr schnell aus den zentralen Kiezen erreichbar. Sie liegen im dichten Grunewald und wirken fernab des Großstadttummels, obwohl direkt daneben die Autobahn verläuft.

Nun führte der Waldweg durch das morastige Lange Luch und schließlich zum Grunewaldsee mit dem schönen Jagdschloss Grunewald, das ein Museum beherbergt. Auch ein toller Zwischenstopp für die Berliner Pracht Tour, der Innenhof ist frei zugänglich.

Bald hatte mich die Stadt wieder, die sehr gut angelegte Fahrradroute durch Friedenau brachte mich zurück zum Rathaus Schöneberg. Im kunstvoll angelegten Rheingauviertel kann man für ein weiteres Highlight Berliner Pracht noch einen kleinen Abstecher zum Rüdesheimer Platz machen und sich in Hessen oder England wähnen. Direkt auf dem Weg liegt der Friedhof Friedenau mit dem Grab von Marlene Dietrich. Alsdann befand ich mich bald im Rudolph-Wilde-Park zu Füßen des Rathauses Schöneberg, der in einer langgezogenen Talsenke liegt und mehrere historische Bauten beherbert. Der intessanteste ist sicher der U-Bahnhof Rathaus Schöneberg, der am Ententeich mit großen Fenstern überirdisch verläuft und gleichzeitig als Brücke dient. Hier, wo sie begonnen hatte, ging die Berliner Pracht Tour jetzt zu Ende.

GPS-Route Berliner Pracht Radtour

2 Gedanken zu „Berliner Pracht Radtour“

  1. Hallo Raffaele,
    du hast eine ganz tolle Tour beschrieben und mit Fotos dokumentiert, welches ich ganz, ganz toll finde!
    Ich bin auch schon öfter diese Strecke gefahren und von daher ist deine Beschreibung einfach perfekt!
    Einfach super! Danke!

    1. Hallo Bernd,
      vielen Dank für deinen netten Kommentar! Wirklich eine fantastische Tour, nicht wahr? Die sollte sich kein Berliner entgehen lassen.
      Freut mich auch, dass du meine Beschreibung so bestätigen kannst.
      Viele Grüße
      Raffaele

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu.