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Lykischer Weg Teil 4: Çıralı – Geyikbayırı

Lykischer Weg Teil 4: Blick auf Tahtalı Dağı vom höchsten Punkt des Lykischen Wegs
Lykischer Weg Teil 4: Blick auf Tahtalı Dağı vom höchsten Punkt des Lykischen Wegs © gipfelwelt.net

Lykischer Weg Teil 4: Der letzte Teil der Fernwanderung führte mich von Çıralı über den Tahtalı-Pass und Göynuk Kanyonu ins Klettergebiet von Geyikbayırı.

Tag 17: Çıralı – Beycik (19 km, 5 h)

Lykischer Weg Teil 4: In Çıralı hatte ich nach Abschluss des dritten Teils einen ganz wunderbaren Ruhetag verbracht und den tollen Strand ausgiebig genossen. Somit war ich bereit für den vierten und letzten Teil des Lykischen Weges, der auf den letzten fünf Wandertagen weg von der Küste führte und mich in die schroffe Bergwelt des Taurusgebirges brachte.

Lykischer Weg Teil 4: Weg über die Ewigen Flammen
Lykischer Weg Teil 4: Weg über die Ewigen Flammen © gipfelwelt.net

Lykischer Weg Teil 4: Den insgesamt 17. Wandertag startete ich bei bestem Wetter, und stieg hinter Çıralı zu den Ewigen Flammen Chimaera auf. In Gesteinsspalten an einem Hang wird hier Erdgas abgefackelt, das angeblich schon seit der Antike lodert und sich selbst entzündet hat. Tagsüber war das Feuerspektakel nicht ganz so eindrücklich wie nachts, aber schon sehr interessant zu sehen.

Lykischer Weg Teil 4: Tahtalı Dağı voaus
Lykischer Weg Teil 4: Tahtalı Dağı voaus © gipfelwelt.net

Dahinter stieg ich noch etwas weiter an bis zu einem Pass, wo ich zum ersten Mal das Panorama auf den Tahtalı Dağı bewundern konnte, das mich die nächsten Tage begleitete. Das ist mit 2.366 m der höchste Berg an der Lykischen Küste und er hat eine Seilbahnstation, in deren Nähe man aber auf dem Lykischen Weg zum Glück nicht mal annähernd kommt.

Dann ging es erst mal eine Weile abwärts durch den Wald bis zum Fluss Ulupinar Cay. Ein paar Wildcamper halfen mir dabei, den besten Weg über Steine durch das Wasser zu finden.

Danach erreicht ich alsbald Ulupınar, ein etwas seltsamer Ort, der nur aus Fischrestaurants zu bestehen scheint. Man wollte auch mich als Gast gewinnen, sodass ich erst mal damit beschäftigt war, die Touristenfänger auf der Dorfstraße abzuwimmeln. Eine Unterkunftsoption gibt es mit dem Lycia Nature House*.

Dann musste ich wieder einmal zur nervigen Küstenstraße D400 hinauf, konnte sie aber nach der Querung sofort hinter mir lassen, und stieg über Forstwege und Wiesen zu einem weiteren Pass hinauf.

Der Rest der Etappe war dann nicht mehr so spannend, durch eher belanglose Forstlandschaft ging es hinab nach Beycik. In dem verschlafenen Bergdorf kam ich in einer sehr einfachen Pension unter. Fast am Weg liegt die Olympos Mountain Lodge*.

Tag 18: Beycik – Gedelme (20 km, 6 h)

Lykischer Weg Teil 4: Blick zurück auf Beycik
Lykischer Weg Teil 4: Blick zurück auf Beycik © gipfelwelt.net

Lykischer Weg Teil 4, der 18. Wandertag: Heute stand eine absolute Prachtetappe im Hinterland der Lykischen Küste an. Denn es ging über den Tahtalı-Pass (1.812 m) und kurz danach auf den höchsten Punkt der gesamten Wanderung in direkter Nähe zum Tahtalı Dağı.

Den Pass erreichte ich im langen Anstieg über schöne Wege im bewaldeten Fels. Er bietet allerdings quasi gar keine Sicht. Deswegen stieg ich rechts davon noch ein bisschen höher auf und erreichte einen tollen Aussichtspunkt. Rechts der Tahtalı Dağı aus nächster Nähe, links schweift der Blick weit zum schneebedeckten Kızlarsivrsi Dağı (3.070 m) und seine Nachbargipfel.

Lykischer Weg Teil 4: Höchster Punkt über dem Tahtalı-Pass © gipfelwelt.net

Danach ging es ein Stückchen hinab und in die Westflanke des Tahtalı Dağı hinein. Hier befindet sich ein schönes, schotterreiches Hochtal, das ich nun durchschritt und fast den steilen Abzweig links hinunter ins nächste Hochtal verpasste.

Lykischer Weg Teil 4: Westflanke des Tahtalı Dağı
Lykischer Weg Teil 4: Westflanke des Tahtalı Dağı © gipfelwelt.net

Auch grundsätlich fand ich hier ein ziemliches Wirrwar an Wegen und neuen oder auch schon wieder verschütteten Fahrwegen vor, sodass die Orientierung etwas schwierig war. Auch der offizielle Wegverlauf des Likya Yolu ist wohl häufig geändert worden. Letzten Endes ging ich einfach frei Schnauze den kürzesten Weg, um in die schroffe Nordflanke zu gelangen. Hier stieß ich auf einen rauschenden Bach, an dessen orographisch linkem Ufer ich nun abstieg.

Auf größtenteils schönen Wegen und teilweise über Fahrwege gelangte ich so in den nächsten, winzigen Ort Yaylakuzdere. Den ließ ich schnell hinter mir, um auf einem Fahrweg noch zügig und im leichten Abstieg zum nächsten Ort Gedelme zu kommen. Dort gibt es ein einfaches Berghotel, wo ich mich einquartierte und den schönen Tag Revue passieren ließ.

Tag 19: Gedelme – Göynük (24 km, 7:30 h)

Heute stand ein sehr langer Abschnitt auf dem Lykischen Weg in der Türkei auf dem Programm. Denn ich wollte es bis Göynük schaffen, da es auf der gesamten Strecke nur eine Unterkunftsmöglichkeit relativ am Anfang gibt. Es ging aber fast nur bergab, sodass die Tour zwar sehr lange, aber nicht extrem fordernd wurde.

Erst einmal ging es in einer Mischung aus Wiesen, Macchie und Unterholz oberhalb des Gedelme-Tal lang, bis ich an dessen Ende auf eine Straße stieß. Der folgte ich ganz kurz, dann ging es wieder querfeldein über Pfade in das nächste Teil bis nach Göynük Yaylasi, das sind eigentlich nur zwei Häuser mit einem seltsamen Hostel und einem heruntergekommenen Restaurant.

Dahinter ging es ziemlich steil und auf abenteuerlichen Waldwegen weit hinunter bis ins Tal des Göynuk Kanyonu, den ich abenteuerlich über Fels überquerte und dem ich bis zum Etappenende folgte. Dahinter kam ich dann aber auf einen besseren Weg, der mich an dem schönen Doğa Camping vorbei führte, das Bungalows mit sensationellem Ausblick vermietet. Für mich aber war es noch viel zu früh, ein Nachtlager aufzusuchen, und ich ging hinab ins Tal eines weiteren Arms des Göynuk Kanyonu, der sich tief im Fels ein wildes Flussbett ausgeschürft hat. Ich überquerte ihn an einer guten Furt, und dann ging die Kraxelei los mit mehreren weiteren Querungen über Fels.

Lykischer Weg Teil 4: Seil und Leiter am Ufer des Göynuk Kanyonu
Lykischer Weg Teil 4: Seil und Leiter am Ufer des Göynuk Kanyonu © gipfelwelt.net

An schönen natürlichen Felsbassins vorbei, die Leute zum erfrischenden Bad nutzten, und an einer Stelle mit Holzleiter und Seil versichert, ackerte ich mich langsam das Flussbett hinab. Trotz Markierungen brauchte ich teilweise etwas, um die Fortführung des „Weges“ zu finden.

Lykischer Weg Teil 4: Aussicht vom Pass hoch über dem Göynuk Kanyonu
Lykischer Weg Teil 4: Aussicht vom Pass hoch über dem Göynuk Kanyonu © gipfelwelt.net

Schließlich hieß es, das Flussbett zu verlassen und den nächsten steilen Anstieg vorzunehmen. Dieser brachte mich auf einen Pass hoch über dem Göynuk Kanyonu mit ganz wunderbarer Aussicht. Jedoch nur, damit es danach gleich wieder steil und serpentinenreich abwärts ins Flusstal ging.

Als charmanter Abschluss spazierte ich nun durch den untersten Bereich des Göynuk Kanyonu, der als eintrittspflichtiger Park allerlei Vergnügungen wie River Rafting anbietet. Mehrere angelegte Becken sammeln das smaragdgrüne Wasser des Flusses, das auch hier Viele für ein erfischendes Bad nutzten. An allerlei Büdchen und herumspazierenden Pfauen vorbei gelangte ich zum Ausgang des Canyons und folgte noch zwei Kilometer einer Straße zur ersten verfügbaren Unterkunft in Göynük.

Tag 20: Göynük – Candir-Stauwehr (26 km, 9 h)

Lykischer Weg Teil 4, Wandertag 20: Heute stand ungeplant schon wieder eine extrem lange Etappe an, weil das mit den von mir geplanten Optionen für ein Biwak überhaupt nicht hin haute. Von hier bis zum Endpunkt des Lykischen Weges gibt es derzeit nämlich keinerlei Unterkünfte, sodass es für eine Nacht nochmal das Zelt wurde. Doch die potenziellen Biwakplätze, die ich mir ausgeguckt hatte, funktionierten nicht. Sowohl ein Flusslauf als auch eine Quelle waren nämlich trocken, sodass ich noch weiter gehen musste.

Lykischer Weg Teil 4: Göynük-Canyon
Lykischer Weg Teil 4: Göynük-Canyon © gipfelwelt.net

Erst einmal begann der Tag aber sehr schön, indem es nochmals durch den Göynük-Canyon ging. Nach den ersten Becken führte mich der Wanderweg dann über einsame Wege durch Buschwerk und Wald gemächlich bergan durch die Flanke des Delikli Dağ (1.124 m). Nach Erreichen einer Kuppe begann dann der knackige und steinige Anstieg in engen Serpentinen hinauf über die Flanke des Sançınar Dağı (1.791 m) bis zum Hüdacık-Pass (1.485 m).

Lykischer Weg Teil 4: Hüdacık-Pass
Lykischer Weg Teil 4: Hüdacık-Pass © gipfelwelt.net

Hier ging es zwischen ein paar Felsen hindurch und dahinter hatte ich eine tolle Aussicht über weite Teile der umliegenden Berge. Danach ging es noch ein Stück durch schönen einsamen Wald hinauf bis zu einem Haus, wo mich eine neue Wegführung in die Flanke des nächsten Berges lotste. Auf aussichtsreichen Waldwegen, teilweise sehr anstrengend, gelangte ich so über eine Schleife in ein Flusstal vor Hisarçandır, wo ich eigentlich übernachten wollte. Der Fluss führte aber kein Wasser.

Also ging es weiter in einem Bogen um den Ort herum, dann über eine Autostraße und schöne Wiesen zu einem Platz, wo es mal eine Quelle gab. Da sie aber nicht mehr existierte, musste ich mich nochmals aufraffen und noch bis ins nächste Flusstal hinab steigen zum Ufer des Çandir. Hier befindet sich ein Stauwehr und kurz vor der Staumauer gibt es ein paar flache Stellen für das Biwak. Sie sind nicht ideal, weil der Untergrund durch den wilden Fluss recht feucht ist und auch plötzlich das Wasser ansteigen könnte. Aber das war mir jetzt egal, ich wollte mich einfach nur waschen, essen und ausruhen.

Lykischer Weg Teil 4: Zeltlager vor dem Çandir-Stauwehr
Lykischer Weg Teil 4: Zeltlager vor dem Çandir-Stauwehr © gipfelwelt.net

Tag 21: Çandir-Stauwehr – Geyikbayırı (18 km, 7 h)

Lykischer Weg Teil 4, der letzte Wandertag! Er würde auch nochmal recht lang werden, im Vergleich zu gestern aber zum Glück um einiges kürzer. Hinter dem Stauwehr durchquerte ich den Fluss über Steine und entstieg dem Flusstal über recht wirren und schlecht markierten Weg, wobei ich Seitenbäche durchquerte.

Dann ging es über Wiesen hinauf nach Çitibi, wo ich eine Straße überquerte und weiter auf größtenteils wilden und einsamen Wegen weiter aufstieg. Dann stand ich vor einer Abbruchkante durch diverse Erdrutsche, die es nun auf abenteuerlichem und rutschigem Erdweg zu flankieren galt. Dahinter ging es wieder mal ziemlich steil in ein Bachtal hinab. Von den Typalia-Ruinen, die hier im Wald zu finden sind, sah ich derweil nicht viel.

Nach dem rauschenden Bach ging es aufwärts und hinaus aus dem Wald, und hier war die Szenerie schon sehr von Steilwänden geprägt. Sie gaben einen ersten Eindruck vom Etappenziel, dem berühmtesten Klettergebiet der Türkei.

Lykischer Weg Teil 4: Unterwegs zum Kara-bel-Pass
Lykischer Weg Teil 4: Unterwegs zum Kara-bel-Pass © gipfelwelt.net

Erst einmal ging es für mich aber hinauf auf den Kara-bel-Pass, dem letzten Pass des gesamten Lykischen Weges. Der Anstieg verlief gemächlich und über schöne Wiesenflächen zwischen Buschwerk und Bewaldung, wie ich es ja von den letzten Tagen nun schon sehr gut kannte.

Oben angekommen, ging es an einem Minifriedhof vorbei über Wiesenflächen hinab, wobei sich schöne Blicke bis nach Antalya auftaten. Ich erreichte schließlich wieder bewaldetes Gebiet und passierte zwei Siedlungen. Dann ging es nochmal richtig steil runter  in der Flanke des Sivri Dağ (1.644 m) und ich musste noch knapp 1.000 Höhenmeter hinter mich bringen, bevor ich vor den ersten Kletterfelsen von Geyikbayiri stand.

Lykischer Weg Teil 4: Erste Kletterfelsen bei Geyikbayırı
Lykischer Weg Teil 4: Erste Kletterfelsen bei Geyikbayırı © gipfelwelt.net

Direkt hinter den ersten Felsen gab es auch nochmals eine Flussquerung zu meistern, was mir nur barfuß gelang. Meine Füße freuten sich nach den Strapazen aber sehr über die Abkühlung. Auf einem Fahrweg passierte ich mehrere Klettercamps und übersah fast das Schild, das den Anfang bzw. das Ende des Lykischen Wegs kennzeichnet.

Ich gelangte zur Straße nach Geyikbayırı, wo sich direkt ein paar Camps befinden und das Hotel The Land*. Ich musste hingegen leider noch fast zwei Kilometer der Straße den Berg hinauf folgen zu meiner Unterkunft. Das Panorama über die schier endlosen roten Steilwände und die dazwischen thronenden Häuschen des Ortes entschädigten mich. Doch dann war ich froh, endlich am Ziel angekommen zu sein und meine müden Glieder ausruhen zu können.

Ich habe das Ziel begeistert, glücklich und zufrieden erreicht. Die Fülle an positiven Begegnungen, traumhaften Küstenlandschaften, wunderschönen hochalpinen Abschnitten und leckerem türkischen Essen haben mir am Lykischen Weg ein sehr stimmiges Abenteuer beschert. Türkei, ich komme wieder, und gerne auch zum bergwandern!

Lykischer Weg Teil 4: Geyikbayırı
Lykischer Weg Teil 4: Geyikbayırı © gipfelwelt.net

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Zuletzt aktualisiert am 28.11.2024 von Raffaele

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