Lykischer Weg Teil 3: Der Abschnitt von Üçağız nach Çıralı führte mich ins Hochgebirge mit Biwak auf dem İncegeriş Tepesi-Grat, und ums Gelidonia-Kap herum.
Inhalt
Tag 11: Üçağız – Demre (18 km, 4:30 h)
Lykischer Weg Teil 3: Nach meinem Pausentag in Üçağız stand heute der 11. Wandertag und erst mal nur eine kürzere Etappe an. Es galt, etwas Kräfte zu sparen für den daraffolgenden Tag, wo mir eine sehr lange und fordernde Etappe bevor stand.
Hinter Üçağız kam ich nach Passieren von einer Schiffswerft und ein paar Feldern wieder auf schöne Uferwege, teilweise über Fels. Wieder mal zeigte sich die Lykische Küste von ihrer schönsten Seite mit fantastischen Buchten und kristallklarem Wasser, beispielsweise gegenüber der Insel Asirli Adası.
Nach einer weiteren kurzen Felspartie erreichte ich den Çağıllı-Strand in der nächsten Traumbucht. Hier tummelten sich ein paar Badegäste ungeachtet der abgeschiedenen Lage.
Nun ging es etwas weg vom Meer über Ziegenhirtenfarmen und eine kleine Anhöhe bis oberhalb des Strandes von Andriake. Eine wacklige Brücke führte mich über einen Fluss auf den Strand, und damit war der schöne Teil der Wanderung beendet. Nun musste ich über Autostraßen und das letzte Stück sogar auf der dämlichen Küstenstraße D400, die einem auf dem Lykischen Weg immer wieder in die Quere kommt, ins Zentrum von Demre gelangen.
Demre ist eine der größeren Städte entlang des Weges und Ursprung der Geschichte des heiligen Nikolaus von Myra, eines hier ansässigen großzügigen Bischofs, dem die Kinder bis heute das Füllen ihrer Schuhe mit Leckereien verdanken. Ein Denkmal und eine Kirche in Demre sind ihm gewidmet. Ansonsten ist die Stadt nicht besonders attraktiv. Zumindest gibt es aber viele Unterkunftsmöglichkeiten*.
Tag 12: Demre – İncegeriş Tepesi-Grat (25 km, 9 h)
Heute stand die erste richtige Bergetappe an! Zwar hatte ich hinter Bezirgan schon mal die 1.000-Höhenmeter-Marke geknackt und einige bisherige Abschnitte hatten auch schon alpinen Charakter. Heute würde es jedoch bis über 1.700 Meter hoch auf einen Grat gehen, wo dann das Wildcamping-Lager anstand. Leider gibt es auf dieser Etappe nur eine Möglichkeit nach dem ersten Aufstieg, Wasser nachzufüllen. Deswegen musste ich leider 5 Liter für zwei Tage mitschleppen.
Erst mal ging es nach vielen Plantagenfeldern recht steil, aber durch Nähe der Fahrstraße nach Belören nicht extrem schön, in diesen winzigen Ort hinauf. Hier gibt es einige Wasserhähne, wo du also unbedingt für die nächsten zwei Tage ausreichend Wasser zapfen solltest.
Gleich dahinter wurde die Tour dann sehr einsam und ich stapfte erst neben einem trockenen Bachbett hinauf, dann ein paar Fahrewegen folgend und an Ziegenfarmen vorbei bis zu der eindrücklichen Kirchenruine von Alkalise.
Danach zog das Niveau richtig an, über steile und anstrengende Pfade mit Macchie und Wald ging es auf eine Felswand zu. Als ich diese endlich erreicht hatte, ging es unter dem weißen Fels entlang in einen lichten Wald hinein und wieder auf Fahrwegen weiter. Doch schon bald konnte ich diese verlassen und über eine Wiesenfläche weiter im nicht mehr ganz so steilen Anstieg in Richtung İncegeriş Tepesi-Grat, den ich schon eine ganze Weile vor Augen hatte. Ich flankierte ihn zunächst über ein paar Terrassen, dann folgte der letzte Anstieg durch Wald, bis ich endlich oben auf dem Grat angekommen war.
Hier oben ist es zwar auch recht bewaldet, aber es gibt viele freie Blicke über den Talkessel oberhalb der Stadt der Stadt Yeşilyurt. Außerdem sind dank der Terrassen viele Möglichkeiten für einen Biwakplatz auf der weichen Erde gegeben. Ich suchte mir ein schönes Plätzchen und ließ den anstrengenden Tag ganz ruhig ausklingen, Ablenkung gab es hier ja sowieso keine.
Tag 13: İncegeriş Tepesi-Grat – Finike (17 km, 5 h)
Lykischer Weg Teil 3, Wandertag 13: So viel es gestern hinauf gegangen war, so viel ging es heute hinab. Das nahm doch deutlich weniger Zeit in Anspruch und fiel mir wesentlich leichter. Außerdem musste ich nicht mehr so viel schleppen wie gestern, da die Wasservorräte für das Wildbiwak nun zu einem großen Teil aufgebraucht waren.
Nach einer guten Nacht in der absoluten Stille der einsamen Bergwelt machte ich mich wohlgelaunt auf und packte mein Zelt wieder ein. Durch Wald und über Wiesen, im Verlauf auch wieder ein paar Ziegenjurten passierend, ging es so eine ganze Weile hauptsächlich im Abstieg bis zu den Ruinen von Belos. Die sind aber kaum noch mehr als ein paar Steinhaufen.
Nach einer weiteren Abstiegspassage mit tollen Panoramablicken zurück nach Demre kam ich zu einem kleinen Friedhof, wo es endlich wieder einen Wasserhahn gab für frisches Wasser.
Der Rest des Abstiegs bis nach Finike war dann eher langweilig, größtenteils über Fahrwege und Straßen, wenngleich der Abschnitt durch ein trockenes Flussbett, das vom Wasser in den Fels geschliffen wurde, nochmal ganz imposant zu bestaunen war.
Hier gibt es viele Unterkünfte, direkt am Anfang liegt das Finike Marina Hotel* mit schönem Meerblick. So musst du nicht noch die furchtbare Küstenstraße passieren.
So, jetzt hätte ich mich über eine heiße Dusche nach der Nacht im Zeltlager ohne Wasserversorgung gefreut! Aber Pustekuchen, in der ganzen Stadt war das Wasser bis zum Abend abgedreht worden wegen Straßenbauarbeiten. Also durfte ich noch ein paar Stunden ausharren bis zur grandiosen Erfrischung.
Tag 14: Finike – Karaöz (19 km, 6:30 h)
Die heutige Etappe des Lykischen Weges hat überhaupt keinen Reiz zum Wandern, und ist auch unmarkiert. Es ging also wieder mal nur um Strecke machen. Immerhin gibt es aber ein paar interessante Dinge entlang des Weges zu entdecken.
Erst mal aber durfte ich 12 verschissene Kilometer neben meiner geliebten Küstenstraße D400 neben dem äußerst trostlosten Strand von Finike entlang latschen. An einem heruntergekommenen, aber schattigen Rastplatz mit Wasserversorgung kurz vor Ende des Abschnitts konnte ich mich dann etwas erfrischen und den Rest der Küstenstraße musste ich auch nicht mehr direkt neben den Autos gehen, sondern es gab einen Erdweg mit etwas Abstand zur Straße.
Nachdem ich bei einer Brücke endlich weg von der Küstenstraße konnte, wurde es erst mal nicht viel besser. Denn nun ging es eine von vielen Transportern befahrene Landstraße entlang, die Waren aus dem Plantagenmeer holten, das es jetzt zu durchschreiten galt. Rechterhand war der komplette Strand mit Satellitensiedlungen zugebaut, die aus endlosen identischen Häuschen bestanden.
So durchschritt ich die nichtssagenden Orte Kumluka und Makivent, das an den Mavikent Tabiat Ormanı (Makivent Natural Forest) grenzt. Hier konnte ich die Landstraße verlassen und am Saum des Waldes entlang weiter Richtung Strand gehen. Mich trennte nur noch ein Luxushotel vom Wasser, an dessen Checkpoint ich ausführlich nach meinem Vorhaben befragt und schließlich von Security begleitet über die riesige Hotelanlage geführt wurde, vorbei an einem hermetisch abgeriegelten und abgeschirmten Frauenstrand.
Endlich wurde es wenigstens ein bisschen attraktiv zu gehen. Ich folgte weiter der Tangente des Waldes über den hier völlig einsamen Strand von Makivent. Am Ortsende ging es unterhalb des schroffen Grats des kleinen Gagai Tepesi an den letzten Treibhäusern vorbei und auf einer kleinen Straße weiter die Küste entlang, um in die Bucht von Karaöz zu gelangen.
Einen kurzen Abschnitt konnte ich direkt am Wasser gehen, dann wieder auf der Straße bis zum Ziel der heutigen Etappe. Ort und Strand dieser Feriensiedlung sind nicht sehr attraktiv, aber sie liegt sehr schön eingerahmt von bewaldeten Felshängen. Du kannst zwischen ein paar Unterkünften wählen*.
Tag 15: Karaöz – Adrasan (21 km, 6 h)
Lykischer Weg Teil 3 und Wandertag 15: Das war wieder ein Leckerbissen nach der gestrigen unattraktiven Strecke. Ich umrundete das Kap Gelidonia, das ist der südlichste Teil der Lykischen Küste. Durch viel Nadelwald kam ich erst an einer traumhaften Bucht mit Campingplatz und dann an der Piratenbucht vorbei. Der wie in den Fels gehauene kleine Strand ist irrsinnig schön, aber auch sehr stark frequentiert.
Also zügig weiter über ein paar Forstwege und vielen Campingplatzanlagen vorbei bis in den Olimpos Beydağları Millî Parkı (Beydağları Coastal National Park) hinein. Hier ging es auf Waldpfad im Anstieg bis zum Leuchtturm des Gelidonia-Kaps, der kaum einen funktionstüchtigen Eindruck macht. Hier im weiteren jetzt steilen Anstieg hinauf, wobei sich großartige Panoramen boten, die mit Erreichen einer Klippe nochmals getoppt wurden.
Dann ging der Lykische Weg erst mal über die Klippe ziemlich steil hinab, nur um direkt zum nächsten Anstieg über einen kleinen Pass anzusetzen. Nun folgte der gemächliche Abstieg auf guten Wegen durch schattigen Wald, bis ich in der nächsten Bucht auch die nächste Feriensiedlung Adrasan erreichte.
Hier übernachten offenbar nicht viele Leute, sondern die meisten Touristen werden mit Bussen zu Bootsausflügen angekarrt. Du kannst aber zwischen ein paar Unterkünften wählen*. Achte darauf, ein Hotel direkt am Strand zu buchen, da der Ort auch einen Ortsteil fernab vom Strand hat.
Tag 16: Adrasan – Çıralı (15,9 km, 5 h)
Lykischer Weg Teil 3, der letzte Wandertag, bevor dann wieder ein Pausentag zum Schreiben und Ausruhen fällig war. Dafür hatte ich heute auch nur eine kurze Etappe zu meistern, die überdies noch durch schattigen Wald führte. Die Durchschnittstemperaturen waren schon merklich angestiegen, seit ich auf dem Lykischen Weg unterwegs war, sodass mir das ganz recht kam. Allerdings bedeutete der dichte Wald auch, dass es heute nicht so viele Panoramablicke gab.
Nach Überqueren einer Flussfurt des Kamilet Deresi am Ortsende von Adrasan stieg ich leicht bergan mit Blick übers Flusstal. Dann ging es an einem sprudelnden Zulauf weiter und schließlich zu einer Steilwand hinauf und in den Wald hinein. Erst mal hieß es dann, über das Geröll am Saum der Felswand zu kraxeln und immer weiter hinauf im langen Anstieg durch den Nadelwald.
Schließlich führte der Lykische Weg aus dem Wald hinaus über ein paar Almen, die mal ein bisschen Sicht boten. Dann gab es noch einmal einen kurzen Anstieg durch Wald zu einem Pass. Auf der anderen Seite deutlich steiler hinab durch dichten Mischwald, bis ich wieder fast auf Meereshöhe angelangt war.
Ich verließ den Wald und befand mich schon fast am Kassenhäuschen von der Ruinenstadt Olympos. Diese wurde direkt am Strand einer wunderschönen Bucht errichtet. Ich musste nun den absurd teuren Eintritt von etwa 9 Euro errichten, da mich der Strand von Olympos von meinem Etappenziel Çıralı trennte, das von dieser Seite nicht zu erreichen ist.
Mich erwartete eine sehr schöne Feriensiedlung mit tollem Sandstrand nach den vorangegangen nicht so attraktiven Orten. Ich mietete mich in ein Tiny Hose ein und freute mich sehr auf meinen Ruhetag an diesem idyllischen Fleckchen.
Hier kannst du aus einer großen Bandbreite von Unterkünften wählen*.
GPS-Route Lykischer Weg
Alle Tourenberichte Lykischer Weg
- Lykischer Weg Teil 1: Von Ovacık nach Gelemiş
- Lykischer Weg Teil 2: Von Gelemiş nach Üçağız
- Lykischer Weg Teil 3: Von Üçağız nach Çıralı
- Lykischer Weg Teil 4: Von Çıralı nach Geyikbayiri
- Lykischer Weg Vorbereitung
Last Updated on Juli 25, 2024 by Raffaele