Das synthetische Fleecematerial von Polartec kommt bei Isolationsjacken fast aller Outdoor-Hersteller zum Einsatz. Die Mikrofaser hat Vor- und Nachteile.
Polartec Fleece ist nicht nur der vermutlich am weitesten verbreitete, sondern auch der älteste Fleece-Stoff. Es wurde Ende der 70er Jahre mit dieser Namensgebung auf den Markt gebracht und trat schnell seinen Siegeszug an. Mittlerweile gibt es unzählige Varianten, die längst nicht mehr nur die Isolationsschicht umfassen, sondern von der 1. Bekleidungsschicht bis hin zur Shell reichen. Auch ein flammenresistentes Sortiment gibt es.
Bereits 1906 gegründet, hat sich das Textilunternehmen Polartec auf wärmende und langlebige Textilien spezialisiert. Die Isolationsmaterialien des Herstellers kommen nicht nur, aber vor allem bei Outdoor-Bekleidung zum Einsatz. Hier umfasst die Produktpalette, wo Polartec eingesetzt wird, neben der klassischen Fleece-Jacke auch Skihosen, Mützen, Handschuhe und Schlafsäcke. Doch auch abseit des Freizeit-Marktes ist der Hersteller gut aufgestellt. So gilt er für militärische Ausrüstung als wichtiger Zulieferer und stattet Soldatinnen und Soldaten mit wärmenden und isolierenden Uniformen aus.
Der Erfolg der Marke Polartec geht auf die Anfangszeit des Outdoor-Booms zurück. Die US-amerikanische Firma gehört dabei neben anderen Herstellern wie dem Konkurrenten Primaloft, Gore oder Pertex zu den Marken, die sich fest in der Outdoor-Industrie etablieren konnten, als sie sich in den 1980er Jahren zu einem Massenmarkt entwickelt hat. Als Zulieferer unzähliger Outdoor- und Sportkleidungshersteller ist es eine der Marken, die wohl jeder Sportler wissentlich oder unwissentlich – weil nicht immer gebrandet – im Schrank hängen hat. Zu einem überwiegenden Teil sind isolierende Kleidungsstücke von diesem Hersteller aber mit dem roten Dreieck der Marke und dem Schriftzug gekennzeichnet.
Mit den anderen Zulieferern eint Polartec das Schicksal, dass die großen Outdoor-Marken verstärkt Expertise für verlässliche Funktionskleidung inhouse aufbauen. Gerade Fleece-Stoffe stellt mittlerweile fast jede Marke auch selbst her, wobei aber zugegebenermaßen nicht jede Eigenproduktion an die exzellente Isolationskraft und das hervorragende Wärme-Gewicht-Verhältnis von Polartec Fleece heran kommt.
Inhalt
Devise von Polartec Fleece: Wärme ohne Gewicht
Neben dem schönen Look ist bei Polartec Alpha auch des Eigengewicht sehr gering und damit das Wärme-Gewicht-Verhältnis ziemlich gut. Ein dünnes Fleece-Jäckchen, kaum 400 Gramm schwer – ich mochte es kaum glauben: Das sollte wirklich warm halten? Doch tatsächlich macht es der programmatischen Vorgabe des Herstellers “warmth without weight” – Wärme ohne Gewicht – alle Ehre. Ab Temperaturen oberhalb von 7 Grad wird es mir damit beim Test schon fast zu viel.
Die Isolationswirkung entsteht, indem fluffige Fasern auf geraden Fasern aufgenäht werden. Im Prinzip ist das mit der wärmenden Funktion von Schafswolle vergleichbar und sieht in der Nahbetrachtung recht ähnlich wie Wolle aus. Die Kunstfaser hat aber nicht die Nachteile von Wolle, kratzt also nicht auf der Haut und braucht kein Spezialwaschmittel.
Die Isolations-Fleecejacken von Polartec dürften einem im deutschen Fachhandel am häufigsten begegnen. Neben dem edlen Alpha ist das preisgünstigere Polartec Classic in drei Stärken hierzulande sehr verbreitet. Ansonsten ist es schwer, in Anbetracht der Fülle einen Überblick des Sortiments zu kriegen.
- Hier findest du alle meine Polartec-Testberichte >>
- Hier findest du meinen ausführlichen Test zu Polartec Alpha >>
Vor- und Nachteile von Polartec Fleece
Das große Erfolgsprodukt von Polartec ist synthetisches Fleece-Material, als dessen Erfinder sich das Unternehmen bezeichnet. Für den Einsatz beim Sport ist Fleece deswegen interessant, weil es eine hohe Isolationswirkung hat, schnell trocknet und wenig wiegt. Es ist in zahlreichen Varianten, Isolationsgraden und optisch unterschiedlichen Geweben vorhanden. Die neueste Entwicklung ist Polartec Alpha, das dank offener Konstruktion dem normalen Fleece überlegen ist und auch Kunstfaser-Füllungen wie Primaloft abhängt, die grundsätzlich besser isolieren als Fleece.
Weitere Vorteile sind, dass es rasend schnell trocknet und angenehm kuschelig-weich zu tragen ist. Nach dem Waschen in der Maschine kannst du die Jacke fast schon direkt anziehen von der Körperwärme zu Ende trocknen lassen. Mir ist mal auf dem Zeltplatz passiert, dass die zum Trocknen aufgehängte Jacke von einem plötzlichen Regenschauer wieder pitschnass wurde. Ich habe mich damit in den Schlafsack gelegt und konnte förmlich zuschauen, wie das Material wieder trocken wird.
Allen Polartec-Varianten ist gemein, dass sie inzwischen kaum noch nach Fleece aussehen. Der Hersteller hat seine Textilien so perfektioniert, dass man sie leicht für Baumwolle oder andere natürliche Textilien halten könnte. Sie sind immer dünner geworden, während sich die Wärmeleistung immer weiter verbessert hat.
Zu den Nachteilen von Fleecematerialien wie Polartec gehört eine schnelle unangenehme Geruchsentwicklung und hohe Feuerempfindlichkeit, etwa beim Funkenflug am Lagerfeuer. Auch saugen sie Feuchtigkeit sehr leicht auf und werden dann schwer und unbequem zu tragen. Gegen den Windchill-Effekt schützt es nicht. Außerdem ist das Wärme-Gewicht-Verhältnis dem von natürlichen und künstlichen Daunen nach wie vor deutlich unterlegen.
Bedeutung für Alltag und Bergsport
Beim Bergwandern habe ich eigentlich schon sehr lange keine Fleece-Jacken mehr als Isolationsschicht dabei. Vielmehr haben sich auch die Kunstdaunen immer weiter entwickelt, sind unempfindlicher und widerstandsfähgier geworden. Daher greife ich lieber zu einer modernen Kunstdaunen-Jacke mit Kapuze, die mir gleich noch die Mitnahme einer Mütze erspart.
Wo ich die Stärken von Polartec sehe, sind Situationen, in denen das Fleece-Material nicht ganz so extrem beansprucht wird. Die weiche und anschmiegsame Oberfläche des Textils macht es zu einem perfekten Alltagsbegleiter in der kalten Jahreszeit. Auch generell als Isolationsschicht in Innenräumen oder bei frischen, aber nicht kalten Temperaturen wärmt Kunstdaune eher zu viel, sodass hier eine dünne Fleecejacke wesentlich tragenangenehmer ist. Deswegen habe ich neben meiner eigentlichen Isolationsjacke bei meinen Touren oft noch eine leichte Fleecejacke mit dabei.
Auch beim Wintersport, wenn es als mittlere Lage unter einer isolierenden wasserdichten Hardshell mit Kunstfaser-Füllung getragen wird, ist Fleece viel bequemer als eine zweite Kunstfaser-Jacke. Da ist die Gefahr von Hitzestau zu groß und Polartec unterstützt dich mit seiner viel höheren Atmungsaktivität. Da du ja auch von den Wettereinflüssen bereits durch die Skijacke geschützt bist, besteht keine Gefahr, dass deine Fleece-Schicht nass wird.
Mögliche Alternativen für den Bergsport
Was Fleecejacken im Allgemeinen angeht, so stehen sie bezüglich Wärme-Gewichts-Verhältnis hinter bauschenden Materialien, also vor allem der Naturdaune (die ich allerdings nicht mehr verwende) und Kunstdaune wie von Platzhirsch Primaloft. Bei den bauschenden Materialien funktioniert die Wärmeisolation so, dass das aufgebauschte Material in einer Zwischenschicht als Füllung gesteppt wird. Das hat den Effekt, dass in den gesteppten Kammern die Körperwärme gut gespeichert wird und somit am Körper hält.
Für den Einsatz beim Bergwandern ist also die Kunstdaune ideal, da sie weniger Packgewicht für denselben Isolationseffekt wie Polartec Fleece auf die Waage bringt.
Dafür punktet Polartec Fleece aber mit trageangenehmem Look & Feel und absoluter Stadttauglichkeit. Die offene Konstruktion, die ohne Zwischenschicht auskommt und direkt auf der Haut aufliegen kann, bedeutet auch eine bessere Atmungsaktivität als Kunstdaune. Ich finde auch, dass nassgeschwitztes Polartec Fleece schneller trocknet. Das macht es also vor allem für starke körperliche Beanspruchungen interessant, also etwa für das Trailrunning bei kalten Temperaturen.
Ultraleicht-Trekking-Packliste der Gipfelwelt
Last Updated on Oktober 10, 2024 by Raffaele