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Gletschermühle

Von Gletschermühlen gebildete Gletschertöpfe in Graubünden
Von Gletschermühlen gebildete Gletschertöpfe in Graubünden © Pixabay/Tuor

Eine Gletschermühle ist eine spiralförmige Vertiefung in einer Gletscherspalte, die durch Sand und feines Gestein im Schmelzwasser entsteht. Die Definition.

Das Landschaftsbild, so wie wir es heute kennen, wurde in weiten Teilen durch Gletscheraktivitäten in der letzten Eiszeit geprägt. Dort, wo es aktive Gletscher gibt, können wir diese Aktivitäten noch heute beobachten und es treten die typischen Phänomene auf, welche die Erdoberfläche gestalten. Einige Beispiele für solche weithin sichtbaren Landschafsformationen sind Moränen, Canyons und Talkessel.

Ein weiteres dieser auf Gletscheraktivitäten zurückgehenden Phänomene im Landschaftsbild ist die Gletschermühle: Wenn das Schmelzwasser in Gletscherspalten kreisförmig abließt, fräst es durch das transportierte feine Gestein und Sand spiralförmige Rillen in das Eis, die für nachfogendes Schmelzwasser die Fließrichtung vorgeben.

Diese kreisförmigen Öffnungen können Durchmesser von bis zu 20 Metern erreichen und bohren sich bis zum Grund des Gletschers durch, sodass die enstandenen Schächte mehrere 100 Meter tief sind.

Von der Gletschermühle zum Gletschertopf

Falls du dich schon mal gefragt hast, wieso es im Hochgebirge vielerorts wie ausgefräst wirkende kreisförmige Einbuchtungen in der Gesteinsoberfläche gibt: Das sind die sogenannten Gletschertöpfe. Denn wenn die Mühle den Grund des Gletschers erreicht hat, arbeitet sie sich in das Gestein hinein.

In Gebieten, wo es keine Gletscher mehr gibt, finden wir daher sehr häufig als Überbleibsel der Gletschermühlen die Gletschertöpfe. Wie ein Schlund oder Schacht sind sie in die Landschaft hinein gegraben worden und können je nach Tiefe und Niederschlag auch Wasser führen. Sprachlich wird nicht unbedingt zwischen Mühle und Topf differenziert, es kann mit Mühle also sowohl das Loch im Eis, als auch das Loch im Gestein gemeint sein.

Bei Wanderungen im Hochgebirge wirst du oftmals an den Überresten der Gletschermühlen vorbei kommen, die teilweise wie Treppentritte in den Fels eingefräst wirken und deren Becken häufig mit Regenwasser oder Schmelzwasser gefüllt ist. Besonders große Gletschertöpfe eignen sich dabei nicht selten für ein Bad im eiskalten Bergwasser.

Beliebtes Touristenziel

Dementsprechend gilt dieses Phänomen als beliebtes Touristenziel. Denn die wie von einem Architekten geplant wirkenden Felsformationen, die in Folge der Aktivitäten von Gletschermühlen entstanden sind, wirken sehr beeindruckend und sind ein Beispiel für die Urgewalten und Urkräfte, mit denen die Natur den Planeten geformt hat und sein Aussehen stetig verändert.

Entstehung

Damit aus dem Schmelzwasser solche Wirbel entstehen, sind ein paar Voraussetzungen notwendig. So ist das oftmals bei eher flachem Gletschereis der Fall. Daher finden sich Gletschertöpfe auch bis in die Niederungen, wo in der letzten Eiszeit Gletscheraktivitäten aufgetreten sind.

Gletschermühlen entstehen ansonsten dort, wo das Schmelzwasser des Gletschers auf Geröll und Gesteinstrümmer trifft. Die kreisförmige Bewegung des Schmelzwassers wird durch die Turbulenz des Wassers verursacht. Sie entsteht dadurch, dass das Schmelzwasser auf Hindernisse trifft.

Die Bewegung der Gesteinstrümmer im Schmelzwasser wirkt wie ein Schleifmittel und erodiert das umgebende Gletschereis. Dadurch wird der Riss, in dem sich das Schmelzwasser befindet, immer größer und tiefer. Wenn der Riss bis zum Felsbett des Gletschers reicht, kann das Schmelzwasser schlussendlich sogar vertikal abfließen.

Wo gibt es Gletschermühlen?

Gletschermühlen finden sich in allen Regionen, in denen es Gletscher gibt. Besonders häufig kommen sie in den Alpen, den Rocky Mountains und den Anden vor.

Die bekanntesten Gletschermühlen in Deutschland befinden sich im Berchtesgadener Land. Sie sind bis zu 20 Meter tief und werden durch das Schmelzwasser des Watzmann-Gletschers gebildet. Im Allgäu gibt es ebenfalls zahlreiche Gletschermühlen. Die bekanntesten befinden sich im Kleinwalsertal, im Tal der Breitach. Auch im Schwarzwald gibt es einige kleinere Gletschermühlen, die durch das Schmelzwasser des Feldberg-Gletschers entstanden sind.

Einige Beispiele für Gletschermühlen in Österreich sind im Tiroler Oberland die Abflüsse der Gletscher in den Stubaier und Ötztaler Alpen, oder in den Hohen Tauern im Schmelzwasser des Großglockner-Gletschers.

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