Zum Inhalt springen

Firn

Firn-Felder am Breithorn, Schweiz
Firn-Felder am Breithorn, Schweiz © Pixabay/Erich Westendarp

Als Firn wird mindestens ein Jahr alter Schnee bezeichnet. Er ist dichter, körniger und fester als Neuschnee und bildet die Gletscherschichten. Die Definition.

Als Bergwanderer stößt du im Hochgebirge regelmäßig auf Altschnee. Dieser weist ganz besondere Eigenschaften auf und spielt eine wichtige Rolle im gesamten Ökosystem. Doch was hat es damit genau auf sich?

Entstehung von Firn

Wenn Niederschlag in Form von Schnee mindestens ein Jahr alt ist, hat er die Ablationsperiode überstanden und somit alle Jahreszeiten überdauert. In diesem Zeitraum verändert sich seine Struktur: Aus kleinen und feinen Eiskristallen sind durch das mehrmalige Tauen und Wiedereinschmelzen grobkörnigere Graupel entstanden. Damit einher geht eine enorme Verdichtung des Schnees auf etwa ein Achtel des ursprünglichen Volumens. Diese Verdichtung wird durch Neuschnee befördert, der die Altschneemasse von oben weiter zusammendrückt. So entweichen die im ursprünglichen Neuschnee eingeschlossenen Luftmengen nach und nach.

Damit der Schnee im Jahresverlauf nicht taut, sind entsprechend extreme Witterungsbedingungen die Voraussetzung. Daher ist Firn nur weit über der Baumgrenze in Gebirgen und besonders in Hochgebirgsregionen zu finden, die in der Regel auch vergletschert sind. Hier liegen die Durchschnittstemperaturen deutlich im Minusbereich. Gleichzeitig sind die Tag- und Nacht-Temperaturschwankungen so groß, dass der Schnee immer wieder tauen und gefrieren kann, ohne zu verschwinden. Typischerweise tritt er in Schattenlagen und an Nordhängen auf, wo die Sonnenstrahlung nicht zu intensiv wird.

Umgangssprachlich werden gerne auch die typischen Restschneefelder als Firn bezeichnet, die sich im Sommer allerorten im Hochgebirge finden lassen. Da dieser Restschnee jedoch selten das ganze Jahr überdauert, ist das nicht ganz korrekt. Die korrekte Bezeichnung dafür ist Sulzschnee und er weist eine sehr ähnliche breiige Oberflächenbeschaffenheit auf wie der mindestens ein Jahr alte Schnee.

Bedeutung für die Natur

Firn spielt eine wichtige Rolle in der Hydrologie von Gebirgsregionen. Zum einen dienen Firnfelder als Wasserspeicher, da sie große Mengen an Wasser binden können, die im Laufe des Sommers als Schmelzwasser freigesetzt werden und zur Speisung von Flüssen und Seen beitragen. Zum anderen sind sie die Ausgangsmasse für die Entstehung von Gletschern.

Durch weitere Verdichtung und Umwandlung des Firns bildet sich das Gletschereis, das also letzten Endes wie die Jahresringe von Bäumen aus den jährlich hinzukommenden Firnschichten besteht. Im Endergebnis ist das anfängliche Firneis durch immer weitere Verdichtung komplett luftundurchlässig und somit zu Gletschereis geworden. Dieser Prozess wird als Schneemetamorphose bezeichnet.

Bedeutung für den Bergsport

Des einen Freud ist des anderen Leid: Skitourengeher, Frühlinsskifahrer und Offpiste-Fans schwören auf den reifen Firn, der durch das mehrfache Tauen und Gefrier über den Jahresverlauf seine feinen Schneekristalle zu gröberen Graupeln verschmolzen hat. Dadurch handelt es sich um eine viel kompaktere Schneemasse als bei frischem Schnee, die für einen enormen Grip beim Skifahren sorgt und gleichzeitig eine äußerst gleitfreudige Oberfläche hat. Firnskitouren sind ganz sicher nichts für Anfänger, doch für Enthusiasten des Skisports gibt es kaum etwas Besseres. Die besten Bedingungen dafür herrschen im späten Winter und im Frühjahr. Skitourengeher sollten sehr früh aufbrechen, am besten noch in der Nacht. Denn im Tagesverlauf wird die Schneedecke immer weicher und somit immer schwerer zu befahren.

Für den sommerlichen Bergbesucher ist der Firn beim Bergwandern und Bergsteigen eher ein Problemfall. Wenn Restschneefelder über der Route liegen und gequert werden müssen, stellt der seifige Untergrund eine echte Herausforderung und Gefahr dar. Je nach Schneemenge sind Grödel erforderlich, um einen besseren Halt zu bekommen. Im schlimmsten Fall musst du die Tour abbrechen und eine Alternativroute durch das Tal suchen, wenn die Altschneemengen zu groß und zu gefährlich sind.

Trotz dieser Herausforderungen für Wandertouren ist es mit etwas vom Eindrücklichsten und Schönsten, solche Abschnitte über Firn zu begehen. Hier herrscht eine völlige Stille, es ist ein bisschen wie eine Zeitkapsel, und du kannst die Kraft der Natur und des Ökozyklus in dieser Ruhe auf ganz besondere Weise spüren.

Last Updated on Juli 4, 2024 by Raffaele