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Pirin: Zum Wandern nach Bulgarien?! Na klar!

Piringebierge, Bulgarien
Das Piringebirge: Klein, aber karstig! © gipfelwelt.net

Es war die interessante Mischung aus niedrigen Preisen, einem gefühlten vergewenen Entdeckertum und einem Hochgebirge mit machbar beschaulichen Ausmaßen, die das bulgarische Pirin-Gebirge im August 2011 auf unsere Agenda brachte.

Der Pirin Nationalpark ist mit etwa 40 km Länge und etwa 25 km Breite nicht besonders groß. Er verfügt jedoch über einige Gipfel, die an der 3.000 m – Grenze kratzen; der höchste ist der Wichren (2914 m). Entsprechend karstig-felsig ist das Landschaftsbild, es gibt viele kristallklare Bergseen, das Gebirge ist reichlich bewaldet und die Baumgrenze ist mit 2.200 m etwas höher als etwa in den Zentralalpen, insgesamt ist das Klima hier sehr mild. Ideal also für alpine Entdeckungstouren.

Es gibt sechs bewirtschaftete Berghütten im Pirin, die sich gut zu einer Tour verbinden lassen. Reserviert hatten wir nirgends, es war auch nie so voll, dass wir Probleme hatten einen Schlafplatz zu kriegen.

Die Wege sind größtenteils nur auf Steinen mit Farbe markiert, allerdings in völlig ausreichendem Maß und offensichtlich regelmäßig erneuert.

Wir verwendeten die Domino Wanderkarte Pirin. Als Wanderführer hatten wir den Cicerone Guide Bulgarias National Parks dabei. Beide wiesen gewisse Ungenauigkeiten auf, die ich im Moment zugegebenermaßen nicht mehr genau benennen kann, waren zu jenem Zeitpunkt aber alternativlos. Mittlerweile gibt es auch einen Führer von Rother, dem ich einen Vertrauensvorschuss auf Genauigkeit geben würde.

Nord-Süd-Durchquerung des Pirin

Wir wollten das Pirin andersherum als im Cicerone-Führer beschrieben von Nord nach Süd durchqueren. Die erste Etappe vom nördlichsten Zipfel, die am Pass Predela (1142 m) beginnt, und möglicher Nächtigung in der Yavorov-Hütte (1740 m), haben wir ausgespart, da sie die anspruchsvollste ist und wir uns eher etwas gemütlicher eingrooven wollten. Sie ist aber auf jeden Fall sehr lohnenswert; der Koncheto (Pferdchen), ein langer mit Stahlseilen versicherter Grat, ist eine der bekanntesten Bergsteigerpassagen Bulgariens.

Wer eine längere Tour machen möchte, kann das Pirin mit dem Rila-Gebirge verbinden. Die „Anschlussstelle“ zwischen den beiden kleinen Gebirgen wäre ebenfalls der Predela-Pass.

Die erste Hürde in Bulgarien war, dass hier alles meist nur in kyrillischer Schrift ist und nur wenige Menschen Englisch sprechen; eher noch ein paar Brocken Deutsch. Dennoch gelang es uns, den richtigen Bus von Sofia nach Bansko ausfindig zu machen, der übrigens auf die Minute pünktlich war.

Tag 1 Wichren-Hütte – Wichren-Gipfel – Wichren-Hütte

Piringebierge, Bulgarien
Aufstieg zum Vichren-Gipfel. © gipfelwelt.net

Von Bansko verkehrt ein privater Shuttlebus zur Wichren-Hütte (1975m). Hier starteten wir unseren Rundkurs über den Wichren-Gipfel. Wir wählten den etwas weniger steilen, länger gezogenen Anstieg rechts herum, etwa 2,5 h. Dafür wirds dann beim Abstieg (ca. 1,5 h) eben steil. Eine Geschmacksfrage.

Diese Tour ist sehr beliebt, entsprechend überfüllt mit zahlreichen Wandergruppen war es auf dem flachen Gipfel.

Die Wichren-Hütte fanden wir wenig einladend und entschieden, nochmals mit Shuttle nach Bansko zu fahren und dort zu übernachten.

Tag 2 Wichren-Hütte – Demianitza-Hütte

Etwa vierstündiger, unkomplizierer Marsch durch hochalpine Landschaft vorbei an vielen Gletscherseen.

Die Demyanitsa-Hütte (1895 m) liegt in einem waldigen Tal und wird gesäumt von vielen Holzhüttchen, von denen wir eins für uns bekamen. Ein Genuss.

Piringebirge, Demianitza-Hütte, Bulgarien
Viele Hüttchen säumen das Haupthaus der Demianitza-Hütte. © gipfelwelt.net

Tag 3 Demianitza-Hütte – Bezbog-Hütte

4,5 Marschstunden führen abermals durch wunderschönstes Alpenpanorama im Herzen des Pirin. Für uns die schönste Etappe. Man kann von der Demianitza den „Umweg“ zur Bezbog und damit eine Übernachtung sparen, und direkt zur Pirin-Hütte. Dringend abzuraten!

Die Bezbog-„Hütte (2237 m) ist mehr ein Hotel, ein Sessellift bringt unzählige Tagestouristen, die sich an dem kleinen See die Zeit vertreiben. Abends wurde es schlagartig leer. Wir hatten ein komfortables Zimmer mit Dusche. Zum Frühstück in einem am See gelegenen Kaffee genoss ich den unglaublich leckeren bulgarischen Joghurt mit Heidelbeermarmelade und exzellenten Kaffee, den man überall in Bulgarien in italienwürdiger Qualität aus Barmaschinen bekommt. Allerdings ist hier auch Instantkaffee aus irgendwelchen Gründen ein Volksgetränk …

Piringebierge, Bulgarien
Kein schlechter Ort zum Frühstücken. © gipfelwelt.net

Tag 4 Bezbog-Hütte – Pirin-Hütte

Ca. 5 Marschstunden. Zunächst ging es ein Stück des gestrigen Weges zurück über den Dzenghalska Pass. Dann Richtung Dyasna Pass, der uns im Nebel erwartete (das einzige Mal, dass während der Tour nicht strahlender Sonnenschein herrschte), nach dem ein steiler Abstieg folgte. Nun wurde das Landschaftsbild schon wieder deutlich weniger alpin mit vielen Wäldern und Wiesen, auf denen Kühe weideten.

Die Pirin-Hütte ist die niedrigstgelege Hütte im Pirin (1640m). Sie war die einzige Hütte, wo wir im klassischen Massenlager schliefen. Der Wart gab uns zu verstehen, dass er offensichtlich keine Lebensmittellieferung erhalten hatte. Wir konnten uns aber in einem nahe gelegenen Restaurant mit Lädchen verpflegen, wo wir gleich zweimal eingeladen wurden: Nachmittags von den Besitzern, die einen Geburtstag feierten und uns ein paar Speisen offerierten. Abends von einer englischen Wandergruppe, mit der wir unsere Erfahrungen austauschten.

Tag 5 Pirin-Hütte – Melnik

 Würdiger Abschluss: die "Pyramiden von Melnik"
Würdiger Abschluss: die „Pyramiden von Melnik“. © gipfelwelt.net

Abstiege sind selten besonders faszinierend, und nachdem der gestrige Tag landschaftlich schon eher belanglos ausgeklungen war, zog sich der letzte Tag mit etwa 4,5 h Marschzeit anfänglich etwas. Doch nach Passieren des Dörfchens Rozhen und Besichtigung des dortigen Klosters – ein Touristenhotspot – kam noch eine Überraschung: Ein kleines Sandsteingebirge, die südwestlichen Ausläufer des Pirin, das aufgrund der charakteristischen Formen „Pyramiden von Melnik“ genannt wird. Nach Überschreiten eines Kamms liefen wir in einem engen Tal der steil abfallenden Pyramiden auf unser Ziel Melnik zu und mussten uns bei einer Ziegenherde kurz den Weg erkämpfen. Das Klima in diesem Labyrinth ist entsprechend trocken und heiß, ein radikaler Wechsel zum vorherigen bewaldeten Gebirge.

Hinweis: Da die Tour zu weit zurückliegt, kann ich keine GPS-Route zur Verfügung stellen.

Zuletzt aktualisiert am 16.11.2024 von Raffaele

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