
Bevor ich 2004 nach Berlin aufbrach, brauchte ich eine Pause – und landete auf dem West Highland Way in Schottland. Trekkingtour von Glasgow nach Fort William.
Inhalt
Eine Sache sei sicher, verriet mir einst ein Schotte, nämlich dass es im Mai in Schottland nicht regnen würde. Ich kann es nicht selbst bestätigen, denn ich war damals im September dort, und es regnete sehr viel. Falls du eine Wanderreise nach Schottland planst, gebe ich dir den Tipp aber gern mal ungeprüft weiter.
Auf jeden Fall erwartet dich auf dem West Highland Way ausgehend von Glasgow, der schönen und drittgrößten Stadt Großbritanniens, ein nicht allzu schwerer Weg durch die verwunschene schottische Moorlandschaft und das Hügelland der Highlands. Fels, Moor, Seen, Wasserläufe, Schafe, Kühe, Nebel und eine geheimnissvolle, märchenhafte Atmosphäre sorgen für ein eindrucksvolles Erlebnis in den einsamen Highlands.
Der Weitwanderweg beansprucht eine gute Woche Zeit. Es geht vorbei an vielen Seen wie dem schönen Loch Lomond. Fort William, das schöne Städtchen am Fuße des Ben Nevis, dem höchsten Berg Großbritanniens, ist als Tourenziel ebenfalls sehr attraktiv. Sehr gut kannst du danach noch einen Abstecher auf den Ben Nevis machen.
Aufgrund der großen Beliebtheit dieser Wanderung hast du viele Möglichkeiten für Übernachtung und Verpflegung .Neben einfachen Bettenlagern ist auch die Unterkunft in Hotels oder auf Campingplätzen und Campingstellen möglich.
Mein Wiedereinstieg ins Bergwandern
Ich habe einen besonderen Bezug zu diesem Weg, weil der West Highland Way für mich den Wiedereinstieg in das Bergwandern bedeutet hat. Das Jahr 2004 war von vielen persönlichen Umbrüchen geprägt. Bevor ich meinen Koffer (viel mehr war es wirklich nicht) für Berlin packte, brauchte ich eine Pause, ein Innehalten, einfach kurz mal was anderes. Zeit, Dinge sacken zu lassen, mich innerlich auf das Neue einzustellen.
Ich weiß nicht mehr, warum meine Wahl damals auf den West Highland Way fiel. Auf jeden Fall buchte ich ein lächerlich billiges Flugticket von „Frankfurt“-Hahn nach Glasgow und unternahm Ende September 2004 meine erste Wanderung seit vielen Jahren.
Ich denke es war auch die Tour mit der schlechtesten Vorbereitung und Ausrüstung, die ich jemals gemacht habe. Mit den alten Wanderschuhen meines Großvaters, einer bedenklich wenig regenfesten Jacke, schlecht sitzendem Rucksack, einer alten, viel zu weiten Militärhose und ohne Wanderkarte ging es los.

Der West Highland Way führt von Glasgow nach Fort William
Der West Highland Way führt in 13 Etappen (Sections) vom Glasgower Vorort Milngravie zum Städtchen Fort William am Fuße des mit 1344 m höchsten Bergs Großbritanniens Ben Nevis. Je nach Geübtheit sind zwei Sections an einem Tag machbar. Außer der letzten, die mit Abstand am längsten ist und einen vollen Tag in Anspruch nimmt.
Die ersten zwei Etappen führen durch die Lowlands. Hier führt der ausgezeichnet markierte Weg bald ans Ufer des dramatischen, wilden Loch Lomond. Sections 3-7 folgen dem langgezogenen teilweise sehr rauhen Ufer nach Crianlarich. Den höchsten Punkt, das Devil’s Staircase, erreicht man auf Etappe 12, wo es kurz steil hinaufgeht, gefolgt von einem langen Abstieg. Somit sollte der Wanderer genügend Kraftreserven für die beiden letzten Etappen aufsparen. Hier hat jemand alle Etappen sehr schön beschrieben.

Der West Highland Way iwird intensiv begangen und ist durchgängig hervorragend markiert. Da er immer wieder mal die A 82 quert, auf der die Linienbusse von Fort William nach Glasgow verkehren, ist die Zivilisation nie in besorgniserregender Ferne.
Übernachtung in Selbstversorgerhütten
Die ersten beiden Sections des West Highland Way sparte ich mir damals und fuhr mit dem Bus nach Drymen. Ich nächtigte durchwegs in Bunk Houses, nicht vorab wissend, dass diese nur Selbstverpflegungsküchen haben. Immerhin offerierte man mir als Notlösung meine ersten (und letzten) Dosenspaghetti an der Rezeption. Am ersten Morgen hatte ich nichts zum Frühstück außer schwarzen Tee und wanderte mit knurrendem Magen los. Aufgrund der langen Öffnungszeiten der Lädchen und da viele der Etappen in kleinen Ortschaften münden, klappte es dann später aber ganz gut mit der Selbstversorgung.

Die Anforderungen sind eher imunteren Bereich anzusiedeln, da die Wege fast überall gut präpariert sind. Es gibt einige schwierigere Passagen, die etwas Trittsicherheit erfordern. Übernachtungsgelegenheiten, vom erlaubten Wildcampen über die Bunk Houses (spartanische Bettenhäuser) bis hin zu Bed & Breakfast, sind zahlreichst vorhanden. Ganz Herausforderungsscheue können sich sogar ihr Gepäck jeweils an das nächste Ziel transportieren lassen.
Die Tour auf dem West Highland Way schenkte mir entrückende Landschaftseindrücke mit den typischen weiten, sanften unbewaldeten Hügeln des schottischen Hochlands, Hochmooren, natürlich Seen mit zerklüfteten Ufern und auch einigen schroffen Gipfeln. Trotz meiner mangelhaften Ausrüstung und Vorbereitung war alles gut zu meistern.
Am letzten Tag – der längsten Etappe – spürte ich dann doch eine gewisse Erschöpfung. Die Füße schmerzten von den unpassenden Schuhen, die Schultern von den einschneidenden Schultergurten. Überholt von einer schnatternden Gruppe englischer Rentner, nahm ich mir vor, das nächste Mal vielleicht etwas mehr körperliche Ertüchtigung im Vorfeld zu betreiben. Und mir Gedanken über das Thema Ausrüstung zu machen. In Fort Willy angekommen, war ich erfüllt und zufrieden. Das Abenteuer Berlin konnte nun beginnen …
Hinweis: Da die Tour zu weit zurückliegt, kann ich keine GPS-Route zur Verfügung stellen.