Meine Oder-Havel-Kanal-Wanderung führt von der Zerpenschleuse auf wilden Wegen durch die schönen Auen des Kanals, zum Grabowsee und Lehnitzsee nach Oranienburg.
Der großartige Spätsommer, der uns dieses Jahr Anfang September beschert wird, war eine fantastische Gelegenheit für mein nächstes Mikroabenteuer. Bei intensivem Sonnenschein und Temperaturen in Richtung 30 Grad konnte ich endlich meine Oder-Havel-Kanal-Wanderung umsetzen, die ich schon seit einer Weile geplant hatte. Sie reiht sich ein in die Routen entlang alter Wasserstraßen, die heute kaum noch genutzt werden und sehr verwildert sind. Das macht sie zu schönen Anlaufpunkten für uns Wanderer, wenn die Berge gerade mal nicht besucht werden können.
Die Wasserlandschaft und die Wildnis sind die beiden attraktivsten Faktoren für schöne Flachlandtouren. So habe ich in den letzten Jahren schon unzählige Touren entlang natürlicher oder künstlicher Wasserläufe unternommen, um meinem Auslaufbedürfnis gerecht zu werden.
Was die alten Wasserstraßen aus DDR-Zeiten angeht, so konnte ich in der Region Berlin-Brandenburg insgesamt drei Kanäle mit wanderbaren Abschnitten ausfindig machen. Die anderen Kanäle sind entweder überhaupt nicht begehbar, oder haben ganz im Gegenteil so wie beispielsweise der schöne Finowkanal ein überbordendes touristisches Angebot mit asphaltierten Radwegen, was für Wanderungen zu Fuß denkbar unattraktiv ist.
Somit schließe ich mit der Oder-Havel-Kanal-Wanderung meine Reihe entlang von Kanälen in der Region Brandenburg.
Grundsätzlich sind weite Teile des 54 Kilometer langen Oder-Havel-Kanals begehbar. Allerdings sind die Fußwege immer wieder unterbrochen, und Bundesstraßen sowie Autobahnen führen über den Kanal oder parallel entlang. Ich habe für meine Oder-Havel-Kanal-Wanderung den Abschnitt herausgesucht, der mit am attraktivsten für eine Wanderung erscheint und auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Somit beginnt meine Route an der Zerpenschleuse und endet in Oranienburg. Das ist auch der Abschnitt des Kanals, der sich im Naturpark Barnim befindet. Somit ist die Gegend sehr dünn besiedelt und es gibt auch nur wenige Straßen.
Die Oder-Havel-Kanal-Wanderung habe ich etwas ambivalent wahrgenommen. Einerseist ist es die wildeste der drei Kanaltouren mit weiten Abschnitten auf völlig einsamen Wegen in wilder Natur, und der Kanal hat kaum noch den Charakter eines künstlichen Gewässers. Andererseits sind leider sechs Kilometer des Uferwegs völlig überwuchert, sodass du zwischen Kreuzbruch und Bernöwe sechs Kilometer auf einer geteerten Fahrradstraße durch den Wald gehen musst. Das war schon ein ziemlicher Dämpfer. Immerhin fand ich den letzten Abschnitt vor Oranbienburg dann nochmals sehr schön, und der Grabowsee und Lehnitzsee bieten einen sehr versöhnlichen Abschluss.
Inhalt
Dauer und Schwierigkeitsgrad
Die Gesamtlänge meiner Oder-Havel-Kanal-Wanderung beträgt 28,2 Kilometer. Für diese ordentliche Strecke durch den Naturpark Barnim benötigst du sechs bis sieben Stunden Zeit.
Die meiste Zeit geht es über Erdwege, diese sind teilwese stark überwuchert und nicht ganz leicht zu finden, sodass ich den Schwierigkeitsgrad der Tour als mittel einstufen würde.
Einige Abschnitte führen über Asphalt. Zwischen Kreuzbruch und Bernöwe musst du leider sechs Kilometer auf einer geteerten Farhrradstraße gehen.
Start und Ziel
Der Startpunkt ist der Bahnhof Ruhlsdorf-Zerpenschleuse (“Heidekrautbahn” RB 27). Sie startet aus Berlin-Karow (S2). Aber aufgepasst: An der Zerpenschleuse hält sie nur, wenn du den Haltewunsch-Knopf für den Bedarfshalt betätigst.
Endpunkt meiner Oder-Havel-Kanal-Wanderung ist der S-Bahnhof Lehnitz (S1) in Oranienburg.
Tourenbericht
Nachdem ich erfolgreich den Zug bei der Station Ruhlsdorf-Zerpenschleuse zum Halten gebracht hatte, folgte ich der Bahnhofstraße hinab zum Kanalufer. Die Schleuse war schon direkt im Hintergrund zu sehen.
Ich wendete mich nach Westen. Das erste Stück musste ich jetzt parallel zur hier vorbei führenden, aber sehr ruhigen Autostraße am Ufer entlang gehen, teilweise auch auf der Straße. So passierte ich die Schleusenanlage und fand kurz vor der nächsten Brücke an der L100 einen Trampelpfad am Ufer entlang, der mich unter der Brücke durch führte.
Auf der anderen Seite der Brücke vereinte sich der Pfad mit einem bequem zu gehenden, grasbewachsenen Forstweg durch die Römerwiesen. Hier befand ich mich direkt schon in schöner Wildnis, und der lichte Baumbestand gab größtenteils den Blick auf den ruhig fließenden Kanal frei.
Der schöne und wilde Weg führte mich weiter bis zu einem kleinen Strand vor Kreuzbruch, wo das Ufer absinkt und eine tolle Bademöglichkeit bietet. Im weiteren Verlauf wurde der bislang recht gute Uferweg immer wilder und war mehr und mehr von Farn, Brennnesseln und Getstrüpp überwuchert. Ich konnte mich hier aber noch ganz gut durchschlagen, und stellenweise wurde es auch wieder etwas besser.
Auf jeden Fall war das ein sehr schöner Abschnitt auf meiner Oder-Havel-Kanal-Wanderung. Nach Passieren eines Abschnitts über Wiesen und an Feldern entlang gelangte ich in ein Wäldchen mit einem sehr schönen Rastplatz. Hier befindet sich auch eine Feuerstelle für eine warme Mahlzeit.
Mit Erreichen der Siedlung Kreuzbruch war dann aber Schluss mit Uferweg und eine Straße lotste mich in Richtung der Häuser. Um mir wenigstens einen Teil des Weges auf der Straße zu ersparen, nahm ich den Trampelpfad entlang eines Bewässerungskanals, der mich über ein paar schöne Felder zu stillgelegten Gleisen führte.
Hinter den Gleisen war das Dickicht leider unpassierbar. So ging ich auf den Gleisen nach Süden in den Ort hinein und dann auf der Straße weiter zur L21, die leider stark befahren ist und der ich ein kurzes Stück folgen musste.
Kurz vor einer Brücke über den Oder-Havel-Kanal zweigte links die Fahrradstraße des Havelradwegs ab. Hier begann auch gleich der Tiefpunkt der ganzen Oder-Havel-Kanal-Wanderung, denn ich musste jetzt ungeplant der Fahrradstraße sechs Kilometer folgen. Mehrmals versuchte ich, wieder ans Ufer zu gelangen. Der offiziell existierende Uferweg war hier aber völlig unpassierbar überwuchert.
Dieser lange Abschnitt auf der Fahrradstraße war schon recht demotivierend. Aufgrund des dichten Waldes gab es quasi keine Aussicht, und etliche Radwanderer flitzten an mir vorbei. Teerstraße zu gehen, ist auch immer eher recht wenig erquicklich, da sie sehr auf die Gelenke schlägt. Wenigstens passierte ich die eine oder andere schöne Lichtung.
In Bernöwe liegt schon etwas über die Hälfte der Strecke meiner Oder-Havel-Kanal-Wanderung hinter dir, und es findest sich eine Einkehrmöglichkeit im Gasthof zum Flößer. Hier hatte das Schicksal auch endlich wieder ein Erbarmen mit mir. Ich ging durch den Ort zum kleinen Hafen, und hier fand sich tatsächlich wieder ein schöner Uferweg. Auch im folgenden Verlauf war der Weg gelegentlich sehr stark überwuchert, aber dort wo ich nicht weiter kam, fanden sich Trampelpfade in Ufernähe durch den Wald.
Ab Bernöwe präsentierten sich die Oder-Havel-Kanal–Auen in noch schönerer Pracht, mit teilweise dichtem Schilfbewuchs und sehr breiten Stellen, wo der Kanal sein künstliches Fließbett ganz offensichtlich schon lange weggepflügt hat.
Kurz vor dem Abzweig des Malzer Kanals gelangte ich wieder mal an einen kleinen Strand, oder eher etwas aufgeschüttetem Sand, der aber auch wieder eine Bademöglichkeit bietet. So langsam ging es jetzt schon auf Oranienburg zu, und dementsprechend wandelte sich die Aue mehr und mehr in eine Kulturlandschaft.
So erreichte ich den Grabowsee. Hier folgte ich nun ein kurzes Stück dem Seeufer, erst am gut besuchten Strand vorbei, dann auf schönem Waldweg mit vielen Blicken über den weit auslaufenden Grabowsee. Wieder am Oder-Havel-Kanal angelangt, musste ich gleich darauf um das riesige Havelbeton-Werk herum gehen und danach auf der Straße weiter, wo ein paar Betonlaster vorbei donnerten.
Gleich darauf erreichte ich aber die Lehnitzschleuse und musste noch die fette B273 überwinden, um dahinter endlich noch einmal für ein letztes Stück in schöne Natur zu gelangen. Hier befindet sich nämlich die Oder-Havel-Kanal-Mündung in den Lehnitzsee, an dessen anderem Ende wiederum die Havel beginnt.
Nun passierte ich den schönen Strand des Lehnitzsees, der ebenfalls an diesem heißen Spätsommertag gut besucht war. Ich folgte der Seepromenade mit ein paar kleinen Häfen und tollen Rastplätzen, bis mich in der Siedlung Lehnitz dann die Zivilisation wieder komplett zurück hatte. Hier ist das Ufer größtenteils nicht mehr begehbar, aber es war nun nur noch ein kurzes Wegstück bis zum S-Bahnhof Lehnitz.
GPS-Route Oder-Havel-Kanal-Wanderung
Last Updated on Juni 14, 2024 by Raffaele