Die Südschwarzwald-Durchquerung von Basel zum Titisee folgt der Westvariante des Westwegs über die höchste Erhebung, den Feldberg, und über Belchen und Blauen.
Endlich wollte ich mich auf der Gipfelwelt dem größten und höchsten deutschen Mittelgebirge dem widmen, dem Schwarzwald. Ich bin hier vor langer Zeit aufgewachsen, sodass für mich diese Trekkingtour auch eine Reise in meine Vergangenheit war.
Beim Schwarzwald verhält es sich ein bisschen anders als in den meisten Gebirgen: Die aus Wanderperspektive spannendste Region liegt nicht in der Nationalpark-Zone, sondern es ist vielmehr der Naturpark Südschwarzwald, weil hier die höchsten Erhebungen liegen. Allen voran der Feldberg (1.493 m) mit seinen Nebengipfeln. Das bringt es mit sich, dass es nicht ganz einsame Natur ist, sondern man vielerorts auch Straßen queren oder entlang gehen muss, oder an Seilbahnstationen vorbei kommt.
Dennoch finde ich die Szenerie über weite Strecken überwältigend, es geht durch Weinberge an Burgen vorbei und durch wilde Schluchten immer weiter in ehemals vergletscherte Regionen mit Seen bis zum großen Titisee. Auch wenn ein Großteil der Strecke stark bewaldet ist, reißt das Panorama immer wieder auf und bietet herrliche Blicke über den Schwarzwald. Neben dem Feldberg werden zwei weitere Gipfel bestiegen, der Blauen (1.165 m) und der Belchen (1.414 m), der vierthöchste Berg des Schwarzwalds.
Bei meiner Südschwarzwald-Durchquerung folgte ich größtenteils der Westvariante des Westwegs, den ich für die Besteigung des Belchen und für die Übernachtung in der Todtnauer Hütte jeweils kurz verließ.
Die Unterkunftssituation ist im Verlauf sehr überschaubar, aber es gibt immer wieder mal eine Möglichkeit. Ich entschied mich daher, die Tour auf vier Tage aufzuteilen, um Monsteretappen zu vermeiden und das Ganze mehr genießen zu können.
Inhalt
Dauer und Schwierigkeitsgrad
Die Südschwarzwald-Durchquerung ist 91 Kilometer lang mit 2.900 Höhenmetern im Aufstieg und 2.300 Höhenmetern im Abstieg. Das macht sie zu einer soliden Weitwanderung, die eine gute Kondition voraussetzt.
Der Weg ist aber nicht wirklich schwer, es geht hauptsächlich über gute Naturwege und teilweise geteerte Straßen. Alles ist außerdem sehr gut mit der roten Raute des Westwegs markiert, der aber zweimal kurz verlassen wird. Auch sonst helfen zahlreiche Wanderwegweiser mit Orts- und Entfernungsangeben bei der Orientierung.
Wer etwas verkürzen will, kann auf die erste Etappe verzichten, wo es erst mal aus der Industrie und Agglomeration des Großraums Basel hinaus geht. Ich fand das aber sehr toll, durch die Weinreben über die Stadt aufzusteigen und in immer dünner besiedeltes Gebiet zu gelangen.
Start und Ziel
Der Startpunkt ist der Badische Bahnhof in Basel, der von der Deutschen Bahn betrieben wird, und über unzählige Zugverbindungen aus ganz Europa erreichbar ist.
Das Ziel ist der Titisee mit gleichnamigem Bahnhof, von wo Züge beispielsweise nach Freiburg (S1) verkehren.
Tag 1: Basel – Kandern (26 Kilometer, 5:30 h)
Um in Basel zu übernachten, solltest du dir eine Unterkunft direkt am Badischen Bahnhof suchen. Viel näher am Startpunkt der Wanderung kannst du nicht sein als mit dem Royal Hotel*.
Der Start meiner Südschwarzwald-Durchquerung am Ausgang des Badischen Bahnhofs in Basel begann erst mal total verspätet, da ich völlig verschlafen hatte. Ich wurde für meine Dusseligkeit jedoch belohnt, denn jetzt gegen Mittag riss die trübe Suppe auf, die seit Tagesbeginn über Basel gehangen hatte. Somit konnte ich alsbald in strahlender Sonne wandern.
Zunächst ging es durch die unschöne Gegend um den Bahnhof zum Tierpark Lange Erlen. Kurz davor sah ich zum ersten Mal einen Wegweiser für den Westweg, der direkt durch den aufwändig gestalteten Tierpark führt (kostenloser Eintritt).
Danach gelangte ich ans Ufer der Wiese, die in Basel in den Rhein mündet, und folgte ihr eine ganze Weile. Das Flussbett ist mit vielen Schwellen angelegt worden, sodass das Wasser ruhig vor sich hin plätschert. Die meiste Zeit kann man auf einem Pfad direkt am Wasser entlang gehen.
In Riehen ging es über die Wiese und sodann ein Weglein mit zahlreichen Treppen steil durch die Weinhänge hinauf, über die grüne Grenze nach Deutschland und auf die Tüllinger Höhe. Von hier gibt es tolle Weitblicke über Basel und später über Lörrach. Hier hatte ich bereits den Naturpark Südschwarzwald erreicht, in dem ich mich ab jetzt fast durchgängig aufhielt.
Erst einmal musste ich durch Tumringen und unter der Autobahn A98 durch und wurde mit der schönen Burgruine Rötteln belohnt, über deren Gelände die Südschwarzwald-Durchquerung führt.
Jetzt ging es erst mal viele Kilometer ein bisschen eintönig durch den Wald bis nach Wollbach, wo beim Abstieg schöne Blicke über das Kandertal geboten wurden. Leider ging es jetzt dann viel über Teerstraßen, aber auch wieder durch die Weinreben bis nach Hammerstein, an dessen Ortsende ich über viele Treppen wieder in den Wald hinauf gelangte.
Der Abschluss der ersten Etappe meiner Südschwarzwald-Durchquerung auf dem Westweg führte durch die Wolfsschlucht mit ihren wild zerklüfteten Kalkfelsen und vielen Höhlen, und ich stieg noch kurz nach Kandern ab.
Hier gibt es mehrere Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten. Am nächsten zur Wanderroute liegt das Gasthaus zur Schnecke*.
Tag 2: Kandern – Blauen – Haldenhof (20 Kilometer, 5:15 h)
Auch am zweiten Tag meiner Südschwarzwald-Durchquerung auf dem Westweg war mir das Wetter hold, und ich konnte einen goldenen Herbsttag erleben. Heute ging es nun richtig in den Naturpark Südschwarzwald hinein, und der erste Gipfel stand auf dem Programm.
Hinter Kandern stieg ich auf den Heißbühl auf, der ein tolles Panorama zurück bis nach Basel bietet. Dann ging es erst mal wieder durch reichlich Wald bis zur Ruine der Sausenburg. Unbedingt solltest du dir die Zeit nehmen, kurz auf den Turm zu steigen, das Panorama über den kompletten Schwarzwald und die Rheinebene ist genial.
Dann wieder Wald, Wald, Wald, der sich zwar in schönstem Herbstkleid zeigte, aber das Wandern ein bisschen eintönig machte. Im strammen Anstieg ging es dann auf den Blauen (1.165 m). Das Gipfelplateau bietet auch wieder eine großartige Aussicht, die du mit dem Blauenturm noch steigern kannst. Auch hier: Unbedingt hochsteigen!
Theoretisch ist hier Einkehr und Übernachtung im Berghaus Hochblauen möglich, es scheint momentan aber nach einer langen Schließung wegen Renovierung momentan noch keinen Regelbetrieb zu geben.
Leider ging es jetzt wieder etliche Kilometer durch den Wald bis fast ans Etappenende. Am sogenannten Kreuzweg konnte ich ihn aber endlich wieder verlassen. Nun ging es zwar neben der Straße, aber auf schönem Weg, und vor allem mit toller Aussicht auf den davorgelegenen Belchen, noch im sanften Abstieg bis zum Haldenhof. Das Haus ist ziemlich in die Jahre gekommen, aber ich wurde trotz Ruhetag freundlichst emfpangen und bekam auch ein Abendessen.
Nach einem Ruhepäuschen machte ich noch einen Spaziergang zum etwa 2 Kilometer entfernten Nonnenmattweiher. Es ist ein künstlich aufgestauter See, der aber schon seit dem Mittelalter existiert und den eine schwimmende Torfinsel ziert. Die fantastische Lage in einem kleinen Talkessel macht ihn zu einem sehr lohnenden Abstecher.
Tag 3: Haldenhof – Belchen – Todtnauer Hütte (26 Kilomter, 6:15 h)
Am dritten Tag meiner Südschwarzwald-Durchquerung auf dem Westweg erwartete mich trübes Wetter, aber wenigstens gab es keine Niederschlag. Über Wiesen und leicht bewaldete Gebiete ging es gemächlich bergan. Durch die Flanke des Hohkelch wurde der Weg recht felsig und ist teilweise mit Eisenstangen versichert, aber immer gut zu gehen.
Nach dem felsigen Abschnitt ging es aussichtsreich weiter hinüber zum Belchen (1.414 m), nach Feldberg und Nebengipfel die höchste Erhebung des Schwarzwaldes. Ich verließ den Westweg, der erstaunlicherweise nicht über den Gipfel führt, und stieg den Belchen-Rücken über Wiesen hinauf und nach ausgiebigem Genuss des (allerdings recht wolkenverhangenen) Panoramas auf der anderen Seite wieder hinab.
Im Belchenhaus an der Bergstation der Seilbahn besteht die Möglichkeit zur Einkehr.
Ich hingegen hielt mich links und stieg etwas hinab. Jetzt folgte wieder eine lange Strecke durch den Wald. Immerhin gab es immer wieder mal Blickschneisen (hauptsächlich durch Liftanlagen) und die Sonne kam ein bisschen heraus.
Mit Näherung an das Wiedener Eck ging es dann aus dem Wald hinaus über liebliche Almwiesen. Am Wiedener Eck gibt es eine Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit*.
Nach einem kurzen Waldstück folgte ein sehr schöner Abschnitt den Grat des Hundsrückens hinauf über Almen mit tollem Weitblick. Direkt danach kam dann allerdings ein sehr eintöniger Abschnitt durch endlosen Wald und etwas trostlose Skigebiets-Szenerie beim Notschrei (Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit*), wo außerdem eine stark befahrene Straße überquert werden muss.
Kurz vor dem Berggasthof Stübenwasen (Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit) ging es endlich wieder aus dem Wald hinaus und über richtig schöne Almen die Wittenbacher Höhe hinauf auf den Stübenwasen (1.386 m). Der Gipfel ist aber ein so großes Plateau, dass man gar nicht mitkriegt einen Berg bestiegen zu haben.
Es folgte noch ein kurzes Stück durch lichten Wald bis zu meiner Unterkunft Todtnauer Hütte*, wo ich begeistert war von der Qualität und dem Geschmack des Essens, auch wenn die Karte sehr klein ist.
Tag 4: Todtnauer Hütte – Feldberg – Titisee (18 Kilometer, 4:30 h)
Am letzten Tag meiner Südschwarzwald-Durchquerung auf dem Westweg empfing mich wieder strahlender Sonnenschein. Nach dem leckeren Frühstüch auf der Todtnauer Hütte machte ich mich an den kurzen Anstieg auf den Feldberg (1.493 m), dem höchsten Punkt der Tour und auch des gesamten Schwarzwaldes. Die Feldbergbahn zum Nebengipfel Seebuck hatte noch zu, sodass ich das herrliche und weit auslaufende Gipfelplateau ganz für mich genießen konnte. Allerdings nur, bis ein paar Techniker und der Deutsche Wetterdienst mit Fahrzeugen angebraust kamen und bei der Wetterstation, die am höchsten Punkt steht, irgendetwas ausdiskutierten.
Nun schritt ich das Plateau ab und machte mich am anderen Ende linkerhand an den herrlichen Abstieg durch den Kessel, den der Feldsee ausgebildet hat. Der See war heute leider nicht zu sehen, da eine große Dunstglocke darüber hing.
Wenn du den Feldsee mitnehmen möchstest, kannst du eine Variante des Westwegs gehen. Allerdings musst du dann parallel zur Feldbergbahn absteigen, unten durch den Trubel, und verpasst den schönen Abstieg oberhalb des Sees.
Nun ging es abwechselnd durch Wald und über schöne Auen recht gemütlich weiter, und ich kam an einem Forellenweiher vorbei, wo sich die Fische schön beobachten ließen. Dann ging es durch das Dorf Kesslermühle und auf den Scheibenfelsen hinauf, von wo man einen schönen Blick über Hinterzarten hat.
Im Folgenden war eine Umleitung durch den Wald zu gehen, die scheint aber nur temporär zu sein. Wieder mal nicht so spannend trottete ich durch den Wald, bis ich auch schon fast am Titisee war und zum ersten Mal das Panorama bewundern konnte.
Ich stieg zum Ufer hinab und ging durch den Kurpark und bis ins Zentrum, das leider dem Hardcore-Tourismus zum Opfer gefallen ist. Auch gibt es leider keinen Supermarkt, sondern nur so Touristenshops. Titisee ist kein eigenständiger Ort, sondern Teil von Titisee-Neustadt, dessen eingentliches und recht hübsches Zentrum 5 Kilometer bzw. eine Zugstation entfernt ist.
Auch mit Touristentrubel sind die Blicke über den See großartig und ich fand unter den zahlreichen Unterkunftsmöglichkeiten eine ruhige Wohnung außerhalb des Zentrums. Wenn du den unverstellten Blick auf den See haben willst, empfiehlt sich hier Treschers Schwarzwaldhotel*.
GPS-Route Südschwarzwald-Durchquerung
Last Updated on November 16, 2024 by Raffaele