Als Seilschaft wird beim Bergsteigen eine Gruppe bezeichnet, die mit Seil verbunden ist, um sich gegenseitig im Falle von Stürzen zu sichern. Die Definition.
Im allgemeinen Sprachgebrauch spricht man eher abwertend von Seilschaften als Cliquen, die sich gegenseitig Privilegien zusschachern. Für Alpinisten und Bergsteiger hingegen, wo der Begriff eigentlich herkommt, ist das Gehen in der Seilschaft eine der wichtigsten Techniken zur Sicherung im Hochgebirge. Unter den Begriff kann je nach Geländesituation alles von Zweiergruppen bis hin zu großen Gruppen fallen, wo sich die Teilnehmer gegenseitig mit Seilen sichern.
Bei Hochtouren auf dem Eis ist entsprechende Kenntnis und Erfahrung unabdingbar. Nicht nur das An- und Abseilen will geübt sein, sondern auch das Gehen in der Gruppe erfordert entsprechende Achtsamkeit und Kenntnis. Das Beherrschen von Bremstechniken bei Stürzen ist dabei noch viel wichtiger als beim ungeseilten Gehen, da man mit seinen Mitwanderern eine Gefahrengemeinschaft eingeht.
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Gefahr der Mitreißunfälle
Dabei gilt: Ein Seil bedeutet nicht automatisch Sicherheit. Ganz im Gegenteil: Durch den Sturz eines Bergsteigers in der Seilschaft kann es zum sogenannten Mitreißunfall kommen, bei dem die gesamte Seilschaft abstürzt. Insbesondere das Gehen in der Zweiergruppe setzt die andere Person in ganz erhebliche Gefahr, wenn es zum Sturz kommt.
Sicherheitsgewinn durch Seilschaften
Seilschaften beinhalten durch die Gefahr, im Falle eines Sturzes durch einen Mitgeher mitgerissen zu werden, also nicht nur einen Sicherheitsgewinn. Deswegen muss zu jedem Zeitpunkt einer Hochtour die Risikoabwägung getroffen werden, ob ein Abschnitt mit oder ohne Seil begangen wird und was die beste Gruppengröße ist. Als optimale Größe gelten drei bis fünf Personen.
Warum überhaupt Seilschaften bilden? Ein Sicherheitsgewinn wird neben der richtigen Gruppengröße nur erreicht, wenn weitere wichtige Details beim Abseilen beachtet werden: Außer bei einer Vierergruppe gilt es als sinnvoll, mit Bremsknoten die Seilschaft sicherer zu machen. Mehrere Bremsknoten zwischen den Teilnehmern im Mittelteil des Seils können bei Sturz eines Teilnehmers die Ziehdynamik auf die übrigen Teilnehmer minimieren. Je kleiner die Gruppe, desto größer muss außerdem der Abstand der Teilnehmer sein, mit dem sie sich am Seil einbinden.
In diesen wesentlichen Fällen ist davon auszugehen, dass mit der Seilschaft ein Sicherheitsgewinn einher geht: Ganz grundsätzlich beim Gehen auf Gletschern. Das im Übrigen noch viel mehr bei wenig Steigung, weil sich auf dem flachen Gletscher über die gegenseitige Sicherung am Seil die Gefahr des Absturzes in Gletscherspalten wesentlich minimiert. Gleichzeitig ist auch das Risiko des Mitreißens durch eine andere Person minimal.
Und dann ist der Sicherheitsgewinn natürlich immer dort vorhanden, wo Fixpunkte wie Eisschrauben, Eisstangen, Felshaken, Bäume oder andere Elemente zum Sichern eingesetzt werden können, bzw. vorhanden sind. Mit ihnen kann ein sogenannter Standplatz eingerichtet werden, auf den im Falle eines Sturzes der Zug übertragen wird. Dies muss jedoch durch einen Vorsteiger entsprechend vorbereitet werden und ist dadurch auch recht zeitintensiv.
Verschiedene Gehtechniken auf dem Eis
Die Frage, welches Seil für die Seilschaft am besten verwendet werden sollte, hängt von der Sicherungstechnik ab, die man einsetzen möchte. Außerdem müssen für verschiedene Situationen unterschiedliche Gehtechniken eingesetzt werden.
Wie geht man in einer Seilschaft? Das Gehen im Firn ist noch sicherheitsrelevanter als das richtige Abseilen und sollte vor der Tour intensiv geübt werden. Dies lässt sich im Rahmen von geführten Eistouren mit erfahrenen Bergsteigern erlernen. Steigeisen beispielsweise kommen nur bedingt zum Einsatz, die wichtigste technische Hilfe ist der Eispickel. Er dient zum Stützen und Sichern, und damit können Stufen ins Eis geschlagen werden.
Außerdem ist es von überlebenswichtiger Bedeutung, Bremstechniken am Gletscher intensiv zu üben, um sich im Falle eines Sturzes selbst stabilisieren zu können. Das Allerwichtigste ist, dass man bei einem Sturz schnellstmöglichst in Bauchlage dreht, falls man auf dem Rücken gefallen ist. Sollte man Kopf voran stürzen, so muss vor dem Drehen in Bauchlage erst der Kopf auf die Bergseite gebracht werden. Dies gelingt über die Ellenbogen und das Anwinkeln der Knie.
Last Updated on Oktober 10, 2024 by Raffaele