Die Riesengebirge-Wanderung über die Schneekoppe folgt den Spuren von Caspar David Friedrich zu seinem Gemälde Das Riesengebirge. Lange Rundtour von Karpacz.
Inhalt
Das Projekt Caspar-David-Friedrich-Wanderungen
In diesem Jahr begehen wir den 250. Geburtstag des Romantik-Malers Caspar David Friedrich unter dem Hashtag #CDF250. Um diesen Anlass gebührend zu feiern, hat mein Bloggerkollege Sven Becker (The Backpacker) eine wunderbare Idee entwickelt: Caspar-David-Friedrich-Wanderungen! Und er konnte mich sehr schnell von diesem Projekt überzeugen. Ich trage dazu bei mit der Harz-Wanderung über den Brocken und der Riesengebirge-Wanderung über die Schneekoppe.
Auf unseren Touren folgen wir den Spuren des Künstlers und entdecken die Landschaften, die ihn zu seinen Gemälden inspirierten. Dabei konzentrieren wir uns auf Orte, die sich eindeutig seinen Gemälden zuordnen lassen und die Friedrich nachweislich auch selbst bereist hat. Jede dieser Wanderungen wird damit zu einer kleinen Zeitreise in die Welt der Romantik.
- Hier findest du die Übersicht aller unserer Caspar-David-Friedrich-Wanderungen bei The Backpacker >>
Das Gemälde zur Tour: Das Riesengebirge von Caspar David Friedrich
Was für eine großartige Geschichte: Caspar David Friedrich auf Trekking-Tour! Gemeinsam mit dem Maler Georg Friedrich Kersting brach er gemäß Überlieferung im Jahr 1810 zu Fuß von seiner Wahlheimat Dresden auf, und sie sollen den Kamm der Sudeten entlang gewandert sein bis zur höchsten Erhebung, der Schneekoppe (1.603 m) im Riesengebirge. Auf dieser Wanderung fertigte Caspar David Friedrich eine Vielzahl von Skizzen und Aquarellen an, die er in seinem Atelier Jahre und sogar Jahrzehnte später noch als Grundlage für mehrere Gemälde verwendete.
Das Riesengebirge hat bei Caspar David Friedrich einen großen Eindruck hinterlassen, obwohl es bei dieser einen Reise bleiben sollte, und hat sein Schaffen stark geprägt. Als Grundlage für die Planung auf den Spuren des Kunstmalers im Riesengebirge habe ich mich für das Gemälde Das Riesengebirge entschieden. Das nicht allzu große Ölbild (102 x 72 Zentimeter) zeigt den Blick über den Ziegenrücken zum Jeschken in Tschechien, und beruht auf einer Federskizze, die Friedrich von seiner Riesengebirge-Wanderung mitgebracht hat. Die Skizze muss unweit der Wiesenbaude entstanden sein, nicht allzu weit entfernt östlich von der Schneekoppe.
Tatsächlich handelt es sich wie in der Romantik üblich um ein extrem stilisiertes Bild. In Wahrheit liegt der dargestellte Ausschnitt in weiter Ferne, und würde sich so wie gemalt daher nur durch ein Fernrohr darbieten. Heutzutage ist auch von der dargestellten unberührten Natur nicht mehr viel übrig, da der Blick von der Wiesenbaude* vor allem von Seilbahnstationen, kahlen Skihängen und Strommasten geprägt ist. Das Bild dazu findest du im Tourenbericht.
Interessanter als der Originalschauplatz des Gemäldes waren für mich die ineinander laufenden Gebirgszüge, von denen Caspar David Friedrich offensichtlich sehr begeistert war und die sich auf allen seinen Riesengebirge-Gemälden finden. Einen vergleichbaren Caspar-David-Friedrich-Moment wie auf dem Gemälde Das Riesengebirge fand ich daher eher auf der Westseite der Schneekoppe mit dem Blick in Richtung Löwenberg. Daher habe ich diesen Blick als Beitragsbild gewählt (erstes Foto ganz am Anfang).
Dauer und Schwierigkeitsgrad
Meine Riesengebirge-Wanderung über die Schneekoppe ist eine große Rundtour mit einer Länge von knapp 28 Kilometern. Außerdem musst du knapp 1.100 Höhenmeter im Auf- und Abstieg bewältigen. Damit fordert die Tour Einiges an Kondition. Du kannst daraus eine sehr gemütliche Wanderung machen, wenn du eine Übernachtung in der Wiesenbaude* auf halber Strecke einlegst. Das ist auch genau der Punkt, woher Caspar David Friedrich die Inspiration für sein Gemälde zum Riesengebirge haben soll, das die Grundidee für diese Tour liefert.
Abgesehen von der Länge warten auf dieser Wanderung keine größeren Schwierigkeiten auf dich. Die Wege waren durchgehend in sehr gutem Zustand und engmaschig markiert. Der erste Anstieg ist knackig, und da fand ich die Trekkingstöcke ganz nützlich. Die ganze restliche Zeit über blieben sie aber am Rucksack.
Ich empfehle unbedingt, die Runde im Uhrzeigersinn zu gehen. So ist der Anstieg steil aber kurz, und abends wenn du müde bist genießt du den gemächlichen und schönen Abstieg westlich der Koppe zurück nach Karpacz.
Ich habe für die ganze Runde etwa sieben Stunden gebraucht. In gemütlichem Tempo solltest du aber eher neun Stunden einplanen, also sehr frühzeitig aufbrechen.
Start und Ziel
Der Start- und Endpunkt meiner Riesengebirge-Wanderung über die Schneekoppe ist ein (Stand heute) kostenfreier Parkplatz im polnischen Ferienort Karpacz. Er befindet sich unweit des Hostel Krokus*.
Du kannst die Tour aber auch von jedem der zahlreichen kostenpflichtigen Parkplätze in Nähe der Seilbahnstation entlang der Olimpijska starten.
Die Tour lässt sich auch ohne Auto realisieren. Es ist möglich, mit dem Flixbus von Warschau oder Breslau anzureisen. Die Busstation befindet sich am Beginn der Olimpijska.
Karpacz ist ein recht netter Ort, aber ausschließlich dem Tourismus gewidmet und damit eine eher künstliche Siedlung. Dadurch findest du jedoch eine hervorragende Infrastruktur mit unzähligen Unterkünften, Läden und Gastronomie und kannst alle möglichen Freizeitaktivitäten machen. Der Ort ist sehr schön in einen Hang gebettet und über eine recht große Fläche gestreckt. Du gelangst in alle Ortsteile über ruhige und gut markierte Wanderwege, was mich positiv überrascht hat.
Für die Nationalparkzone, die direkt südlich von Karpacz beginnt, ist ein Ticket (etwa 2,50 Euro) erforderlich, das du dir als elektronisches Ticket kaufen kannst. Ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass das ernsthaft jemand überprüft.
Tourenbericht
Ich startete meine Riesengebirge-Wanderung über die Schneekoppe bei bestem Wetter. Allerdings hatte ich auch bis zur letzten Minute mit der Planung gewartet, da das Wetter im Riesengebirge in den Sommermonaten sehr niederschlagsreich ist. Daher ist es empfehlenswert, spontan zu kommen, oder die Tour im Frühsommer (Juni) oder im Herbst zu machen.
Zunächst folgte ich blauen Markierungen zum Ende der Straße und dann durch ein Waldstück. Der Waldweg führte mich auf einer kleinen Anhöhe bis zum Rastplatz Miejsce Postoju. Hier ging es jetzt nach Süden mit merklicher Steigung weiter auf Waldwegen, den roten Markierungen folgend in den Nationalpark Riesengebirge hinein.
Im nun sehr knackigen Anstieg, aber auf durchgehend guten Wegen stieg ich zum Eulenpass auf. Hier gab es zum ersten Mal schöne Weitblicke über den Riesenkamm. Auf dem Pass begrüßten mich die Schilder des Nationalparks und der polnisch-tschechischen Grenze. Es wurde auch direkt sehr voll, obwohl es noch sehr früh am Morgen war.
Auf dem Grenzweg, der gleichzeitig auch der Kammweg ist, führten mich jetzt rot-grüne Markierungen in Richtung Schneekoppe. Dabei gelangte ich zur Emmaquellenbaude (Einkehrmöglichkeit). Kurz darauf kam ich im weiteren Anstieg zur Baumgrenze, und der heiße Sommertag weckte mit dem dichten Nadelgebüsch, das ab jetzt den Weg säumte, mediterrane Gefühle. Auch die Aussicht wurde jetzt immer besser, nachdem ich den Wald hinter mir gelassen hatte. Es folgte der letzte Anstieg auf die Schwarze Koppe (1.411 m), wo sich ein schöner Aussichtspunkt mit Rundumblick befindet.
Jetzt war der Blick einfach nur großartig und reichte weit über Tschechien und Polen. So schritt ich weiter durchs Gebüsch auf dem Grat bis zu einem Aussichtspunkt unterhalb der Schneekoppe, der mir den Caspar-David-Friedrich-Moment auf meiner Riesengebirge-Wanderung über die Schneekoppe bescherte: Richtung Tschechien mit Löwenberg, Finkenberg und Langem Berg als höchsten Erhebungen flossen die Bergrücken im blauen Himmel ineinander fast genauso wie auf dem Gemälde Das Riesengebirge, das die Planungsgrundlage für diese Wanderung war.
Direkt danach kam dann gleich der absolute Downer im Aufstieg zur Schneekoppe (1.603 m). Hatte bisher reges Treiben geherrscht, so quoll der Weg, oder eigentlich die hinafführende Straße, über vor Menschenmassen, die sich in beide Richtungen aneinander vorbei schoben. Kein Wunder, denn ganz oben befindet sich die Bergstation der Seilbahn von der tschechischen Seite, während die polnischen Gäste von der unweiten Bergstation der Kleinen Koppe herangespült werden. Als höchste Erhebung der Sudeten ist die Schneekoppe auch ein Touristenmagnet.
Ganz ehrlich, ich rate dir davon ab, nach oben zu steigen. Bleib lieber auf der Traverse und geh direkt weiter zum Schlesischen Haus. Eine Überschreitung des Gipfels ist eh nicht möglich, sodass du denselben Weg wieder hinunter gehen musst. Aufgrund der Menschenmassen darf der Weg auf der anderen Seite nämlich nur zum Aufstieg genutzt werden. Oben erwartete mich Jahrmarktstimmung mit lärmigen Touristen kostümierten Schaustellern, sodass ich direkt wieder nach unten floh. Ich habe den Aufstieg daher auch aus der GPS-Route entfernt. Andererseits: Schön ist der Blick von ganz oben natürlich schon.
Meine Riesengebirge-Wanderung über die Schneekoppe brachte mich jetzt zum Schlesischen Haus (Möglichkeit zur Einkehr und Übernachtung), das vor Menschen kaum zu sehen war. Überhaupt finde ich hier alles recht unsympathisch. Wenn ich mir die Reservierungsanweisung auf der Seite so durchlese (Auszug: „Schritt 3: Vier Tage nach dem Sie die Vorauszahlung gemacht haben, rufen Sie uns nochmal an, und fragen Sie ob Ihr Platz schon gebucht ist“), verzichte ich doch gerne dankend. Die bessere Option ist ganz klar die Wiesenbaude* auf der tscheschischen Seite, da kannst du tatsächlich ganz normal online buchen.
Zur Wiesenbaude* (Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit) führte mich die Riesengebirge-Wanderung jetzt auch auf einem schönen Weg durchs Hochmoor, das teilweise über Holzpaneele gequert wird. Hier ging es jetzt auch schon wieder deutlich ruhiger zu und der Blick über die Hochebene und zurück zur Schneekoppe war großartig.
Hier soll Caspar David Friedrich seine Skizze mit Ziegenrücken und Jeschken in Tschechien, also in südwestliche Blickrichtung, angefertigt haben, die als Grundlage für sein Gemälde Das Riesengebirge diente. Realität und romantische Darstellung klaffen doch ein wenig auseinander: Der Jeschken ist in so weiter Ferne, dass du ihn mit bloßem Auge kaum ausmachen kannst. Mit dem Teleobjektiv konnte ich ihn mehr schlecht als recht einfangen. Das dominierende Motiv ist viel eher die Hochebene, in der die Wiesenbaude errichtet wurde. Auch sehr schön, aber doch längst nicht so dramatisch und verdichtet wie auf dem Friedrich-Gemälde. Ich finde, da kommt das von mir gewählte Beitragsbild (erstes Bild oben) näher an die Friedrich-Darstellung heran.
Ich wählte auf meiner Riesengebirge-Wanderung an der Hütte den Weg nach Norden, der mich wieder zurück auf die polnische Seite brachte. Dort wurde es erst mal wieder auch recht voll, und ich folgte dem sehr schönen Weg. Hier kannst du nicht auf dem Kamm weitergehen, aber die Wegführung direkt oberhalb einer Steilklippe ist sehr beeindruckend. Im Verlauf bot sich die Aussicht über Schneekoppe, Kleinen und Großen Teich, die das Riesengebirge in maximaler Dramatik zeigt. Hier gibt es mit den herausragenden Felsplateaus auch starke Parallelen zum Harz und zur Sächsischen Schweiz, die beiden anderen Mittelgebirgsregionen, die das Schaffen von Caspar David Friedrich stark geprägt haben.
Ein besonders beeindruckendes Exemplar dieser freistehenden Felsen ist der Mittagstein, den ich jetzt erreichte. Mit etwas Geduld gelangen mir sogar ein paar Fotos ohne herumturnende Kinder und die hier zahlreichst rastenden Besucher, die Sitzgelegenheiten mit fantastischer Aussicht auf dem Mittagstein nutzten.
Hinter dem Stein ließ die Anzahl an Wanderern nochmals deutlich nach. Nun führte der Weg auf der Riesengebirge-Wanderung wieder in Richtung Grat, allerdings nicht mehr ganz hinauf, und ich passierte als Abschluss noch die Kleine Sturmhaube. Direkt dahinter zweigte der Weg scharf nach Nordost ab, und ich gelangte alsbald wieder unter die Baumgrenze, in anfangs aber lichten Wald mit guter Aussicht.
So ging es stetig, aber nicht allzu steil abwärts in den schattigen Wald hinein und teilweise wieder über Holzpaneele. Bei den Überresten der Schlingelbaude angekommen, gab es dann nochmal einen kleinen Schock, weil es plötzlich wieder von Besuchern überquoll, die aber eher keine Wanderer waren. Anscheinend ist es ein gängiges Vorhaben, von Karpacz hier hinauf zu spazieren. Schon ziemlich platt von der Hitze und der weiten Strecke schlug ich mich daher etwas missmutig zwischen den schnatternden Grüppchen durch weiter hinab. Kurz hinter der Ruine führte der Weg rechts hinab und neben einem Bachlauf entlang die letzten Höhenmeter bis zur Olimpijska.
Auf der Teerstraße musste ich jetzt an der Talstation der Seilbahn und vielen Parkplätzen vorbei trotten, aber zum Glück nur ein kurzes Stück. Dann führte mich ein Wanderweg rechts in den Wald hinein, auf dem ich wieder zum Startpunkt zurück gelangte. Dieser letzte Abschnitt war sogar nochmal richtig schön und gab nochmal den Blick über den Riesengrat frei.
GPS-Route Riesengebirge-Wanderung über die Schneekoppe | #CDF250
Last Updated on November 16, 2024 by Raffaele