Bei meiner Harz-Wanderung über den Brocken von Drei Annen Hohne nach Bad Harzburg wandelte ich auf den Spuren eines Gemäldes von Caspar David Friedrich.
Inhalt
Das Projekt Caspar-David-Friedrich-Wanderungen
Unter dem Hashtag #CDF250 wird dieses Jahr ausgiebig der 250. Geburtstag des romantischen Malers Caspar David Friedrich gefeiert. Er ist sicher der bedeutendste Kunstmaler der deutschen Romantik und sein Ruhm begründet sich vor allem auf seinen Landschaftsbildern, mit denen er viele Regionen Deutschlands und Pommerns auf Leinwand verewigt hat.
Viele seiner Landschaftsbilder sind dabei wie in der Romantik üblich stilisiert und in jahrelangen Schaffensprozessen über Skizzen und Studien entstanden. Sie stellen also keine realen Landschaften im dokumentarischen Sinne dar, sondern wollen die romantisierte Atmosphäre der jeweiligen Region darstellen. Caspar David Friedrich portraitierte dabei auch Regionen, in denen er selbt nie gewesen ist, wie den Watzmann. Geographische Zuordnungen zu seinen Werken nahm er selbst nur wenige vor, sie wurden aber später aufgrund seiner Korrespondenzen mit Zeitgenossen teilweise nachgetragen.
Mein Bloggerkollege Sven Becker (The Backpacker) hatte die Idee, im Jubiläumsjahr Caspar-David-Friedrich-Wanderungen zu präsentieren auf den Spuren einiger Gemälde des Malers, die geographisch zugeordnet werden können und wo Caspar David Friedrich sich nachweislich auch selbst aufgehalten hat. So stellt er auf seinem Blog jeden Monat eine Tour vor, und ich steuere selbst auch zwei Caspar-David-Friedrich-Wanderungen bei.
- Hier findest du die Übersicht aller unserer Caspar-David-Friedrich-Wanderungen bei The Backpacker >>
Das Gemälde zur Tour: Felspartie im Harz von Caspar David Friedrich
Ich habe schon länger geplant, mal auf einer Wandertour den Harz zu erkunden. Das kleine Mittelgebirge im Grenzbereich der Bundesländer Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt bietet einige Erhebungen über 1.000 Meter, einen Nationalpark und Urwald. Mehrere Talsperren halten die großen Wassermengen in Schach, und auch wenn es sich um künstliche Gewässer handelt, bieten sie durchaus einen großen landschaflichen Reiz.
Durch künstliche Aufforstung nach bergbaubedingter Entwaldung besteht ein Großteil des Harzes heute aus Fichten-Monokulturen. Wie auch im Bayerischen Wald sind diese nicht überlebensfähig. Borkenkäfer und saurer Regen haben den Fichtenbestand massiv dezimiert und die Natur befindet sich in einem langfristigen Transformationsprozess zu natürlichem Wald.
Es ist überliefert, dass Caspar David Friedrich im Jahr 1811 eine Harzwanderung unternommen hat. Zu diesem Zeitpunkt lebte er bereits viele Jahre in seiner Wahlheimat Dresden, und unternahm von dort aus diverse Reisen in norddeutsche, ostdeutsche und nordböhmische Regionen vom Riesengebirge bis Rügen. So erkundete er auch den Harz und brachte von dort die Inspiration zu einem Gemälde mit, das er aber im für ihn typischen Schaffensstil wohl bereits angelegt hatte und für dessen Bildgestaltung er beispielsweise bei den Nadelbäumen auf ältere Studien zurückgriff. Nach seiner Vollendung bezeichnete er das mit 42 x 32 Zentimetern sehr kleine Gemälde als „Eine gebirgige Landschaft“.
Erst geraume Zeit nach seinem Tod erhielt das Gemälde den Titel „Felspartie im Harz„, vermutlich aus der Rekonstruktion seiner Korrespondenzen mit Zeitgenossen, die seine Inspirationsquelle zum Bild im norddeutschen Mittelgebirge belegten. Aber natürlich handelt es sich nicht um eine reale Naturansicht, wie die Entstehungsgeschichte zeigt.
Auf meiner Harz-Wanderung über den Brocken passierst du natürlich auch einige Klippen. Hier kommst du dem Gemälde von Caspar David Friedrich am nächsten, wenngleich die Natur sich nirgends in der Dramatik wie auf dem Gemälde zeigt. Denn die Klippen im Harz sind von großen Gesteinsquadern geprägt und laufen eigentlich nirgends so schroff auf wie vom Maler suggeriert. Die größte Ähnlichkeit zur Gemäldevorlage fand ich an der Ahrensklint, die ich daher als Beitragsbild gewählt habe (erstes Foto am Anfang).
Tourenplanung
Da es sich bei der Felspartie im Harz um einen stilisierte Naturansicht handelt, hieß das für mich, dass ich auf meiner Spurensuche der Inspiration von Caspar David Friedrich zu diesem Werk im Harz allergrößte Freiheit hatte. Also entschied ich mich dazu, die Nationalparkzone des Harz großflächig zu durchqueren und mich dabei natürlich dem Höhenzug der höchsten Erhebung, des Brocken (1.141 m), zu widmen.
Relativ schnell musste ich allerdings feststellen, dass es in Anbetracht des dichten Verkehrswegenetzes im Harz gar nicht so einfach ist, eine wirklich schöne Wanderstrecke durch die Wildnis zu finden. Auch der Brocken selbst ist mit seiner Bahnstation ein trubeliges und überlaufenes Ausflugsziel, das ich eigentlich meiden würde.
Dennoch entschied ich mich zu einer Harz-Wanderung über den Brocken, da es einfach der interessanteste Bereich des nicht besonders großen und hohen Gebirges ist. Zwischen Werningerode (mit den dazugehörigen Ortschaften Drei Annen Hohne und Schierke) und Bad Harzburg befindet sich zudem die einzige Zone im Harz ohne frei zugängliche Autostraßen, sodass auch Start- und Endpunkt meiner Harz-Wanderung über den Brocken relativ schnell feststanden. Auch geschichtlich ist der Brocken natürlich sehr interessant, da er die Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen markiert und hier dementsprechend die Mauer verlief.
Jetzt galt es nur noch, eine Wanderroute zu finden, die möglichst wenig Berührungspunkte mit der Harzer Schmalspurbahn hat, die auf den Brocken führt. Deswegen bot sich dann Drei Annen Hohne als bestmöglicher Startpunkt an, da du von hier den Schienenverlauf direkt bergauf verlassen und dann auf dem wilden Höhenzug bis auf den Brocken gehen kannst. Unschön wird es dann erst kurz vor dem Gipfel, wenn du einer Teerstraße folgen musst und dann am trubeligen Gipfelbahnhof ankommst.
Wenn du auf das Durchbrechen der 1.000er-Marke verzichten kannst, ist auch die Umgehung des Brocken über den Rennecken (930 m) möglich, dort wo du auf die Brockenstraße stößt. Damit verpasst du aber dann leider den einzig wirklichen potenziellen Bergmoment im Harz.
Hinter dem Brocken wird die Tour leider nicht mehr so wild wie auf der sachsen-anhaltinischen Seite. Aber mit der Eckertalsperre gibt es nochmal ein tolles Highlight und einem schönen Wanderweg die Anhöhe des Stausees entlang.
Start und Ziel
Meine Harz-Wanderung über den Brocken startet im kleinen Ort Drei Annen Hohne, der zu Werningerode gehört. Von dort gelangst du mit der Harzer Schmalspurbahn oder der Buslinie 264 der Harzer Verkehrsbetriebe nach Drei Annen Hohne. Ich bin die etwa 9 Kilometer Strecke vom Bahnhof Werningerode zu Fuß gegangen, weil ich keinen guten Anschluss hatte. Das ist auf dem Wanderweg 10A abseits der Straßen möglich.
Der Zielort meiner Harz-Wanderung über den Brocken ist Bad Harzburg, von wo du gut mit diversen Regionalzügen abreisen kannst. Ihren Bäderstatus hat sie durch zwei Solequellen, und du solltest dir unbedingt einen abschließenden Besuch in der Therme mit dem herrlichen Salzwasser aus dem Berginnern gönnen.
Dauer und Schwierigkeitsgrad
Meine Harz-Wanderung über den Brocken ist leicht zu gehen. Sie führt größtenteils über Naturwege und teilweise auf Asphalt. Nicht zu vernachlässigen ist allerdings der lange Abstieg vom Brocken mit fast 1.000 Höhenmetern.
Alle Ziele im Nationalpark Harz sind sehr akribisch und gut ausgeschildert. Allerdings habe ich einige Schlenker und Wege abseits der Hauptrouten genommen, sodass du dir am besten meine GPS-Route zur Navigation mit einer App wie Outdooractive herunterlädst.
Ich selbst habe für die gut 26 Kilometer etwa 5,5 Stunden gebraucht. In gemütlichem Tempo solltest du aber schon einen ganzen Tag einplanen.
Tourenbericht
In Drei Annen Hohne hatte ich in der einzigen verfügbaren Unterkunft Hotel Der Kräuterhof* übernachtet. So konnte ich früh am Morgen meine Harz-Wanderung über den Brocken starten. Dazu folgte ich zunächst östlich vom Hotel und Parkplatz dem Fahrweg in den Nationalpark hinein. Dieser führte bald leicht bergan und lotste mich alsbald in die Überreste des Fichtenwaldes. Im Gras standen duftende Sommerblumen in voller Blüte und ließen den toten Wald viel freundlicher erscheinen.
Ich gelangte zum Trudenstein, der schon den ersten Caspar-David-Friedrich-Moment bot. Immerhin ein paar aufgetürmte Gesteinsbrocken von Bäumen umsäumt gaben den weiten Blick über das Elendstal frei.
Der nächste Abschnitt um den Erdbeerkopf herum gefiel mir sehr gut, vor allem, weil hier absolut nichts los war. Es ist aber auch der wildeste Abschnitt der Harz-Wanderung über den Brocken und führt durch die Weiten des im Renaturierungsprozess befindlichen Nadelwaldes. Auch der Blick auf den Brocken ist von hier gegeben.
Direkt hinter dem Erdbeerkopf kam ich wieder auf einen Fahrweg. Dann wartete auch schon das nächste Highlight in Form der Ahrentsklint. Dafür verließ ich den Fahrweg und ging die paar Hundert Meter bis zur Klippe, die sich mit einem Geländer versichert gut besteigen lässt und dann einen tollen Rundumblick ermöglicht. Sie vereint durch die von Bäumen umsäumten Felsbrocken auch wieder die Motive des für meine Wanderung leitgebenden Bildes von Caspar David Friedrich .
Von der Klippe genoss ich dann erst mal ausgiebig die Rundumsicht, bevor ich einem wilden Pfad zurück zum Fahrweg folgte. Dieser brachte mich alsbald zu einer Kreuzung, die sogleich das Ende der Wildnis einleutete: Denn hier führt eine Teerstraße zum Brocken hinauf. Sie ist natürlich für den öffentlichen Verkehr gesperrt, aber nicht gerade schön zu gehen und voller Touristenmassen im Anmarsch zum Gipfel. Ein Schild auf Deutsch und Englisch gebietet den Wanderern, linksseitig zu gehen. Echt jetzt?
Wenn du dir die Teerstraße und den Trubel auf dem Brocken ersparen willst, kannst du hier auch rechts abzweigen und den Brocken auf dem Weg 55D umgehen. Allerdings musst du dann auch auf den Höhenzug mit Weitblick verzichten.
Ich hingegen brachte die etwa 1,5 Kilometer Teerstraße schnellstmöglich hinter mich und war alsbald auf dem Brocken (1.141 m) angelangt. Auch mit Menschenmassen ist der Blick über den gesamten Harz schon ziemlich schön. Hier findest du mehrere Einkehrmöglichkeiten, und wenn du gar nicht genug kriegst, kannst du auch im Brockenhotel übernachten.
Jetzt hatte ich das Bundesland Niedersachsen erreicht. Beim Abstieg vom Brocken ging es deutlich belebter zu als auf der sachsen-anhaltinischen Seite, da dort ja die Schmalspurbahn hinauffährt und somit die Mehrheit den Zug nutzt. Auch war der Weg nicht so schön, da es sich um einen alten Fahrweg mit Pflastersteinen handelt. Aber das wurde ausgeglichen durch den schönen Weitblick über den Kleinen Brocken und die Eckertalsperre. Im Verlauf machte ich noch den kurzen Abstecher zur Herrmannsklippe.
Es folgte der noch ganz schöne finale Abstieg am Scharfenstein vorbei, und über einen wilden Pfad gelangte ich an den Uferweg hoch über der Eckertalsperre. Diese ging ich auf gemütlichem Weg bis zu ihrem Ende, wo sich das Wasserwerk befindet und der Weg am Wasser über die Sperrmauer abgeschlossen wird. Die ganze Zeit konnte ich schöne Blicke über den See, auf den Brocken und den Schubenstein genießen.
Der letzte Abschnitt auf meiner Harz-Wanderung über den Brocken war dann nicht mehr so spannend. Ein kleines Stück auf Teerstraße gehend, bog ich den Wald ab und folgte dem Hinzemutterhohl-Tal, wo der Bach rauschend durch eine kleine Schlucht führt. Dann stieg ich über eine kleine Aue zum Hasselteich auf, wo es wieder durch den Wald ging. Hier kannst du im Molkenhaus einkehren.
Dahinter wählte ich einen etwas wilderen Waldweg über die Ettersklippe, die allerdings kaum als solche zu erkennen ist, und stieg an Klettergarten, Baumwipfelpfad und Märchenhütte vorbei die letzten paar Höhenmeter bis Bad Harzburg ab, wo mich eine Brücke über die Bundesstraße direkt in den Kurpark brachte.
In Bad Harzburg übernachtete ich im Solehotel Winterberg*, das sich gleich hier am Orsteingang befindet und direkten Zugang zur Therme mit dem salzhaltigen Bergquellwasser bietet. Das ist ein schöner Abschluss der Tour. Das Hotel ist allerdings direkt neben einer lauten Straße gelegen und ich fand es etwas schade, dass du für den Bademantel extra bezahlen musst. Ansonsten gibt es im sehr touristischen Ort unzählige Unterkünfte*.
Die Stadt ist sehr touristisch und wartet neben allerlei Outdoor-Trubel mit einer Seilbahn und einer kleinen Flaniermeile auf. Dieser folgte ich am nächsten Tag noch die verbleibenden knapp zwei Kilometer bis zum Bahnhof.
Unterm Strich hat mir meine Harz-Wanderung über den Brocken auf den Spuren von Caspar David Friedrich recht gut gefallen, auch wenn ich sie etwas überlaufen fand und die Trubeligkeit auf dem Brocken und in Bad Harzburg nicht so mochte. Die zentrale Bedeutung der Harz als Touristenmagnet ist aber spannend zu erleben, und die einsamen Abschnitte durchs wilde Sommergras mit den Aussichtspunkten auf den Klippen sind schon lohnenswert. Hier kam ich auch dem stilisierten Gemälde Felspartie im Harz recht nah, das ja als Ausgangspunkt zur Planung dieser Tour gedient hat.
GPS-Route Harz-Wanderung über den Brocken
Last Updated on Oktober 10, 2024 by Raffaele