Meine Gipfelrundtour Bayerischer Wald führt in zwei Tagen über den Großen Rachel nach Frauenau, dann auf dem Grenzsteig über mehrere Gipfel bis auf den Lusen.
Die Gipfelrundtour Bayerischer Wald habe ich mir selbst zusammengestellt. Ich wollte schon lange mal den Nationalpark Bayerischer Wald erkunden, einen deutschen Urwald, der sich über ein Mittelgebirge erstreckt. Also habe ich eine möglichst fernab der Zivilisation verlaufende Tour zusammengestellt, die außer Wald noch möglichst viele Highlights zu bieten hat. Denn ich kriege recht schnell einen Waldkoller.
Auf meiner zweitägigen Gipfelrundtour Bayerischer Wald liegen zwei der prominentesten Gipfel des Bayerischen Waldes: Der Große Rachel (1.453 m) ist vor allem wegen seiner Höhe interessant, denn er ist der zweithöchste Berg des Nationalparks Bayerischer Wald nach dem Großen Arber. Auf dem Arber befindet sich jedoch eine Militäranlage, was ihn für mich als Wanderziel nicht so attraktiv macht. Der Lusen (1.373 m) ist der fünfthöchste Berg und ist besonders wegen seines vollständig mit Granitblöcken bedeckten Gipfels und der fantastischen Rundumsicht sehr bei Wanderern beliebt. Beide Gipfel sind ausschließlich zu Fuß zu erreichen.
Die Gipfel verband ich durch eine Rundtour, auf der mehrere Seen gelegen sind. Es gibt sehr einsame Abschnitte und die Strecke lässt sich dank des Ortes Frauenau, der passiert wird, gut mit einer Übernachtung planen. Dort gibt es diverse Unterkunftsmöglichkeiten aller Preisklassen, und 2,5 km außerhalb auch einen Campingplatz.
Der südlichere Teil meiner Tour folgt in weiten Teilen dem Europäischen Fernwanderweg E6. Für den Nordteil habe ich einen großen Abschnitt des Grenzsteigs begangen. Dieser Weg, der auf der Grenzlinie des Böhmerwaldes zwischen Tschechien/Nationalpark Šumava und Deutschland/Nationalpark Bayerischer Wald verläuft, ist eher ein inoffizieller Wanderweg. In Teilen ist er stark frequentiert, in anderen Teilen quasi gar nicht. Der Abschnitt auf dem Grenzweg hat mir am besten an meiner Tour gefallen.
Inhalt
Dauer und Schwierigkeitsgrad
Am ersten Tag führt die Route großteils auf dem Fernwanderweg E6, welcher größtenteils aus guten Waldwegen besteht. Außerdem ist er engmaschig mit grünen Dreiecken markiert. Es gibt einige Abschnitte mit viel Geröll.
Der Grenzweg, der den zweiten Tag dominiert, ist besonders an seinen wenig frequentierten Stellen stark mit Gebüsch bewachsen und teilweise liegen Baumäste darauf. Somit würde ich die Tour als mittelschwer einstufen. Die Orientierung ist dank guter Ausschilderungen und den Grenzpfeilern gut zu bewerkstelligen. Einzig ein kurzer unmarkierter Abschnitt ist zu gehen, um auf den Grenzpfad zu gelangen.
Es ist mit um die 11 Stunden Gehzeit zu rechnen. Frauenau bietet viele Übernachtungsmöglichkeiten und liegt nicht ganz auf der Hälfte der Tour. Wer lieber am zweiten Tag die kürzere Strecke absolvieren möchte, kann die Runde in umgekehrter Richtung gehen – da der nördlichere Abschnitt aber viel mehr Highlights bietet, finde ich es schöner, diesen am zweiten Tag zu gehen.
Start und Ziel
Ausgangs- wie Endpunkt ist der Waldrastplatz Fredenbrücke im Nationalpark Bayerischer Wald nördlich der Ortschaft Waldhäuser. Der kleine Parkplatz hat auch eine Bushaltestelle der Linie 602. Übernachtungsgäste der Region können alle öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen.
Tag 1: Fredenbrücke – Rachelsee – Großer Rachel – Frauenau (4,5 h)
Los ging es am ersten Tag meiner zweitägigen Gipfelrundtour Bayerischer Wald erst mal viel durch den Wald stetig bergan bis zur Racheldiensthütte an einem Weiher. Hier kann man man einkehren. Bereits im ersten Abschnitt waren einige der berühmten abgestorbenen Bäume des Bayerischen Waldes zu sehen, Ergebnis eines extremen Anstiegs der Borkenkäferpopulation in den Jahren 1995 – 2005. Die Folge ist eine natürliche Mischwaldbildung, die resistent gegen den Borkenkäfer ist – allerdings werden die Spuren der Plage noch lange Zeit zu sehen sein.
Weiter führte der Weg über teils befestigte, teils unbefestigte Waldwege stetig, aber gemächlich bergan. Schon bald zeigte sich der Rachel zum ersten Mal, der ziemlich skurril von den abgestorbenen Bäumen umringt ist.
Ich machte vom E6 einen Schlenker, um zum schönen Rachelsee zu gelangen. Weiter ging es bergauf, und schon erreichte ich das nächste Highlight mit einem ganz kurzen Schlenker: Die eindrucksvoll über dem Rachelsee thronende hölzerne Rachel-Kapelle. Sie ist ein ganz besonderes Highlight, das du dir nicht entgehen lassen solltest.
Nach der Rachel-Kapelle folgte ein etwas steileres Stück über viel Geröll, bis sich der Wald öffnete und es durch die Baumskelette noch bis auf den zweithöchsten Gipfel des Bayerischen Waldes ging. Den Rachel ziert ein riesiges Kreuz. Von hier hat man einen Blick über die gesamte Grenzlinie und damit die zweite Etappe der Gipfelrundtour Bayerischer Wald.
Der schnellste Abstieg ist entlang der Falllinie über den Rachelsteig. Ich wählte den gemütlicheren Weg zum Waldschmidthaus, das aktuell geschlossen ist. Am Kleinen Rachel vorbei ging es nochmal durch toten Wald wieder in sehr lebendigen Wald. Einen Fahrweg konnte ich etwas abkürzen über den unteren Teil des Rachelsteigs.
Jetzt gemächlich abwärts und ein bisschen eintönig durch Wald. Es ging aus der Natioalparkzone hinaus in den Naturpark Bayerischer Wald, bis ich die kleine Ortschaft Frauenau erreichte.
Tag 2: Frauenau – Talsperre – Grenzsteig – Lusen – Fredenbrücke (6 h)
Der zweite Tag meiner zweitägigen Gipfelrundtour Bayerischer Wald begann mit dem Weg auf der Straße aus Frauenau hinaus. Ich ging auf dem E6 in Richtung der Talsperre, die den Trinkwasserspeicher Frauenau bildet. Zum Glück zweigte er bald von der Straße ab und ging auf Waldweg weiter.
Nach einem kurzen Anstieg war rechts das Nordufer des Trinkwasserspeichers Frauenau ausgeschildert. Dort stieß ich wieder auf Teerstraße.
Nach ausgiebigem Genuss des Panoramas auf den riesigen See folgte ich der Straße am Nordufer entlang, wo sich aufgrund des Waldes nicht so viele Ausblicke bieten. Aber der Vorteil des Weges auf dieser Seite des Sees ist, dass sich das Panorama dann nochmals von der anderen Seite bewundern lässt, wenn das Ende des Sees erreicht ist.
Hier ging es auch wieder in den Nationalpark Bayerischer Wald hinein, und ich folgte einem Fahrweg und der Ausschilderung zu einem Schachten. Kurz darauf führte der Weg (Ausschilderung Verlorener Schachten) links vom Fahrweg weg den Berg hinauf über Waldweg.
Ich nahm einen unmarkierten Abzweig nach rechts, der zum Grenzsteig hinüber führte. Da er offensichtlich nicht oft begangen wird, war er voller Baumstämme und Bewuchs, und auch etwas sumpfig.
Schon bald erreichte ich den Grenzsteig, der selbst durch Gebüsch kaum zu erkennen war. Aber die zahlreichen weißen Grenzpfeiler und Grenzsteine sind nicht zu übersehen.
Nun musste ich einen Bach queren, direkt am Grenzpfad hatte er aber kaum große Steine, die ich dafür hätte nutzen können. Etwas weiter unterhalb fand ich dann aber eine Stelle zum Queren.
Der Grenzsteig blieb auch weiterhin zunächst etwas abenteuerlich. Er war stellenweise recht sumpfig und ich musste aufpassen, nicht mit dem kompletten Schuh zu versinken. Teilweise war er wirklich so stark bewachsen, dass ich etwas nach einem begehbaren Pfad suchen musste.
Auf Höhe des Großen Rachel verbesserte sich die Wegbeschaffenheit etwas. Hier gibt es einen Verbindungsweg zum Rachel und offensichtlich ist der Grenzsteig ab hier stärker frequentiert.
Fast unmerklick passierte ich mit dem Steinschachten (1.280 m) den ersten Gipfel des Tages. Nach einem kurzen Anstieg kamen in dichter Folge vier weitere: Erst passierte ich Bärenlochriegel (1.304 m) und Plattenhausenriegel (1.347 m), dann ging es leicht abwärts über zwei weitere „Gipfel“, den Großen Spitzberg (1.350 m) und Kleinen Spitzberg (1.233 m). Das Lusen-Panorama rückte inzwischen immer mehr ins Blickfeld.
Nun folgte wieder ein kleiner Anstieg bis nördlich des Lusen, wo ich den Grenzsteig verließ und über Holzplanken zum Fuß des Lusen gelangte.
Über die eigentümlichen Granitblöcke, die wie hingeworfen den gesamten Gipfel bedecken, kraxelte ich nun auf den Lusen (1.373 m). Ein paar Seile sind zur Unterstützung angebracht. Oben war es als einzigem Punkt auf meiner gesamten Runde stark frequentiert, die Aussicht ist auch herrlich und bietet Rundumblick über den Bayerischen Wald.
Für den Abstieg wählte ich den Sommerweg, der treppenartig und recht steil die Falllinie hinunter führt. Dann gelangte ich wieder in dichten Wald und dementsprechend war der letzte Wegabschnitt zurück zum Waldrastplatz Fredenbrücke etwas eintönig. Meist über gute Waldwege, ein kurzes Stück über Geröll. Vorbei an der Martinsklause, einem kleinen Stausee, erreichte ich schließlich wieder den Parkplatz.
GPS-Route Gipfelrundtour Bayerischer Wald
Zuletzt aktualisiert am 16.11.2024 von Raffaele
Lieber Raffaele,
super Tour, wir sind sie am 28./29.09.2022 bei sehr feuchten Verhältnissen gegangen.
Wir waren durch einen sich auflösenden Wanderschuh etwas gehandicapped, aber trotzdem mit „normaler“ Geschwindigkeit unterwegs. Unsere Gehzeiten waren ca. 6 Stunden am ersten und 9 Stunden am zweiten Tag. Die angegebenen Zeiten (4,5 bzw 6 Stunden) scheinen uns sehr sportlich.
Aber vielen Dank, es war zwei coole Tage.
VG M+S+X
Hallo Xaver,
danke für die Rückmeldung, das freut mich, dass euch meine Gipfelrundtour Bayerischer Wald gefallen hat! Ich habe sie auch noch in schöner Erinnerung.
Mit den Gehzeiten ist natürlich immer recht individuell, und ich bin wohl eher flott unterwegs (und es ist natürlich die reine Gehzeit ohne Pausen angegeben). 9h für den zweiten Tag erscheint mir allerdings wiederum sehr viel. Die Programm-Automatik von Outdooractive errechnet 11h Gesamt-Gehzeit für beide Tage. Wobei es sich am Grenzsteig etwas ziehen kann, da dort der Weg teilweise komplett überwuchert ist. Besonders wenn der Untergrund feucht ist und man langsam gehen muss.
Aber das Wichtigste ist, dass ihr eine gute Zeit hattet.
Ganz lieben Gruß
Raffaele