Bericht von der Grande Traversée des Alpes Teil 2. Von Samoëns auf den Col d’Anterne mit erstem Mont-Blanc-Blick, auf den Brévent und Abstieg nach Les Houches.
Im Sommer 2021 habe ich die Grande Traversée des Alpes (GTA) vom Genfer See nach Nizza absolviert. Diese Fernwanderung hat mich begeistert durch die enorme Vielfalt verschiedener Alpenregionen. Sie führt dich von der Gletscherwelt an die flirrende Hitze der Mittelmeerküste. Gleichzeitig wird sie technisch nie zu anspruchsvoll, sodass du auch nach ein paar Hundert Kilometern nicht die Motivation verlierst. Hier die Übersicht aller meiner Tourenberichte auf der GTA.
In Teil 1 meines Berichtes von der Fernwanderung bin ich vom Genfer See in die Chablais-Alpen gestartet. Auf der Grande Traversée des Alpes Teil 2 verbrachte ich ein paar weitere Tage in den Chablais-Alpen, bis ich in Les Houches die Mont-Blanc-Gruppe erreichte, die schon geraume Zeit zuvor das Panorama dominierte.
Inhalt
Tag 5: Samoëns – Refuge de Moëde Anterne (7 h)
Weiterhin war mir das Wetter nicht besonders hold, aber wenigstens warteten zahlreiche Highlights auf mich. Es ging bei mäßigen Wetter und beginnendem Nieselregen sehr früh los, und ich folgte dem GR 5 zunächst den Fluss Giffre hinauf. Er führte mich durch die schöne, enge Schlucht Anciennes Gorges des Tines, die dank Eisenleitern und Drahtseilen leicht zu passieren ist.
Kurz darauf erreichte ich mit der eindrucksvollen Cascade du Rouget gleich das nächste Highlight. Nun musste ich bis zum Ende der Straße, die dort hinaufführt, teils abkürzend durch Wald, bis ich das Réserve Naturelle de Sixt-Pasy erreichte.
Anfangs noch in der Masse der Tagesausflügler, erreichte ich mit der Cascade de la Sauffaz einen weiteren tollen Blickfang.
Nun folgte der Aufstieg Collet d’Anterne mit deutlich weniger Menschen. Schnell unter einem riesigen Strommast vorbei, hatte ich eine sehr schöne Hochebene erreicht, an deren anderem Ende sich das kleine Refuge d’Anterne Alfred Wills befindet.
Von hier ging es bei weiterhin Nieselregen steil hinauf zum Lac d’Anterne. Mich erwartete der schöne See inmitten einer Schneelandschaft. Das letzte Stück war ein einem steilen Hang mit viel Schnee bedeckt und mir etwas zu gefährlich. Daher nahm ich einen links davon gelegenen Hang zum See hinauf.
Der Aufstieg zum Col d’Anterne war auch mit viel Schnee gut möglich, da der GR 5 größtenteils in einer nicht allzu steilen Senke verläuft. Von oben hat man zum ersten Mal auf der Grande Traversée des Alpes den Blick auf den Mont Blanc, heute aber nur theoretisch, da er komplett im Dunst verborgen lag.
Ich erreichte das unterhalb des Passes gelegene Refuge de Moëde Anterne am späten Mittag bei nun stark einsetzendem Regen, der auch für den nächsten Tag vorhergesagt war. Da ich schon gern den Mont Blanc auch sehen wollte, wo ich schon mal da war, beschloss ich, zwei Nächte auszuharren und auf die Sonne zu warten.
Bei diesem Refuge ist die Übernachtung mit Zelt möglich. Ich positionierte mein Zelt demonstrativ direkt in der Mont-Blanc-Sichtachse, um diese dann auch direkt genießen zu können, wenn ich schon so lang darauf warten musste. Am nächsten Morgen war das kurz möglich, doch der Himmel zog direkt wieder zu und es regnete bis abends durch.
Ansonsten ging mir das Personal der Hütte zünftig auf die Nerven, weil sie meine Essensbestellungen nicht auf die Kette gekriegt haben und mir dann bei jeder Mahlzeit mitteilten, dass ich doch gar nicht reserviert hätte. Lecker war es übrigens auch nicht, Tütensuppe und Tomatensauce aus der Packung kann ich mir auch selbst warm machen.
Tag 6: Refuge de Moëde Anterne – Les Houches (7 h)
Nach der regenbedingten Zwangspause war es am übernächsten Tag entgegen der Wettervorhersage recht diesig, aber wenigstens trocken. Ich machte mich sehr früh auf den Weg in Richtung Col du Brévent, von wo aus erstmals Sicht auf die Mont-Blanc-Gruppe besteht – theoretisch. Doch nichts da, der Dunst ließ nur etwas von der Gletscherwelt erahnen.
Beim Aufstieg war es zunehmend weiß geworden, am Pass oben dann war die Route fast komplett im Schneefeldern bedeckt. Das hielt die zahlreichen Wanderer aber nicht davon ab, also fasste ich mir ein Herz und folgte den Spuren durch den traumhaften Grand Balcon du Mont Blanc, der parallel zum Grat des Brévent verläuft.
Schließlich erreichte ich am späten Vormittag den Brévent, unter dessen Gipfel sich eine Seilbahnstation und ein Restaurant befinden. Nun war der Mont Blanc zum Greifen nahe, aber immer noch nicht zu sehen. Daher beschloss ich, in Vertrauen auf die Wettervorhersage, zu warten, dass der Himmel doch noch aufriss.
Und das dauerte. Ich harrte sage und schreibe fünf Stunden auf dem Brévent aus, bis sich gegen 16 h mein Wunsch endlich erfüllte und ich das Mont-Blanc-Massiv zu Gesicht bekam. Nun wurde das Wetter sogar richtig sonnig, und den Rest des Tages begleitete mich das herrliche Panorama.
Nach Ende des Balcon traf ich noch einen freundlichen Wandergesellen in Gestalt eines nicht sehr scheuen Steinbocks, bevor es sehr steil hinab ging nach Les Houches, dem Nachbarort von Chamonix, wo ich mir ein Nachtlager suchte.
Hier hatte ich die Chablais-Alpen komplett durchquert und die Mont-Blanc-Gruppe erreicht.
GPS-Route Grande Traversée des Alpes
Alle Tourenberichte Grande Traversée des Alpes
- Vorbereitung
- Teil 1 Chablais-Alpen
- Teil 2 Chablais-Alpen
- Teil 3 Mont-Blanc-Gruppe
- Teil 4 Vanoise-Massiv
- Teil 5 Vanoise-Massiv
- Teil 6 Thabor-Gruppe
- Teil 7 Cottische Alpen
- Teil 8 Seealpen
- Teil 9 Seealpen
Last Updated on November 10, 2024 by Raffaele