Zum Inhalt springen

Spreekanal-Spaziergang

Spreekanal-Spaziergang: Inselbrücke auf die Fischerinsel
Spreekanal-Spaziergang: Inselbrücke auf die Fischerinsel © gipfelwelt.net

Der Spreekanal-Spaziergang führt am Wasser entlang durchs historische Berlin. Er zeigt die gesamte Geschichte der Hauptstadt mit allen Brüchen und Neuanfängen.

Diese Tour habe ich mal wieder ganz zufällig entdeckt. Es war mir gar nicht bewusst, dass der gut zwei Kilometer lange Spreekanal, der mitten durchs historische Zentrum Berlins führt, komplett begehbar ist. Und nicht nur das: Die Route entlang des Kanals führt dich an der epochenumspannenden Stadtgeschichte von Berlin vorbei. In all dem Gedränge zwischen Hauptverkehrsadern und Großbauprojekten des heißumkämpften Pflasters in Berlin-Mitte ist die Strecke nicht unbedingt überall schön. Aber diese kleine und enorm abwechslungsreiche Reise durch die Berliner Geschichte hat mich so begeistert, dass ich sie hier als mikrokleines Mikroabenteuer vorstellen möchte.

Eine so kurze Strecke kann kaum als Wanderung durchgehen. Deswegen stelle ich sie hier als Spreekanal-Spaziergang vor. Sie ist aber ansonsten ein toller alternativer Einstieg in meine Berliner-Spree-Wanderung, wenn du gerne eine große Strecke gehen möchtest. Das hat auch den großen Vorteil, dass du die Obdachlosencamps unter den Brücken auf dem ersten Abschnitt nicht passieren musst.

Falls du nur ganz kurz Zeit haben solltest, um Berlin zu besichtigen, dann würde ich dir fast diesen Spaziergang empfehlen. Er deckt durch seinen Verlauf entlang der Spreeinsel mit Fischerinsel und Museumsinsel den überwiegenden Teil der touristischen Highlights ab.

Dauer und Schwierigkeitsgrad

Für den Spreekanal-Spaziergang mit seinen 3,3 Kilometern Länge wirst du kaum mehr als eine Dreiviertelstunde Gehzeit benötigen. Du kannst das Ganze also auch gut mit Sightseeing kombinieren und unterwegs diverse Highlights besichtigen.

Die Wege führen überwiegend auf Teer und Pflaster entlang, sodass gut gedämpftes Schuhwerk zu empfehlen ist. Es sind auch ein paar kurze Treppen zu passieren.

Start und Ziel

Startpunkt des Spreekanal-Spaziergangs ist wie auch für die Berliner-Spree-Wanderung der Bahnhof Jannowitzbrücke (S3/5/7/9, U8). Abschließen kannst du sie am S-Bahnhof Hackescher Markt (S3/5/7/9) oder am S-Bahnhof Friedrichstraße (Regio, S1/2/3/5/7/9/25/26, U6), oder du gehst einfach weiter an der Spree entlang nach Westen und folgst meiner Berliner-Spree-Wanderung.

Tourenbericht

Spreekanal-Spaziergang: Start auf der Jannowitzbrücke
Spreekanal-Spaziergang: Start auf der Jannowitzbrücke © gipfelwelt.net

Vom S-Bahnhof ging ich zunächst über die Jannowitzbrücke. Sie bietet einen tollen offenen Blick über die Spree, und gegen Ende rückt der Fernsehturm ins Blickfeld. Am Ende der Brücke folgte ich dem breiten Fußgängerweg, konnte aber alsbald ans Märkesche Ufer abzweigen und direkt am Wasser weiter gehen.

Am gegenüberliegenden Ufer liegt Alt-Berlin, den ältesten Teil Berlins. Von hier aus hast du einen schönen Blick über das Viertel. Von vergangenen Zeiten zeugen aber nur noch wenige Gebäude. Am dominantesten sind zwei langgezogene Gebäude, der heutige Sitz der Senatsverwaltung für Finanzen und die heutige Eventlocation Alte Münze, ein ehemaliges Münzprägewerk.

Einen etwas heruntergekommenen Grünstreifen entlang führte der Weg an Schiffsanlegern vorbei noch ein wenig das Spreeufer entlang. Zur Linken vom Ufer aus nur flüchtig zu sehen, obwohl riesig: Das Märkische Museum (U2) im historisierenden Stil gebaut nach dem Vorbild der St. Katharinen-Kirche in Brandenburg/Havel.

Bei der riesigen historischen Mühlendammschleuse, wo immer reger Schifffahrtsverkehr herrscht, erreichte ich jetzt den Spreekanal. Ich nahm die schöne Inselbrücke, um auf die Fischerinsel zu gelangen. Hier befindest du dich mitten in Alt-Kölln, das mit Alt-Berlin eine Doppelstadt bildete und die Keimzelle für die gesamte Entwicklung des heutigen Berlin. Die historische Bebauung musste jedoch in den 1960er-Jahren in der DDR für eine entstellende Plattenbausiedlung weichen.

Spreekanal-Spaziergang: Märkisches Ufer
Spreekanal-Spaziergang: Märkisches Ufer © gipfelwelt.net

Der nette Uferweg auf der Fischerinsel bot jetzt aber den Blick auf das gegenüberliegende Märkische Ufer, wo sich noch etliche historische Wohnhäuser entlang des Spreekanals befinden. Abgerundet wird das Panorama durch mehrere Wohnschiffe, die glaube ich hauptsächlich als Touristenunterkünfte dienen.

Mit Näherrücken des Spittelmarkts (U2) nahm die Zahl historischer Gebäude erst mal rapide ab. Neben öden Platten muss der Platz auch noch die Schneise der Leipziger Straße verkraften, wo ihm schon früher mit dem Siechenhaus für die aus Alt-Berlin und Alt-Kölln Verstoßenen das stadtplanerische Glück nicht hold war. Nicht mal der halbwegs ästhetische DDR-Bau der Großgaststätte Ahornblatt durfte bleiben.

Schnell weiter also die Unterführung der Leipziger Straße am Wasser weiter, führte mich der Spreekanal-Spaziergang die Friedrichsgracht entlang. Das Haus am Werderschen Markt schlägt hier den geschichtlichen Bogen zum Nationalsozialismus und ist eine der im Stadtbild sehr dominanten neoklassizistischen NS-Bauten wie Olympiastadion oder Flughafen Tempelhof. Heute gehört es zum Auswärtigen Amt.

Spreekanal-Spaziergang: Jungfernbrücke an der Friedrichsgracht
Spreekanal-Spaziergang: Jungfernbrücke an der Friedrichsgracht © gipfelwelt.net

Hier wechselte ich über die Jungfernbrücke das Ufer. Die Klappbrücke gilt als älteste erhaltene Brücke Berlins, die heute vorhandene Konstruktion stammt aus dem Jahr 1789. Grundsätzlich kannst du auch auf derselben Seite bleiben und kommst dann näher an Stadtschloss und Dom vorbei. Die linke Seite ist aber besser am Wasser zu gehen und bietet etwas schönere Panoramablicke.

Vom anderen Ufer hatte ich alsbald den freien Blick über das Zentrum der Spreeinsel, den Schlossplatz. Gesäumt wird er im Süden vom prunkvollen Staatsratsgebäude der DDR, das heute ironischerweise eine private Wirtschaftshochschule beherbergt. Einen Abstecher wert ist das Foyer mit dem riesigen Glasfenster, das in sakraler Optik dem Sozialismus huldigt.

Viel dominanter ist heute natürlich das 2020 rekonstruierte Berliner Schloss, Hauptsitz des deutschen Kaisers, das von dieser Seite seine historisierte Fassade zeigt. Im Inneren befindet sich das Humboldt Forum mit diversen Ausstellungen der staatlichen Museen Berlins.

Hier beginnt auch der Teil der Spreeinsel, der Museumsinel (U5) heißt undf fast zeitgleich mit dem Schloss auch eine extrem überfällige U-Bahn-Anbindung erhalten hat.

Spreekanal-Spaziergang: Berliner Schloss
Spreekanal-Spaziergang: Berliner Schloss © gipfelwelt.net

Ich musste jetzt leider erst mal Unter den Linden überqueren, die einzige nervige Situation auf dem Spreekanal-Spaziergang. So ging ich am Zeughaus entlang. Das ehemalige Waffenarsenal ist ein weiteres der im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten Gebäude, das wiederaufgebaut wurde. Im Gegensatz zu den bisherigen Rekonstruktionen auf dem Spaziergang ist es aber kaum als solche zu erkennen.

Der Blick auf den Berliner Dom, die größte evangelische Kirche Deutschlands im opulenten Neorenaissance-Bau, war ziemlich verdeckt durch den nach verregnetem Juli üppig grünenden Lustgarten. Eine Turmbesteigung kann wärmstens empfohlen werden.

Auch das Herz der Museumsinsel, das Pergamonmuseum, ist für sehr lange Zeit natürlich nicht anzuschauen. Denn hier ist bis 2037 Riesenbaustelle. Ansonsten hättest du von hier aus einen fantastischen Blick über die wohl monumentalste der Berliner Monumentalbauten mit ihren drei Flügeln (1930 fertiggestellt). Die Flügel sind nämlich zum Spreekanal hin offen und offenbaren von hier den Blick auf das Portal des Mittelflügels mit dezenter Reminiszenz an ägyptische Felsengräber. Uns bleibt also nur die Vorfreude auf das diverse Male zerstörte, rekonstruierte und renovierte Gebäude.

Bereits seit einigen Jahren fertig ist die vorgelagerte James-Simon-Galerie von David Chipperfield, Besucherzentrum und vor seiner Schließung Eingang zum Pergamonmuseum. Ich persönlich fremdele mit dem kalkweißen Gerippe. Chipperfield zeichnet auch für die Wiederherstellung des Neuen Museums direkt daneben verantwortlich, das mit Pergamonmuseum und Alter Nationalgalerie als riesiger verbundener Gebäudekomplex das Herzstück der Museumsinsel mit weit auslaufenden Arkadengängen ausmacht. Wenn du jetzt von der Alten Nationalgalerie (Spree) in Richtung Spreekanal gehst, sieht es an beiden Flanken so aus, als wären im Verlauf immer weniger Baumaterialien eingesetzt worden, bis nur noch ein paar Knochen (Arkaden der James-Simon-Galerie) übrig waren.

Spreekanal-Spaziergang: Bode-Museum
Spreekanal-Spaziergang: Bode-Museum © gipfelwelt.net

Doch zurück zum Spreekanal-Spaziergang. Ich flankierte also erst die James-Simon-Galerie, dann das Pergamon-Museum am Kupfergraben. So heißen die nördlichsten 400 Meter des Spreekanals. Es ging unter der S-Bahn-Trasse durch und erreichte das letzte Gebäude des Bauensembles Museumsinsel, in dem das Bode-Museum beheimatet ist.

Der neobarocke Prachtbau wurde im Zweiten Weltkrieg nur geringfügig beschädigt und ist 2005 nach einer Komplettrenovierung wiedereröffnet worden. Zumindest hier strahlt die Museumsinsel also schon, oder wieder, in vollem Glanz und bildet einen großartigen Abschluss des Spreekanal-Spaziergangs auf der Monbijou-Brücke vor dem pompösen Rundbau, der als Eingangsportal des Bode-Museums dient. In der Mitte der Brücke mündet der Kanal auf die Spree, und du kannst auf der Terrasse vor dem Museum fast einen 360-Grad-Blick über das historische Berlin mit all seinen Brüchen und architektonischen Zeugnissen unterschiedlichster Epochen genießen.

Jetzt hast du die Qual der Wahl: Am Spreeufer gegen Osten gelangst du zum nächstgelegenen Bahhnof Hackescher Markt. Du kannst auch eine Rundtour machen, und komplett am Spreeufer zurück zur Jannowitzbrücke gelangen, die eingangs erwähnten Obdachlosencamps inklusive, wobei du noch das Nikolaiviertel passierst.

Gegen Westen führt dich das Spreeufer zum Bahnhof Friedrichstraße. Du kannst von hier aus auch meine Berliner-Spree-Wanderung bis zum Ende gehen.

GPS-Route Spreekanal-Spaziergang

Zuletzt aktualisiert am 15.08.2025 von Raffaele

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Gipfelwelt
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.