Auf meinen Radtouren setze ich seit vielen Jahren auf ein Fahrrad mit Riemenantrieb. Warum ich davon im Langzeit-Test so begeistert bin.
Das Jahr 2020 wurde das Jahr der Radtouren für die Gipfelwelt, wo sich hier sonst eigentlich fast alles ums Bergwandern dreht. Auch davor habe ich natürlich schon viele Radtouren im Berliner Umland gemacht, aber nicht darüber gebloggt. Doch letztes Jahr war ja bekanntermaßen alles anders, und die Radtouren sind für mich in einen neuen Fokus gerückt.
Radtouren stellen für mich mittlerweile einen spannenden Kontrapunkt zum Bergwandern dar, bei dem ich die Natur auch sehr intensiv, aber doch völlig anders erleben kann. Und es ist spannend, ganz andere Distanzen in kurzer Zeit zurückzulegen, sodass sich für die Tourenplanung auch ganz andere Möglichkeiten bieten, als bei Wanderungen zu Fuß.
Schon vor über zehn Jahren habe ich mir dafür mein erstes Fahrrad mit Riemenantrieb gekauft und konnte das somit ausgiebig testen. Damals war ich damit ein ziemlicher Exot. Mittlerweile setzt er sich der Antrieb mit Karbonriemen statt mit Metallkette bei Fahrrädern ja immer mehr durch. Dennoch stellt es auch heute noch die Ausnahme dar, und ich werde unterwegs regelmäßig auf mein Fahrrad mit Riemenantrieb angesprochen.
Hier wird beim Treten in die Pedale also ein Zahnriemen in Gang gesetzt, wobei es sich in der Regel um einen Karbonriemen handelt, wie er in jedem Automotor zu finden ist. E-Bikes werden grundsätzlich auch damit angetrieben. Die verwendete Kohlenstofffaser ist ein weicher, aber sehr robuster Gummi, sodass der Riemen sanft über die Ritzel gleitet und für ein ganz anderes Fahrgefühl sorgt, als eine Metallkette.
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Wie ich mein Fahrrad nutze
Bei allen neuen Entwicklungen gilt ja, dass sich die Geister daran scheiden. Fanatiker des Neuen führen gern Glaubenskriege mit Fanatikern des Altbewährten, und da kann man sich auch beim Thema Zahnriemen ein gutes Bild in jedem beliebigen Radforum machen. Deswegen ist für die Einordnung sicher erst mal wichtig zu wissen, mit welchem Nutzungsverhalten ich so begeistert von meinem Fahrrad mit Riemenantrieb bin und die Kette keine Sekunde lang vermisse.
Zunächst einmal bin ich der klassische Gelegenheits-Radfahrer und hole das Rad nur für geplante Touren aus dem Keller. Technische Details interessieren mich nicht wirklich, und ich habe auch kein Bedürfnis, alles zu „optimieren“ und mich stundenlang damit auseinanderzusetzen, was jetzt wieder gerade die beste Technik oder Marke ist im Bereich der Fahrräder (ganz anders als bei meiner Packliste für das Bergwandern). Ich weiß nicht mal, von welcher Marke mein Riemen ist.
Das Fahrrad ist für mich somit ein reines Freizeitobjekt, das gut funktionieren und komfortabel fahrbar sein soll. Die Pflege des Rads überlasse ich gern der Fachwerkstatt meines Vertrauens, wo ich es einmal jährlich zur Durchsicht hinbringe. Da werden die klassischen Problemzonen Bremse, Licht, Schaltung und Antrieb wieder auf Vordermann gebracht. Das Putzen des Rads macht mir auch überhaupt gar keinen Spaß, da schiebe ich es zum Abbrausen in die SB-Waschanlage und gut ist. Auch etwas, das bei einem Fahrrad mit Riemenantrieb sehr unkompliziert ist.
Ein Fahrrad mit Riemenantrieb ist widerstandsarm, geräuscharm und wartungsarm
Für einen Freizeit-Nutzer wie mich spielt ein Fahrrad mit Riemenantrieb seine Stärken voll aus. Denn das Fahren damit finde ich wirklich ein Träumchen, sehr widerstandsarm, eher ein Gleiten. Da hakelt nichts, das einzige Geräusch ist ein leichtes Surren, und diesen geräuscharmen Betrieb finde ich den zweiten großen Vorteil.
Außerdem ist der Riemen extrem wartungsarm, ich muss mich eigentlich um nichts kümmern. Ich brauche kein Schmiermittel und bei Kontakt mit dem weichen Riemen kann im Gegensatz zur Fahrradkette auch nichts kaputt gehen und ölig werden. Darüber freut sich auch meine Kleidung, die früher gerade bei langen Touren diverse Schäden und dauerhafte Verschmutzungen davon getragen hat.
Auch nicht zu verachten ist das geringe Gewicht der Konstruktion aus Riemenantrieb, der kleinen Riemenscheibe hinten und der großen Riemenscheibe vorne. Das weiß ich dann zu schätzen, wenn ich mein Rad mal tragen muss.
Klar, ab und zu sollte die Spannung des Riemens mal nachgezogen werden. Doch da ich mein Rad routinemäßig jährlich in die Werkstatt bringe, wird das auch immer gleich mitgemacht. Der Verschleiß des Karbonriemens ist ansonsten minimal, nach über zehn Jahren sieht er natürlich nicht mehr neu aus, aber dürfte noch locker ein paar weitere Jahre halten.
Und die Nachteile des Riemenantriebs?
„Entschuldigung, eine Frage, was sind denn hier die Nachteile?“ Eine typisch deutsche Gesprächseröffnung, wie ich finde. Das fragte mich ein Herr letztens in der S-Bahn, es wurde dann aber ein sehr nettes Gespräch. Ich erwiderte, dass der Riemenantrieb für mich persönlich überhaupt keine Nachteile hat und schwärmte von den vorgenannten Vorteilen.
Ein wichtiger Punkt ist allerdings, dass Umsteiger nicht nur Fans des Riemenantriebs werden müssen, sondern auch der Nabenschaltung oder Tretlagerschaltung, da der Riemen natürlich nicht mit Kettenschaltungen kompatibel ist. Diese sind längst nicht so flexibel wie Kettenschaltungen. Also wer mehrere Übersetzungen mit unterschiedlich großen Kettenblättern braucht, um glücklich zu werden, für den ist ein Fahrrad mit Riemenantrieb natürlich nichts. Teure Nabenschaltungen haben aber immerhin auch schon bis zu 14 Gänge.
Last Updated on Oktober 13, 2024 by Raffaele