Noch vor einigen Jahren nutzte sie keiner, heute sieht man kaum einen Wanderer ohne. Doch was bringen Trekkingstöcke überhaupt? Mein Test überrascht mich.
Mittlerweile kommt man sich beim Wandern manchmal vor wie auf der Skipiste. Quasi ausnahmslos haben Wanderer Stockpaare dabei. Sie sind so eine Art Erkennungsmerkmal geworden: Seht her, ich bin nicht nur zum Spaß hier, ich bin ein echter Wanderer und habe deswegen auch mein Werkzeug dabei! Da sollte man sich doch mal die Frage stellen: Was bringen Trekkingstöcke eigentlich?
In der Tat gibt es ja kaum ein anderes Erkennungszeichen für Wanderer. Die Rucksäcke zum Beispiel werden immer schnittiger und sind teilweise optisch kaum noch von den Exemplaren der Stadtwelt zu unterscheiden. Genauso die Schuhe: Schwere Bergstiefel sind vom Aussterben bedroht und nur noch für Eistourengeher und Extrembergsteiger relevant. Moderne Wanderschuhe sehen fast schon aus wie normale Turnschuhe oder Sneaker. Die gesamten Wanderklamotten verlieren gottseidank auch immer mehr den Outdoor-Look und die Bereiche zwischen Outdoor- und Stadtwelt verschmelzen zusehends.
Nun ist also der Wanderstock wieder da, der zu Großvaters Zeiten noch aus Holz bestand und als eine Art Trophäe des Vielgewanderten mit Wanderabzeichen beklebt wurde. Aber warum nur einen, wenn man auch zwei haben kann? Was mich zur Kernfrage bringt: Was bringen Trekkingstöcke denn nun. Wie sinnvoll ist das Stockpaar als Werkzeug und Hilfsmittel?
Inhalt
Entlastung der Gelenke
Das Aha-Erlebnis hatte ich auf meiner Wildstrubel-Tour. Zum ersten Mal überhaupt war ich dort mit Trekkingstöcken unterwegs. Da ich immer etwas schmerzhafte Kniegelenke auf langen Touren bekam, wollte ich etwas zur Entlastung der Knie ausprobieren.
Anfangs musste ich mich an das Handling der Stöcke gewöhnen, denn ein Mindestmaß an ‘Technik’ ist notwendig, um sie zur Erleichterung und Stabilisierung auch wirklich sinnvoll zu nutzen, und sie nicht als unnützes Spielzeug mitzuschleppen.
Was bringen Trekkingstöcke nun? Nach der Eingewöhnung schließlich konnte ich auf der schweren Tour am Wilstrubel die Vorteile der Trekkingstöcke beim allerersten Mal schon förmlich spüren: Sie verteilen das Gewicht von den Beinen teilweise auf die Unterarme. Dieser Effekt hat mich schon beim ersten Mal restlos überzeugt, und seither sind sie einer der wichtigsten Artikel auf meiner Packliste für das Bergwandern.
Der größte Vorteil von Stöcken ist also die Entlastung der Kniegelenke durch die Unterarme. Am größten ist der Entlanstungseffekt bei Abstiegen, wo man sein ganzes Körpergewicht inkl. Rucksack ohne Stöcke komplett auf den Knien zu spüren bekommt.
Trittsicherheit im Gelände
Die zweite Antwort auf die Frage was bringen Trekkingstöcke ist die Tritsicherheit. Vor allem im Hochgebirge, aber durchaus auch schon in manchem Mittelgebirge und besonders wenn du mal in einer anderen Jahreszeit als dem Sommer unterwegs bist, hast du es mit sehr wechselhaften Untergründen zu tun.
Nasser Fels, Schotter und Geröll, Matsch und vor allem Restscheefelder können zu einer lebensgefährlichen Rutschapartie werden. Hier sichern dich Stöcke ziemlich gut, und statt nur zwei hast du vier Stützpunkte, um dich vorsichtig durchs Gelände zu navigieren. Auch beim Aufstieg und beim Abstieg von steilen Passagen profitierst du von einer deutlich besseren Trittsicherheit.
Was bringen Trekkingstöcke, wenn du sie falsch einstellst? Nichts.
Die Frage was bringen Treckingstöcke, oder besser gesagt was können sie bringen, hätten wir also geklärt. Die Voraussetzung ist nämlich, dass du sie sachgemäß einsetzt. Zunächst ist die Länge der Stöcke ungefähr so einzustellen, dass die Arme bequem rechtwinklig zum Körper sind. Gleichzeitig mit dem Aufsetzen des Fußes setzt der entgegengesetzte Stock auf: linker Fuß und rechter Stock, und umgekehrt. Das begründet auch, warum die Mitnahme von zwei Stöcken sehr sinnvoll ist. Sonst wird nur ein Gelenk entlastet.
Ganz wichtig: Beim Anstieg werden die Stöcke verkürzt, beim Abstieg verlängert. Nur so kannst du dich bergauf abstützen, um den rechten Winkel zwischen Arm und Körper einzuhalten. Ein ständiges Verstellen der Stocklänge ist aber nicht erforderlich: Beim Bergaufgehen greifst du sie einfach kürzer. Manche Modelle haben extra lange Griffe, damit das recht komfortabel möglich ist. Schon bei dieser Grundregeln sind zahlreiche Aussetzer seitens der stockkaufwütigen Masse zu beobachten.
Trekkingstöcke sind erforderlich – manchmal
Was braucht man zum wandern, sind Trekkingstöcke erforderlich? Bei unwegsamem Gelände, schwerem Rucksack und vielen Höhenmetern gibt es ein klares Ja zu Trekkingstöcken! Ansonsten aber dann doch gern im Schrank lassen. Was bringen Trekkingstöcke im Flachland? Genauso nichts, wie wenn du die technischen Grundlagen nicht beachtest.
Das solltest du beim Kauf beachten
Im Wesentlichen werden zwei Materialen bei der Herstellung verwendet. Die meisten Trekkingstöcke sind aus günstigem Aluminium. Was bringen Trekkingstöcke aus dem teureren Karbon? Sie sind ganz einfach viel leichter. Karbon ist zwar grundsätlich bruchgefährdet, das dürfte für die meisten Bergwanderer aber vernachlässigbar sein. Für mich als Ultraleicht-Trekking-Jünger ist dieses Material absolut alternativlos.
Trekkingstöcke sind in der Länge verstellbar und lassen sich auf ein kleines Maß zusammenschieben, wenn man sie nicht benötigt. So kannst du sie außen am Rucksack anbringen. Denn was bringen Trekkingstöcke, wenn sie im Weg herumschlackern.
Manche Stockmodelle haben ein abfederndes Antishock-System, davon bin ich jetzt eher nicht so Fan – ich hab schon gern ein exaktes haptisches Feedback, wenn die Stöcke aufkommen. Sehr gelenkempfindliche Wanderer können davon aber ggf. profitieren.
Beim Kauf solltest du unbedinbt ein Modell wählen, das lange Griffe hat, was aber eh auf die meisten zutrifft. So lässt sich der Stock beim Aufstieg ganz komfortabel kürzer fassen, und behält auch so eine gute Griffigkeit.
Last Updated on Mai 16, 2024 by Raffaele