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Atmungsaktivität

Deine Regenbekleidung braucht eine hohe Atmungsaktivität, sonst wird sie von innen nass
Deine Regenbekleidung braucht eine hohe Atmungsaktivität, sonst wird sie von innen nass © Pixabay/AveCalvar

Wasserdicht, winddicht, atmungsaktiv sollte wetterexponierte Kleidung sein. Die Atmungsaktivität sorgt dafür, das die Innenseite trocken bleibt. Die Definition.

Es war bestimmt ein großer Tag, als sich ein Marketingmensch der Outdoor-Bekleidungsindustrie überlegt hat: Unsere Kleidung erwecken wir zum Leben! Sie soll atmen, und zwar aktiv! Das ist natürlich verbaler Mumpitz, kein Material atmet. Da aber “von innen wasserdampfdurchlässig” recht sperrig ist, spricht man nun eben seit Kreation des Begriffs von der Atmungsaktivität eines Materials. Woher er kommt und wann er zum ersten Mal verwendet wurde, lässt sich dabei nicht mehr genau sagen.

Seither ist es auf jeden Fall zu einem absoluten Schlagwort bei sogenannter Hardshell-Bekleidung geworden, also bei wasserdichter Bekleidung. Diese soll wasserdicht, winddicht und atmungsaktiv sein. Wofür die Begriffe wasserdicht und winddicht stehen, ist ja relativ leicht verständlich. Doch was bedeutet Atmungsaktivität?

Atmungsaktivität bedeutet von innen wasserdampfdurchlässig

Am ehesten lässt es sich damit umschreiben, dass das verwendete Material von innen wasserdampfdurchlässig sein sollte. Denn der Schweiß, der sich zum Abkühlen des Körpers bei hohen Außentemperaturen und bei Bewegungsintensität bildet, muss aus dem Inneren der Kleidung hinaus gelangen können. Denn sonst nützt auch der beste Wetterschutz nichts. Der Körper wird klatschnass und auf der Innenseite der Kleidung bildet sich Kondenswasser (Schweiß besteht zu 99 % aus Wasser). Die Kleidung saugt mehr oder weniger schnell die Feuchtigkeit auf, wird also von innen nass.

Bei normaler Alltagskleidung ist das naturgemäß gegeben. Es gibt natürlich Materialien, die Schweiß sehr gut leiten, weil sie hydrophob sind. Dazu zählen die Kunstfasern Polyester und Polyamid/Nylon, oder die Naturfasern Seide und Lyocell. Aber grundsätzlich trocknet jedes Shirt recht schnell wieder, wenn es von außen oder von innen nass geworden ist.

Je wasserdichter das Material jedoch von außen präpariert ist, desto größer wird die Herausforderung, es so zu produzieren, dass trotzdem noch die Feuchtigkeit von innen hinduch kommt. Manch einer kennt vielleicht noch den Schwitzeffekt bei der wasserdichten Kleidung vergangener Jahrzehnte. Da hat sich jedoch schon enorm viel getan. Die Membranen und Beschichtungen, die Hersteller verwenden, um das Material wasserdicht zu machen, können den frisch entstandenen Schweiß wortwörtlich abdampfen lassen. Mittlerweile gibt es sogar schon erste Technologien, wo die Atmungsaktivität so gut ist, dass der Schweiß sogar in flüssiger Form von innen nach außen durchdringen kann.

MVTR-Wert

Die Atmungsaktivität des Materials wird mit der Dampfdurchlässigkeit angegeben, meist mit dem sog. MVTR-Wert (Moisture Vapor Transmission Rate): Wie viel Gramm Dampf können pro Quadratmeter Stoff innerhalb von 24h entweichen?

Der MVTR-Wert sollte mindestens bei 10.000 liegen, Spitzenmaterialien haben heute bis zu 50.000. Hört sich alles nach viel an, stößt aber im Endeffekt bei hohen Außentemperaturen trotzdem noch schnell an seine Grenzen. Denn die menschlichen Schweißdrüsen können bis zu vier Liter Sekret pro Stunde absondern – das sind im Extremfall 15 Gramm pro Minute pro Quadratmeter.

RET-Wert

Ein weiteres verbreitetes Maß ist der RET-Wert (Resistance Evaporation Transmission). Das ist ein abstrakter Wert, der den Widerstand angibt, den das Material dem Wasserdampf entgegensetzt. Je niederiger dieser Wert, umso besser. Er muss mindestens unter 6 liegen, damit man von einer vernünftigen Durchlässigkeit ausgehen kann, ab unter 3 kann man sicherlich von einer exzellenten Atmungsaktivität sprechen. Top-Membranen erreichen den RET-Wert 0,5.

Der Einfluss des Wetters auf die Funktionalität

Zu beachten ist, dass die meisten der marktüblichen Membranen nur dann einwandfrei funktionieren, wenn es ein gewisses Temperaturgefälle zwischen der Körpertemperatur und der Außentemperatur gibt. Sprich je wärmer es ist, desto schlechter funktioniert die Schweißdurchlässigkeit. Platzhirsch Gore-Tex ist bekannt für dieses Problem, weil hier wie bei vielen anderen Herstellern die Technologie auf künstlichen Poren basiert. Andere, allerdings auch hochpreisige, Hersteller wie Dermizax sind hier schon weiter und kommen bei ihren Membranen ohne Poren aus.

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