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Mobvoi TicWatch Pro im Test

Die Mobvoi TicWatch Pro ist zusammen mit der App ViewRanger mein ultraleichtes Navigationsgerät. Nur der Akkuverbrauch im Trainingsmodus enttäuscht etwas.

MobVoi TicWatch Pro Navigation im Test mit Viewranger
MobVoi TicWatch Pro Navigation im Test mit Viewranger © gipfelwelt.net

Vor vielen, vielen Jahren ist ein Platz an meinem Handgelenk frei geworden. Nämlich als ich mein erstes Handy angeschafft habe und keine Notwendigkeit mehr sah, zusätzlich ständig ein Gerät zu tragen, das nicht viel mehr macht als mir die Uhrzeit zu sagen. Da greife ich dann einfach mal schnell in die Tasche und schaue aufs Handy.

Die Zeit ist reif, um diesen Platz wieder zu belegen. Denn einige der aktuellen Smartwatches können in Ergänzung zum und in Teilen unabhängig vom Smartphone gute Unterstützung beim Bergwandern bieten. Auch wenn sie in mancherlei Hinsicht noch nicht so ganz outdoortauglich sind, allen voran beim leidigen Thema Akkulaufzeit. Und außerdem hängt an diesem Thema etwas Essentielles dran, dem ich mich bislang noch versperrt habe: Das ganze Feld der GPS-Navigation.

Ich wollte ein plattform- und anbieterunabhängiges Gerät, das also mit einem offenen Betriebssystem ausgestattet ist und auf dem sich nach Wunsch Apps installieren lassen.

Gute technische Ausstattung

Überzeugt hat mich die TicWatch Pro. Installiert ist die Smartwatch-Variante “Wear OS” von Android und damit ein offenes System. Über den Appstore kannst du so jede beliebige Anwendung installieren. Das Gehäuse ist wasserdicht ausgestattet (IP68). Die Uhr wiegt ultraleichte 80 Gramm (plus 20 Gramm für das Ladekabel), ist Bluetooth- und WLAN-fähig, hat 4 GB Speicherplatz und ein 1,39 Zoll-Display.

Auch preislich ist die Mobvoi TicWatch Pro im entspannten Bereich mit 260 Euro/Originalpreis. Die Mitbewerber wollen bis zu 900 Euro für ihre Modelle.

Ein Kaufargument war für mich, dass sie dank zweier Betriebsmodi – dem “Wesentlichen Modus” und dem “Smartmodus” – eine deutlich überdurchschnittliche Akkulaufzeit verspricht. Sie wechselt selbstständig in den “Wesentlichen Modus”, wenn du sie nicht verwendest, der laut Hersteller bis zu 30 Tage durchhält. Die permanente Nutzung des “Smartmodus” kommt dadurch nicht wirklich vor. Falls doch, soll der Akku auch dann noch mindestens zwei Tage durchhalten. Selbst das ist schon länger als bei den meisten Konkurrenzprodukten.

Akkuintensives GPS-Modul

Tja. Nur leider gilt diese Akkulaufzeit nicht mit aktiviertem GPS-Modul, oft als “Trainingsmodus” bezeichnet, da das GPS-Modul sehr viel Saft braucht, wie sich beim Mobvoi Tichwatch Pro Test zeigte. Da ich die Uhr aber fast ausschließlich für die GPS-Navigation verwende, macht sie da deutlich schneller schlapp. Nach etwa sechs Stunden ist Schluss. Ob die Uhr während der Navigation mit dem Smartphone verbunden ist oder nicht, hat für mich keine merkliche Auswirkung auf die Akkulaufzeit.

Das ist schon etwas enttäuschend. Für ausgedehnte Tagesetappen reicht das ja nicht. Da muss ich dann gegebenenfalls weiter mit dem Smartphone navigieren und die Uhr im Rucksack derweil mit der Powerbank aufladen. Komplettes Laden geht wenigstens einigermaßen schnell und dauert etwa eineinhalb Stunden. Also kann man da vielleicht einfach eine ordentliche Mittagspause einlegen, das tut dem Körper eh gut, und sie dann nachladen. Wenn man vier Stunden navigiert hat und dann eine Stunde mit der Powerbank auflädt, dürfte das für einen kompletten Tag dann gut reichen mit der Akkuleistung.

Leider ist zum Aufladen allerdings die Mitnahme einer Dockingstation erforderlich, die du wiederum an ein USB-Ladegerät hängst. Schade, dass man hier nicht wie bei neueren Smartphones einen USB-C-Steckplatz am Gehäuse untergebracht hat.

Einrichtung der Mobvoi TicWatch Pro mit Smartphone

Beim Einrichten der Uhr für den Mobvoi Ticwatch Pro Test kann sie das Google-Konto deines Android-Smartphones übernehmen. So hast du immer alle Einstellungen wie WLAN, Apps etc. synchron. Auf dem Smartphone brauchst du dafür die “Wear OS” App. Mit der kannst du die Uhr koppeln und ein paar Einstellungen vornehmen, zum Beipiel welche Apps Benachrichtigungen auf die Uhr schicken sollen und welche nicht. Ich habe gleich mal alle Benachrichtigungen deaktiviert.

Ebenfalls erhältlich ist eine MobVoi App für das Smartphone, die ich jedoch komplett verzichtbar finde.

Deine gewünschten Apps installierst du direkt auf der Uhr im Play Store. Auf der Uhr sind einige Fitnesstracker für alle möglichen Sportarten installiert, das habe ich alles runtergeschmissen.

Gewöhnungsbedürftige Bedienung

Generell habe ich etwas gebraucht, um mich an das Handling mit der Uhr zu gewöhnen und mit dem Mini-Display zu hantieren. Es wird mit Tippen und Wischen gesteuert, wobei unterschiedliche Dinge passieren, je nachdem von welcher Seite du zur Mitte wischst. Außerdem gibt es zwei Knöpfe rechts. Der obere öffnet die Übersicht der Apps, der untere ein Programm deiner Wahl. Da habe ich ViewRanger drauf gelegt. Tippen auf das Display, wenne die Uhr im “Wesentlichen Modus” ist, bringt dich zur zuletzt geöffneten App.

Wenn du den oberen Knopf lange gedrückt hältst, schaltet sich die Uhr ein. In mancherlei Hinsicht ist die Uhr lahm! Bis sie nach dem Einschalten hochgefahren ist, bis sie sich ins WLAN eingebucht hat, bis sie ein GPS-Signal gefunden hat, das dauert …

Das Ausschalten der TicWatch ist etwas fummelig. Du musst den oberen Knopf drücken, “Einstellungen” und dann “System” auswählen.

MobVoi TicWatch Pro mit Viewranger Kartenansicht
MobVoi TicWatch Pro mit Viewranger Kartenansicht © gipfelwelt.net

Das Wesentliche, was ich mit der Uhr nutzen möchte, ist ein Programm zur Tourenplanung, Orientierung und Navigation. Da hatte ich einige ausprobiert. Das Programm, was mir am besten gefallen hat, ist ViewRanger. Es ermöglicht die autarke Nutzung auf der Uhr ohne Smartphone-Kopplung. Dementsprechend loggst du dich auf der Uhr extra in dein ViewRanger-Konto ein, das passiert auch mit Kopplung nicht automatisch. Installation und Navigation mit ViewRanger klappte beim Mobvoi Ticwatch Pro Test problemlos.

Weitere Vorteile: Das ViewRanger-Kartenmaterial, basierend auf Openstreetmap, ist kostenlos – höherwertige Karten können bei Bedarf gekauft werden. ViewRanger funktioniert außerdem geräteübergreifend, sodass ich die Tour am Laptop planen kann. Dann habe ich auf dem Smartphone einen größeren Kartenausschnitt. Orten und/oder navigieren kann ich mit der Smartwatch oder dem Smartphone. Die erstellten Touren und/oder Kartenausschnitte lassen sich unkompliziert zur Offline-Navigation auf den mobilen Geräten speichern.

Wenn du einem GPS-Track folgst, weist ein Pfeil auf dem Display immer zum nächsten Wegepunkt. Sobald du dich ein paar Meter vom Track entfernst, kriegst du eine Vibration als Alarmsignal, dass du falsch läufst. Bei Touren, wo du denselben Weg hin und zurück läufst, empfehlen sich extra Tracks für Hin- und Rückweg. Sonst kann es dazu kommen, dass die Uhr nicht checkt, in welche Richtung du gehst, und dir die gegenteilige Richtung zeigt.

Unabhängig vom Navigationsmodus zeigt dir ViewRanger in der Kartenansicht immer deine aktuelle Position an.

Mit Wischen nach rechts und links wechselst du zwischen Navigationsansicht, Kartenansicht, Koordinaten, Start-Stopp-Funktion und Tourenübersicht.

Derzeit lassen sich keine Tracks autark mit der TicWatch aufzeichnen, sondern nur über die App, wenn die Uhr mit dem Smartphone verbunden ist.

Mobvoi TicWatch Pro Navigation mit Google Maps
Mobvoi TicWatch Pro Navigation mit Google Maps © gipfelwelt.net

Ich nutze die Uhr auch zur Navigation im Auto mit Google Maps, da ich auf meinen Touren oft mit Mietwagen unterwegs bin. Dazu ist die Verbindung über Bluetooth mit dem Handy erforderlich. Mittlerweile kannst du bei Bedarf auch mit Google Maps Karten zur Offline-Nutzung speichern. Wenn du das Ziel auf dem Smartphone eingibst und die Navigation startest, wird sie dir automatisch auch auf der Uhr angezeigt.

Das hat dann den Vorteil, dass du keinen Platz im Auto finden musst, wo du dein Handy so hinlegen kannst, dass es nicht runterfällt und du gleichzeitig aufs Display gucken kannst. Mit der MobVoi TicWatch Pro klappt das besser: Sobald du das Handgelenk zum Gesicht drehst, geht das Display an und du siehst die Karte. Es braucht allerdings etwas Übung, wie man das gut hinkriegt, ohne die Hand vom Steuer nehmen zu müssen und beim Fahren beeinträchtigt zu werden.

Auch meine Yr Wetter-App habe ich übrigens auf die Smartwatch geholt.

5 Gedanken zu „Mobvoi TicWatch Pro im Test“

  1. Weißt du zufällig ob bei der LTE Version Google Maps auch ohne Smartphone in der Nähe funktioniert? Und kann man (ohne Smartphone) die Standortfreigabe von Google Maps benutzen?

    1. Hallo Harald,
      das Nachfolgemodell mit LTE habe ich nicht ausprobiert. Aber es hat ja eine eigene eSIM und ist somit komplett unabhängig vom Smartwatch (wenn du einen entsprechenden Tarif buchst). Also gehe ich stark davon aus, dass du Google Maps so grundsätzlich autark nutzen kannst. Die Smartwatch-Variante von Google Maps hat allerdings derzeit keine Funktion zur Standortfreigabe.
      Gruß
      Raffaele

      1. Danke für deine Antwort! Wenn Google Maps unter Wear OS keine Standortfreigabe beherrscht, dann ist das Thema Smartwatch für mich einstweilen erledigt.

        1. Ich hätte es auch niemals erwartet, aber Maps unter WearOS nimmt immer den Standort des Handys.. obwohl die Ticwatch 4G ja ein eigenes GPS Modul mitbringt. Ganz furchtbar, hätte ich so auch niemals erwartet. Vieles noch überhaupt nicht zu gebrauchen, enttäuschend.
          Daniel

          1. Hallo Daniel,
            vielen Dank für den Hinweis! Das hätte ich in der Tat auch nicht erwartet. Ist ja wirklich unpraktisch, dass Google Maps auch bei der TicWatch Pro 4G/LTE (noch) nicht den Standort unabhängig vom Smartphone bestimmen kann. Man kann nur hoffen, dass das schnell geändert wird.
            Gruß
            Raffaele

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