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Wildstrubel-Umrundung

 Das Wildstrubelmassiv aus nächster Nähe
Das Wildstrubelmassiv aus nächster Nähe. © gipfelwelt.net

Im Juli 2012 umrundete ich das Wildstrubel-Massiv in den Westalpen. Wahnsinn! Das war eine meiner schönsten Touren in steter Nähe zum ewigen Eis.

Die Schweiz ist als Destination für das Bergwandern sicherlich ein äußers attraktives Ziel. Exzellent markierte Wanderwege, ein engmaschiges Hüttennetz und die schroffen und vergletscherten Gipfel der Zentralalpen lassen jedes Bergsportherz höher schlagen. Auf diese Tour stieß ich im Rother Hüttentrekking Band 2: Schweiz.

Ich verwendete die K+F Wanderkarte Crans-Montana, weil ich zu faul war, zwei Karten mitzunehmen. 60.000 ist allerdings doch ein recht hoher Maßstab zum Wandern.

Empfehlenswerter dürften die offiziellen, auch von Rother empfohlenen 1:50.000 Swisstopo Wanderkarten sein: 263 T Wildstrubel und 273 T Montana.

Bei der Tour umrundete ich das Massiv, das auf der Grenze der Kantone Bern und Wallis (französische Schweiz) liegt, bestehend aus den drei fast gleich hohen Gipfeln (3.243 m) Wildstrubel, Mittlerem Gipfel und Großstrubel, und bestieg das Schwarzhorn (3.105 m).

In der dichtbesiedelten Schweiz ist es zuweilen schwierig, eine Mehrtagestour zu machen, ohne Fahrwege passieren zu müssen (was ich persönlich als Einschnitt in das Alpenerlebnis finde), die nicht gleich in der Königsdisziplin des Bergesteigens mit Gletscherquerungen etc. angesiedelt werden muss. Die Wildstrubelumrundung versprach diesen ungetrübten Genuss, zumindest wenn man ein Auge zudrückt in Anbetracht eines zu durchquerenden Skigebietes. Man flankiert mehrere Gletscher, muss sie aber nicht queren, und kann mindestens einen 3.000er mitnehmen! Es ist sogar möglich, den von Gletschern umringten Wildstrubel von Nordwesten (Fluesee) mehr oder weniger eisfrei zu besteigen, allerdings auf nicht markiertem Weg.

Herrausfordernder Rundweg

Dennoch ist diese Runde sehr herausfordernd. Die Schweizer unterteilen in gute Wanderwege (gelb markiert), schmale und steile Bergwanderwege in teilweise unwegsamem Gelände (rot-weiß) und Alpinwanderwege (blau-weiß) mit nach oben offener Schwierigkeit, teilweise Weglosigkeit, Eis, Kletterstellen. Die Tour führt ausschließlich über Bergwanderwege mit einer Alpinwanderwegpassage. Ich persönlich bekomme ja immer schon vorfreudiges Herzklopfen bei den blauen Schildern, aber sicher möchte nicht jeder so an seine Grenzen gehen. Im blauen Bereich, so mein Eindruck, sind die Schweizer auch einen Tucken nachlässiger im ansonsten zweifelsohne State-of-the-Art-markierten Wanderparadies.

Ich hatte in allen Hütten telefonisch oder per E-Mail reserviert, was in der Schweiz auch zu empfehlen ist; allein schon um die Freundlichkeit des Hüttenwarts auf seiner Seite zu haben;) Änderungen während der Tour sollten telefonisch mitgeteilt werden, sonst droht ggf. eine Ausfallgebühr. Hüttenschlafsack (Inlay) und Haussschuhe sind Pflicht und müssen, wenn nicht selbst mitgebracht, ausgeliehen werden. Die Verpflegung, falls gewünscht, ist für alle gleich: ein Dreigangmenü um 18:30 und ein (meist) umfangreiches Frühstück. Einzelzimmer sind eine Seltenheit, man schläft im Matratzenlager.

Ich nehme an, es war vorangegangenem Unwetter und einer grundsätzlich ungewohnten Frische für Juli mit reichlich Restschnee geschuldet, dass auf den Hütten kaum etwas los war und ich so gut wie keine Menschen unterwegs getroffen habe.

Tag 1 Simmenfälle – Engstligenalp

Wildstrubel, Engstligenalp, Berner Oberland
Engstligenalp mit Blick auf den Wildstrubel von Norden. © gipfelwelt.net

Ca. 6 h. Anstrengender, aber nicht besonders schwerer Aufstieg über den Ammertenpass (2443 m), bei dem ordentlich gehöhenmetert wird. An den Simmenfällen 1105 m), dem Touristen-Hotspot des Simmentals, lässt man die Massen schnell hinter sich.

Die Engstligenalp (1952 m), eine idyllische weitläufige Ebene, bietet mehrere Übernachtungsmöglichkeiten, allerdings keine Hütte des Schweizer Alpen Clups.

Tag 2 Engstligenalp – Lämmerenhütte

Wildstrubel, Berner Oberland
Manchmal ist der Alpenblick so, da nützt auch die Höhe nichts. © gipfelwelt.net

Ca. 4-5-stündiger Marsch in höchster Höhe, der aufgrund viel Schotter etwas anstrengend ist. Ich hatte zudem mit starkem Nebel und reichlich Firn zu kämpfen. Das letzte Stück über den sehr eindrucksvollen Lämmeren-Grat fällt dann schon in die Blau-Weiß-Kategorie. Zum Glück brach hier die Sonne wieder heraus und ich konnte die überwältigende Sicht genießen, die Lämmerenhütte (2.501 m) in weiter Ferne schon recht früh im Blick. Diese ist – entsprechend ihrer Höhe – sehr spartanisch (aber recht neu renoviert), keine Duschmöglichkeit. Wegen Tierverunreinigungen war das Brunnenwasser nicht trinkbar, aber der “Marschtee” am nächsten Morgen wurde kostenlos ausgeschenkt.

Tag 3 Lämmerenhütte – Cabane des Violettes

Lämmerengletscher, Berner Oberland
Der Lämmerengletscher. Über den Vorsprung links führen Stahlleiter und Seile. © gipfelwelt.net

Von der Lämmerenhütte hat man freie Sicht auf den Lämmerengletscher, der wie ein schwerer Vorhang direkt hinter dem Wildstrubelgletscher hinunterzuschwappen scheint. Heute erwartete mich der eindrucksvollste Tag der Tour auf einem kraftzehrenden mindestens sechsstündigen Marsch.

Nachdem ich den Gletschersaum hinter mir gelassen hatte, erwartete mich mein erster Klettersteig seit vielen Jahren. Er lässt sich ungesichert gehen, man muss da aber 100pro schwindelfrei sein. Denn erst geht es einige fast senkrechte Stahlleitern hinauf, dann ist ein Holzbrettchen zu passieren, das über einen Abgrund führt. Wie mein Herz raste! Danach geht es unkompliziert, wenngleich schottrig, zum Rothornpass, der die 3.000 m-Marke knackt. Hier kann man rasch zum Schwarzhorn (3.105 m) aufsteigen.

Rothornpass, Berner Oberland
Der Rothornpass: Die 3.000er-Marke ist geknackt! © gipfelwelt.net

Der mittlerweile wieder rot-weiße Weg führte nun durch Les Outanes ins Skigebiet Crans-Montana, die letzte Stunde zwischen den Liften hindurch war ein unwürdiger Abschluss dieses herrlichen Tages. In der Cabane des Violettes (2.209 m), die immerhin eindrucksvoll auf einem Felsvorsprung steht, aber an einem Knotenpunkt des auch im Sommer betriebenen Lift- und Bergbahnnetzes (Tagestouristen …), von dem aus man umsteigt zur Pointe de la Plaine Morte hinauf, bekam ich dann zu allem Überfluss auch noch das miserabelste Essen der Tour. Z. B. Salat aus der Tiefkühltruhe, noch halb gefroren. Ein starkes Stück!

Tag 4 & 5 Cabane des Violettes – Wildstrubelhütte – Simmenfälle

Wildstrubel, Berner Oberland
Abfluss des Gletschers Plaine Morte. © gipfelwelt.net

Den sehr schönen Übergang zur Wildstrubelhütte bewältigte ich in 3,5 Stunden, so dass ich dort fast einen ganzen Ruhetag verbringen konnte. Dann der anstrengende Tag des Abstiegs, es waren in gut fünf Stunden fast 2.000 Höhenmeter zu bewältigen. Er führt am Abfluss des Gletschers Plaine Morte vorbei; ein herrliches Naturschauspiel. Unnötigerweise gibt es auch kurz vor den Simmenfällen noch Schotterfelder, so dass sich das letzte Stück mit zunehmender Erschöpfung doch recht zog. Der Blick von den Simmenfällen zurück auf das Wildstrubel-Massiv ließ aber die Mühen schnell vergessen und die herrlichen Eindrücke nochmals Revue passieren.

Hinweis: Da die Tour zu weit zurückliegt, kann ich keine GPS-Route zur Verfügung stellen.

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