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tolino vision 3 HD eReader im Test

tolino vision 3 HD im Test
tolino vision 3 HD im Test © gipfelwelt.net

Ist es eine gute Idee, auf Wanderungen einen eReader mitzunehmen? Ich habe seit einiger Zeit den tolino vision 3 HD im Gebirge dabei. Hier mein Testbericht.

Ich lese gern. Und das ist beim Wandern insofern ein Problem, als Bücher sehr viel Packvolumen und Gewicht haben. Mehr als ein Buch im Rucksack mitzuschleppen wäre Irrsin. Dabei habe ich eigentlich gerade beim Wandern die nötige Muße, um zu schmökern. Die Ablenkungen und Pflichten des Alltags sind schön weit weg. Und wir wissen ja: Hüttenabende sind lang – und Zeltplatzabende noch länger.

Ein eReader hat einen ganz klaren Vorteil: Er wiegt nicht mal so viel wie ein Taschenbuch, und doch hat eine ganze Bibliothek auf seinem Speicher Platz. Aber ist er auch gebirgstauglich?

Um das auszuprobieren, habe ich einen eReader mit offenem System gesucht, der alle gängigen eBook-Formate unterstützt. Außerdem sollte das Gerät wasserdicht sein und wechselhaftes Wetter mitmachen. Daher fiel meine Wahl auf den tolino vision 3 HD.

Ausstattung des tolino vison 3 HD

  • Für den stolzen Preis von 159 Euro erhält man mit dem tolino vision 3 HD ein Gerät der neuesten tolino-Generation.
  • Es wiegt 174 g und eine Akkuladung hält mehrere Wochen.
  • Auf den internen Speicher passen an die 2.000 eBooks. Es werden diverse Dateiformate wie ePUB, PDF, TXT unterstützt und der tolino kann auch eBooks mit Kopierschutz (zB Adobe DRM) handhaben. Er ist außerdem laut Hersteller kompatibel mit öffentlichen Leihbibliotheken.
  • Das Gerät ist WLAN-fähig und hat einen Micro-USB-Anschluss für das Aufladegerät (sehr praktisch, dass man nicht ein extra Aufladegerät mitschleppen muss) und um vom PC aus auf den Speicher zuzugreifen.
  • Wer möchte, kann den kostenlosen Cloud-Service von tolino nutzen und all seine eBooks dort hochladen. Von dort können sie jederzeit mit einem tolino abgerufen werden. Dank WLAN können neue eBooks in den gängigen Shops direkt über das Gerät gekauft werden.
  • Der Wasserschutz des tolino vision 3 HD ist sehr gut und übersteht auch ein Tauchbad. Das ist insofern praktisch, als man den eReader ganz einfach unter dem Wasserhahn reinigen kann.
  • Das sechs Zoll große sogenannte E-Ink-Display hat eine integrierte Hintergrundbeleuchtung, um abends/nachts zu lesen.

tolino vision 3 HD im Test

Mein erster Eindruck von dem tolino vision 3 HD war: Es ist klein, leicht und handlich. Man kann es auch lange Zeit problemlos in einer Hand halten, ohne dass das durch das Gewicht oder die Größe anstrengend werden würde.

Nach dem Einschalten des tolino vision 3 HD fühlte ich mich erst mal in die Game Boy-Zeiten zurückversetzt: Ein fades Schwarz-Weiß-Display, die Buchcover kommen von der Optik wie grisslige Regionaltageszeitungsfotos daher. Auf den zweiten Blick stellte ich fest, dass zumindest was Text angeht alles wirklich gestochen scharf dargestellt wird.

Die Bedienung finde ich grundsätzlich recht bequem. Auf dem Startbildschirm – der immer durch den Knopf unterhalb des Bildschirms geöffnet wird – liegen die zuletzt geöffneten Bücher. Hier findet man auch einen Link zur eigenen Bibliothek mit allen vorhandenen eBooks.

Über den Touchscreen des tolino Vision 3 HD kann man sich zum Buch seiner Wahl durchwischen oder -drücken. Durch Drücken auf das Cover wird selbiges geöffnet, und zwar immer mit der zuletzt aufgeschlagenen Seite. Wenn man eine bestimmte Stelle in einem Buch sucht, wird es fummelig. Kapitel kann man zumindest direkt über das Inhaltsverzeichnis anwählen. Drücken auf die Mitte des Displays bei geöffnetem Buch öffnet ein Menü, mit dem man Dinge wie Schriftgröße und Helligkeit einstellen und Lesezeichen setzen kann (die Lesezeichen brauche ich gar nicht, da sich die Bücher ja eh immer dort öffnen, wo ich aufgehört habe zu lesen).

Umgeblättert wird beim tolino vision 3 HD mit Wischen, Drücken am rechten Rand oder Klopfen auf die rechte Rückseite des tolino. Über die Klopfvariante ist die einhändige Bedienung des Geräts möglich. Es braucht ein bisschen Übung, hier die richtige Intensität herauszufinden – und auch, nicht versehentlich umzublättern.

Gewöhnungsbedürftig ist das Geflackere der E-Ink-Displays. Besonders nach jedem Umblättern, aber auch so mal zwischendurch, wird der Bildschirm kurz schwarz. Hmmm.

Ansonsten ist die Lesbarkeit der Texte mit dem tolino vision 3 HD bei Tageslicht, Kunstlicht und der integrierten Beleuchtung gleichermaßen sehr gut und ermüdungsfrei. Sonneneinstrahlung stört nicht. Das Leseerlebnis finde ich nahezu gleich wie bei bedrucktem Papier.

Man sollte unbedingt eine Displayfolie verwenden! Ich tat dies anfänglich nicht und da sind ziemlich schnell Kratzer auf dem Display meines tolino vision 3 HD entstanden.

Wie funktioniert das mit den eBooks?

Viel Geld für den eReader ausgeben allein sorgt noch nicht für das Lesevergnügen. Schließlich braucht man jetzt noch die gewünschten literarischen Werke in elektronischer Form. Da war ich bisher völlig unbeleckt und kam nicht drum rum, mich mit Dateiformaten und eBook-Stores auseinander zu setzen.

Für den Aufbau der elektronischen Bibliothek gibt es erst mal eine gute Nachricht: Zahlreiche Klassiker, die nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen, werden in den eBook-Stores kostenlos zur Verfügung gestellt. Da kann man dann nach Herzenslust stöbern und in aller Ruhe ausprobieren, wie es sich elektronisch liest.

Neuere Werke kosten in der elektronischen Form leider fast genauso viel wie in der gedruckten Variante. Wenn es noch kein Taschenbuch gibt also auch schnell mal 30 Euro, obwohl den Verlagen die Kosten für Druck, Lagerung, Versand etc. erspart bleiben. Manche ganz findige Verlage versehen die eBooks dann noch mit einem harten Kopierschutz, sodass sie auf dem eReader online “freigeschaltet” werden müssen und nur mit einer bestimmten Anzahl Geräte gelesen werden können. Daneben gibt es auch noch einen weichen Kopierschutz in Form von Wasserzeichen, der nicht weiter stört.  Harten Kopierschutz finde ich hingegen Kundenverarschung und solche eBooks kaufe ich auch nicht. In den guten Stores kriegt man gleich angezeigt, ob und was für einen Kopierschutz die Bücher haben.

Was das Dateiformat angeht, fährt man denke ich am besten mit dem weit verbreiteten ePUB-Format, das durch einen offenen Standard und geringe Dateigröße überzeugt. Es ist responsiv, d. h. die Buchseite passt sich der Displaygröße an und man muss nie scrollen.

Kaufen lassen sich die eBooks per WLAN grundsätzlich direkt über den tolino, der Schnittstellen für die größten Stores hat. Das finde ich aber eher unkomfortabel bzw. habe es gar nicht erst ausprobiert. Besser geht es am normalen PC, und dann hänge ich den tolino an den USB-Anschluss und überspiele die eBooks auf den internen Speicher. Auch die tolino-Cloud nutze ich nicht, sondern mache ganz traditionell Festplatten-Backups. Ein Buch mit Internetanschluss, das ist irgendwie nicht meins.

Und dann … der Displaybruch

Nach etwa sieben Monaten, am ersten Tag meiner Reise in die Westalpen, die unangenehme Überraschung: Das Display des tolino vision 3 HD reagierte nicht mehr, darauf waren einige schwarze Balken zu sehen. So durfte ich den tolino auf dieser Tour dann in defektem Zustand mitschleppen und musste auf das Lesen komplett verzichten.

Eine Befragung des Orakels im Nachgang ergab, dass es sich vermutlich um einen Displaybruch handelte. Dieser ist von außen nicht erkennbar. Der Pferdefuß von E-Ink-Displays sind also offensichtlich “innere Verletzungen” durch Erschütterungen etc. Diese sammeln sich über die Zeit an und können irgendwann dazu führen, dass das Display komplett ausfällt. Ein paar Infos dazu gibt es auf diesem Blog.

Jedenfalls bin ich mit dem tolino vision 3 HD Gerät dann gleich zu Hugendubel, wo ich es erworben hatte. Drei achselzuckende Verkäufer (“Wir kennen und nicht mit Technik aus”) drückten mir, nachdem sie sich beratschlagt hatten, ein neues Austauschgerät in die Hand. Puh, Glück gehabt! Hoffen wir mal sehr, dass so ein Defekt nicht nochmal auftritt.

Fazit zum Tolino Vision 3 HD

Es ist klar, dass das Lesen mit dem tolino Vision 3 HD eBook-Reader anders ist als bei gedruckten Büchern. Man muss sich mit Dingen wie Kopierschutz beschäftigen und an die Technik des Geräts gewöhnen. Doch nachdem ich das jetzt gemacht habe, vermisse ich gedruckte Bücher eigentlich nicht mehr – und schon gar nicht in meinem Rucksack.

Das schnelle Verkratzen des Displays, als ich noch keine Folie darauf hatte, und natürlich der Schock mit dem Displaybruch haben gezeigt, dass eBook-Reader – bei sehr hohen Kaufpreisen – (noch?) recht empfindlich sind. Das stellt auf Wanderungen natürlich ein Problem dar. Nicht gut finde ich außerdem, dass eBooks nach der teueren Anschaffung des Readers fast gleich viel kosten wie gedruckte Bücher.

Warum ich trotz dieser Nachteile auch weiterhin meinen tolino vision 3 HD beim Wandern dabei haben werde, ist eben der unschlagbare Vorteil: Kaum Gewicht und so viele Bücher darauf, wie ich will. Dank der Beleuchtung kann ich auch im Dunkeln lesen und eine Akkuladung reicht sogar für eine Alpenüberquerung.

Bleibt zu hoffen, dass mit der weiteren Verbreitung der Geräte die Preise noch spürbar nach unten purzeln und die Technik vor allem hinsichtlich Robustheit noch deutliche Fortschritte macht.

2 Gedanken zu „tolino vision 3 HD eReader im Test“

  1. Hallo Raffaele,

    vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Dass es durch Erschütterungen mit der Zeit zu einem Displaybruch kommen kann, wusste ich nicht. D.h. man muss den E-Reader gut verpacken, wenn man ihn mit zum Wandern nehmen möchte.
    Ich hatte ihn nur auf ‘normalen’ Reisen mit dabei.
    Zu Hause mag ich immer noch lieber richtige Bücher aus Papier – den Geruch von einem frisch gedruckten Buch und das rascheln umgeblätterter Seiten kann ein E-Reader einfach nicht ersetzen.

    Viele Grüße
    Biene

    1. Hallo Biene,
      bis mir das passiert ist, hätte ich so etwas auch nicht gedacht. Es gibt für den tolino gepolsterte Schutzhüllen von verschiedenen Anbietern, allerdings schlägt das ja dann gleich wieder aufs Packgewicht 🙁 Ich werde ihn künftig zwischen die Wechselkleidung packen und so schützen.
      Was du über Papierbücher schreibst, kann ich nachvollziehen. Das elektronische Lesen ist schon anders. Zu Hause muss man ja zum Glück nicht aufs Gewicht achten.
      Viele Grüße
      Raffaele
      Gruß
      Raffaele

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